
JAHNZ E I T 81 AUSGAB E MAI 2022
Nachruf auf Ludwig „James“ Haas
Ein wichtiger Brückenpfeiler
Mitten in die Freude über den lang ersehnten Heimsieg im
März gegen Paderborn traf den SSV Jahn die Nachricht über
den Tod von Ludwig „James“ Haas. James war lange Jahre
in guten und schwierigen Zeiten Jahnfan und seit 2013 ein
wichtiger Brückenpfeiler und Begleiter von Projekten der
Sozialinitiative „Jahn Sozial: Brücken für Regensburg“.
Das heute selbstverständlich gewordene Leitmotiv des
SSV Jahn, Botschafter für die Menschen in der Region zu
sein, hatte er bereits verinnerlicht, als man beim SSV Jahn
noch an der Umsetzung dieser Verantwortung arbeitete.
Die Idee, die Fußballspieler seines Herzensvereins als Vor-bilder
einzusetzen, um nicht oder wenig vorhandene Moti-vation
aus Jugendlichen in der Schule zu kitzeln, trieb den
pensionierten Lehrer derart an, dass er mit großer Vehe-menz
auf der Geschäftsstelle anklopfte. Ob Geschäftsfüh-rer,
Pressesprecher oder Fanbeauftragter – James ließ sich
bei jedem einen Termin geben, um sein Feuer für die Idee
in den Club zu tragen.
Er kam dabei nicht nur mit bloßen Ideen, sondern mit durch-dachten
Konzeptionen. Und so war es im Februar 2014 erst-mals
soweit: Der SSV Jahn veranstaltete das Projekt „Jahn
Motivation“ an der Realschule Parsberg. Niemand verstand
es so gut wie James, Diskussionen für Schüler*innen und
Profis derart gewinnbringend und zielführend zu moderie-ren,
dass alle Veranstaltungen immer zum Erfolg für alle
Seiten wurden. Die Profis forderte er dabei heraus, über
ihre Motivation nach Niederlagen,
Nichtberücksichtigung in der Startelf,
„ungerechtfertigten“ Entscheidungen
der Trainer, Verletzungen oder Kritik
aus dem Umfeld zu reflektieren und
ihre Strategien darzulegen, wie sie
damit umgehen. Die Schüler*innen,
deren Motivation gleichermaßen an
(schlechten) Noten, Meinungsver-schiedenheiten
mit Lehrkräften und
Druck aus dem Elternhaus leiden
konnte, fanden sich schnell in den
Schilderungen der Profis wieder – aus-gerechnet
bei einer Personengruppe,
die für Jugendliche oftmals als per-fekt
wahrgenommen wird. Mit seiner
emphatischen und vor allem zu jeder
Zeit positiven Art gelang es James,
dass sich alle Beteiligten in den teils
tiefgründigen Diskussionen öffneten.
Regelmäßig positive Rückmeldungen
aus den Schulen bescheinigten dem
Projekt ebenso den positiven Effekt
wie die Reaktionen der eingesetzten
Profis, die nicht selten selbst etwas
für ihren Weg mitnehmen konnten. So
wurde das Projekt „Jahn Motivation“
zu einem Erfolgsmodell, das bis zur Corona-Pause über 30
Mal an diversen Schulen in der Region stattgefunden hat.
Doch nicht nur Schüler*innen und Fußballprofis konnten
von James so einiges mitnehmen, auch die Mitarbeiter*in-nen,
die mit ihm zu tun hatten, durften von seiner Lebens-erfahrung
und vor allem Lebenseinstellung profitieren.
Hatte man eine Besprechung mit James Haas, war klar, dass
man keinen Anschlusstermin haben durfte – überzogen
wurde immer. Sport und Fußball hatte für ihn weit mehr Di-mensionen
als einen Wettbewerb um Tore oder Punkte. Ob
Bildung, Kultur, Gesellschaft oder sogar Politik – der Fußball
strahlt in alle Bereiche des Lebens. Und so konnte man mit
James gerne und lange philosophieren von der Bedeutung
des Schulsports in Luxemburg bis zu George Best. Und am
Ende des Gespräches hatte man immer das Gefühl etwas
gelernt zu haben. Und so war James für den Club, zahlreiche
Mitarbeiter*innen und Profis Innovator, Inspirator, Mentor
und Brückenbauer.
Die „Brücken für Regensburg“ sind in den letzten Jahren im-mer
weiter gewachsen und stehen auf immer zahlreicheren
und stabileren Pfeilern. Einer der ersten ist nun nicht mehr
lebendig, doch ist das Holz, aus dem er geschnitzt ist, stabil
und wird bleiben. Der Mensch, der dahinter steht, wird uns
unglaublich fehlen!
Ruhe in Frieden, James! j f