
JAHNZ E I T 18 AUSGAB E F E B RUAR 2022
Im vergangenen Sommer hat Otto viel gemacht. Wahrschein-lich,
sagt er, hat ihm die Corona-Pause auch körperlich ge-schadet.
Also hat er in der Pause alles darangesetzt, um so
fit wie nur möglich in die Vorbereitung zu starten. Es gelang.
Otto war ein wichtiger Faktor, dass es für die Jahnelf zu Sai-sonbeginn
so gut lief. Er leistete wertvolle Arbeit im Spiel
gegen den Ball und steuerte im Heimspiel gegen Schalke
04 (4:1) und auswärts beim FC Ingolstadt (3:0) jeweils einen
Treffer bei. Zwischendurch fiel er bereits einige Wochen mit
einer Sprunggelenksverletzung aus, nun zum Jahreswechsel
mit der Rot-Sperre. „Rhythmus ist etwas ganz Wichtiges“,
weiß Otto. Diesen will er nun wieder aufnehmen.
Wie eingangs erwähnt, hat der Angreifer die Pause gut ge-nutzt,
auch um an Defiziten zu arbeiten. Dass er mehr Tor-gefahr
entwickeln muss, weiß Otto. Doch Trainer Mersad Se-limbegovic
betonte bereits mehrmals, dass er seine Stürmer
nicht nur an den Treffern misst: „Bei unserer Spielidee müs-sen
alle sehr viel gegen den Ball arbeiten, auch die Stürmer.
Dadurch ist es vielleicht schwieriger, im Abschluss die nötige
Frische zu haben“, sagt Selimbegovic. „Aber unsere Stürmer
bereiten Tore vor, ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich, legen
Bälle ab oder verlängern sie. Dazu holen sie Fouls oder Ecken
heraus, aus denen wir diese Saison viele Tore gemacht ha-ben.
Wenn sie so weiterarbeiten, dann werden sie auch noch
mehr Tore schießen, da bin ich mit sicher.“
Die nächsten Schritte
Arbeiten kann er noch an vielem, weiß Otto. „Ich habe die letz-ten
Jahre gelernt, mich gegen die Verteidiger zu wehren, mich
zu behaupten, Bälle zu halten. Allerdings fehlt oft noch die An-schlussaktion
nach vorne, dass daraus wirklich Torgefahr oder
eine Aktion Richtung Tor folgt“, sagt er beispielsweise. Hier
die richtige Abwägung zu finden, Bälle zu halten, aber auch
im richtigen Moment ins Risiko zu gehen, ist ein Entwicklungs-feld.
Dazu könne er noch beweglicher und agiler werden. In
puncto Schnelligkeit sei man bei der Entwicklung in gewissem
Maße limitiert, aber auch daran möchte er noch arbeiten.
„Es ist für mich eine schöne Ausgangslage. Ich weiß, dass ich
der Mannschaft aktuell helfen kann, das gibt mir die nötige
Gelassenheit, ich muss mir keinen Stress machen. Ich weiß
aber genauso, dass ich noch viele Felder habe, in denen ich
mich verbessern kann, um der Mannschaft dann noch mehr
zu helfen. Ich kann das aber nicht erzwingen, denn dann
klappt es meistens nicht.“
Dass Otto so offen über seine Entwicklungsfelder spricht,
zeugt von einer Reife, die nicht viele Fußballer mit sich brin-gen,
gerade in diesem jungen Alter. Reife, die er auch neben
dem Platz zeigt. Auch hier ist Otto ein Kopfmensch. Er ma-che
sich viele Gedanken, beispielsweise um Politik, sagt er.
Wie die Gesellschaft derzeit beim Thema Corona gespalten
ist, beschäftigt ihn. Daneben macht sich Otto auch Gedan-ken,
wie es für ihn nach seiner Karriere weitergeht. Dass
es im Fußball weitergeht, will der Badener nicht komplett
ausschließen, stuft es aber als sehr unwahrscheinlich ein.
Denn als Kind wusste er es sehr zu schätzen, wie viel Zeit
seine beiden Eltern als Lehrer für die Familie hatten. Otto
will auch eine eigene Familie gründen und das ist mit dem
intensiven, viel Zeit und Flexibilität erfordernden Fußball-geschäft
nicht unbedingt gut zu verbinden. Hätte es mit der
Fußballerlaufbahn nicht geklappt, wäre Otto wohl auch in
Richtung Lehrer gegangen, das wird nach der Karriere aber
wohl nicht mehr klappen.
Weil Otto selbst am Dorf aufgewachsen ist, passt auch sein
Wohnort in Regensburg gut. Er lebt in Lappersdorf. Nicht
weit weg vom Stadtkern, aber dennoch ruhig gelegen. Otto
geht hier gerne mit seiner Freundin und seinem Hund spa-zieren.
Weil die Fahrtstrecke nicht allzu weit ist, bekommt
Familienmensch Otto auch oft Besuch aus der Heimat. Die-se
wird dann schon auch mal bekocht, wie er verrät. Dabei
gehen seine Kochkünste durchaus über 0815-Gerichte hi-naus.
„Bislang hat sich auch noch niemand beschwert, dass
es nicht schmecken würde“, sagt Otto und lacht. Allgemein
sei er ein lockerer Typ, man könne Spaß mit ihm haben,
auch wenn er nicht der extrovertierteste Typ sei. „Dass ich
neben dem Platz am meisten mit Konni Faber verbringe,
der bekanntlich sehr verrückt ist, sagt viel aus“, sagt Otto
und lacht erneut. „Wir machen viel Quatsch zusammen.
Man kann mit mir aber auch sehr ernsthaft sprechen.“
David Otto macht beim Gespräch im neuen Funktions-gebäude
einen sehr aufgeräumten und reflektierten Ein-druck.
Er hat nun lange genug von draußen zugeschaut
und ist heiß darauf, auf dem Platz wieder Vollgas zu geben
und die Saison mit der Jahnelf erfolgreich zu beenden. Er
weiß, was er kann und was er noch verbessern muss, damit
er die nächsten Schritte auf der Treppe gehen kann. f r
Foto: Widmann/DFL