JAHNZ E I T 80 AUSGAB E MAI 2022
Jahn HisTORie
Kleine Geschichte unserer „Zweiten“
Die „Erste“ des Jahn hat den Zweitliga-Klassenerhalt am
letzten April-Wochenende 2022 klargemacht, für die zwei-te
Mannschaft des SSV geht es aber in den kommenden
Wochen noch um etwas: als Tabellenvierter der Bayernliga
Süd befindet sich die U21 des SSV um ihren Kapitän Juli-an
Ziegler und Trainer Christoph Jank noch im Aufstiegs-kampf.
Der erste Aufstiegsplatz ist schon vergeben an die
sich selbst als „Dorfbuam“ präsentierenden Kicker der
SpVgg Hankofen-Hailing. Der zweite Platz, der zu Relegati-onsspielen
für die Regionalliga Bayern berechtigt, ist aber
nach wie vor in Reichweite. Schon jetzt ist die aktuelle Sai-son
ein großer Erfolg! Grund genug, einmal die Geschichte
unserer zweiten Mannschaft in Erinnerung zu rufen.
Die HisTORie der zweiten Mannschaft von Jahn Regensburg
ist fast so alt wie der Jahn Fußball selbst. Noch vor dem Ersten
Weltkrieg (1914–18) gab es eine zweite Herren-Mannschaft.
Die Bezeichnung für die Zweitvertretungen, das gilt für den SSV
wie für alle anderen Fußballvereine, war über die letzten 100
Jahre freilich häufigen Änderungen unterworfen. Dabei kommt
der heutige Name „SSV Jahn II“ der ursprünglichen Nennung
wohl am nächsten. Hier war meistens von der „II. Mannschaft“
die Rede, erstmals im Jahn Archiv in einem Artikel des „Regens-burger
Anzeigers“ vom Oktober 1911 über einen 9:2-Erfolg von
Jahn II gegen MTV Ingolstadt II dokumentiert. Nach dem Zwei-ten
Weltkrieg spielten die
„Reserven“ der Oberligis-ten
ihre eigene Reserve-runde,
zumeist als Vorspiel
der Erstvertretungen, aus.
Ende der 1950er nahm
die zweite Jahnelf wieder
am regulären Spielbetrieb
teil, in der Regel mit der
Bezeichnung „Amateure“ –
auch, als die Vertragsspie-ler
keineswegs unter Profi-bedingungen
agierten. In
den letzten Jahren wurde
die Frage nach der Sinn-haftigkeit
eines Zweitteams von Profifußball-Vereinen durch-aus
unterschiedlich beantwortet. Insbesondere dort, wo zweite
Mannschaften auf niedrigerem Niveau spielten, wurden diese
Mannschaften immer wieder auch abgemeldet. So etwa von
den Champions-League-Teilnehmern Bayer Leverkusen (2014)
und RB Leipzig (2017), aber auch von Eintracht Frankfurt (2014),
Union Berlin, VfL Bochum (hier gibt es eine auf Kreisliga-Niveau
spielende Betriebsmannschaft) und Arminia Bielefeld wurde so
verfahren. Mittlerweile gibt es aber auch wieder gegenläufige
Entwicklungen. So möchte die Eintracht in der kommenden
Saison wieder eine U23 an den Start bringen. Diese wird aber
sicherlich ein paar Jahre brauchen, um dort hinzukommen, wo
die aktuell erfolgreichsten Zweitvertretungen stehen – das sind
Borussia Dortmund II und der SC Freiburg II in der 3. Liga.
Theoretisch dürften
übrigens auch Zweit-vertretungen,
die seit
einigen Jahren aus
Gründen der Nach-wuchsförderung
zum
größten Teil aus U23-
Spielern bestehen
müssen, von Zweit-ligisten
in der 3. Liga
antreten. Nicht jedoch
von Drittligisten in der
Regionalliga, weshalb
der FC Ingolstadt II,
aktuell auf Platz zwei der Bayernliga Süd stehend, kein Auf-stiegsrecht
hat. So könnte es – freilich nach noch einiger
Anstrengung – dazu kommen, dass der SSV Jahn II zu den
U23-Mannschaften von Bayern München, FC Augsburg, 1. FC
Nürnberg und Greuther Fürth aufrückt und damit auch in die-sem
Kriterium seine neue Position im bayerischen Fußball un-termauert.
Erstmals seit 2006 wäre Jahn II damit wieder viert-klassig,
nachdem die Mannschaft damals durch den Abstieg
der „Ersten“ zwangsabsteigen musste. Dass man überhaupt
wieder eine Zweitvertretung auf so hohem Niveau hat, das ist
in erster Linie der Fusion mit der SG Post/Süd im Jahre 2002
zu verdanken, die damals von der Landes- in die Bayernliga
aufgestiegen war. Zuvor war die „Reserve“ fast 40 Jahre nur
in Spielklassen des Fußballkreises zu finden (eine Ausnahme
war die Bezirksliga-Spielzeit 1988/89). Einmal war man aber
sogar drittklassig nach dem Zweiten Weltkrieg, das war unter
Trainer Alfred Popp in der Saison 1962/63, an deren Ende
man – vor 1860 München II und Bayern München II liegend –
die Bayernliga Süd unter anderem wegen der Nicht-Qualifika-tion
der Zweitliga-Mannschaft für die neue Regionalliga wie-der
verlassen musste. wo
Ältestes Zeugnis unserer „Zweiten“ im Jahn Archiv:
Der Artikel aus dem „Regensburger Anzeiger“
vom 5. Oktober 1911 berichtet vom 9:2-Heim-erfolg
des TB Jahn II über den MTV Ingolstadt II
(Foto: Jahn Archiv).
Die SpVgg Hankofen-Hailing (rote Trikots, hier Spie-lertrainer
Tobias Beck) ist schon in die Regionalliga
Bayern aufgestiegen. Die U21 des SSV Jahn (am Ball
Marius Weiderer) könnte über die Relegation ebenfalls
noch eine Aufstiegschance haben. (Foto: Becherer)