JAHNZ E I T 68 AUSGAB E MAI 2022
Kaderplanung in der Jahnschmiede
„Spieler holen, von denen wir
überzeugt sind“
Es ist der Gründonnerstag, vormittags, auf dem
Gelände des ASV Cham. Die Jahnschmiede ist
mit vier Trainern um Chefscout Lukas Baumer
vor Ort. Auch vom Ausbildungspartnerverein
ASV Cham sind einige Trainer da. An verschie-denen
Stationen absolvieren 25 Kinder ver-schiedene
Übungen. Die Trainer schauen genau
hin. Es ist einer von fünf Sichtungstagen, die
die Jahnschmiede in diesem Sommer gemein-sam
mit seinen Ausbildungspartnervereinen –
neben Cham sind das noch der ASV Neumarkt,
der FC Dingolfing, der FC Ergolding und der SV
Schalding-Heining – veranstaltet hat. Auf der
Suche nach neuen Talenten in der Region Ost-bayern.
Im Gespräch mit der Jahnzeit gibt Chef-scout
Lukas Baumer Einblicke in die Kaderpla-nung
des Leistungszentrums des SSV Jahn.
Jahnzeit: Lukas, worauf achtet Ihr denn besonders bei der
Sichtung neuer Talente?
Lukas Baumer: Im sportlichen Bereich sind das vor allem zwei
Faktoren: die Schnelligkeit im Kopf, also die Handlungsschnel-ligkeit,
und die Schnelligkeit in den Beinen. Bringt ein Spieler
beides mit, ist er ein sehr guter Spieler. Darüber hinaus achten
wir auf verschiedene Aspekte wie die familiäre Situation, das
Umfeld, die Schule. Wo kommt ein Spieler her? Und vor allem:
Wie sehr ist der Spieler von sich aus motiviert? Denn das ist
das Wichtigste, dass der Spieler selbst den Aufwand, der in
der Jahnschmiede nötig ist, auch leisten möchte.
Wie plant Ihr die Kader der Jahnschmiede?
Das ist ein fortwährender Prozess und eigentlich nie fertig.
Aktuell, also Ende April, Anfang Mai, läuft die heiße Phase,
in der die Wechsel final entschieden werden. Das Scouting,
also die Talentsuche und Talenterkennung, läuft aber über
das komplette Jahr. Spätestens ab August, September planen
wir dann schon wieder die Kader für die folgende Spielzeit.
Welche verschiedenen Phasen gibt es denn in der Kader-planung?
Zunächst geht es darum, dass wir die vorhandenen Kader
analysieren, wo wir Vakanzen haben und wo wir uns ver-stärken
möchten. Dann wird versucht, im ersten Schritt flä-chendeckend
so viele Spieler zu sehen wie möglich. Das
wird von mir koordiniert, dazu haben wir sieben Scouts, die
altersspezifisch eingeteilt sind. Anschließend wird das Sieb
immer feinkörniger gemacht. Es werden klare Wunschspie-ler
definiert. Diese versuchen wir spätestens in der aktu-ellen
Phase für die Jahnschmiede zu gewinnen.
Gibt es altersspezifische Unterschiede, welche
Spieler Ihr sucht?
Ja, die gibt es. In der U11 ist es unser Anspruch,
dass wir die besten Spieler aus Regensburg und
dem Landkreis kennen und sie bei uns haben
wollen. In den kommenden Altersstufen blicken
wir dann nach ganz Ostbayern, also in die Be-zirke
Oberpfalz und Niederbayern, von wo wir
Spieler rekrutieren. Ab der U15 haben wir dann,
beispielsweise durch Internatsplätze, die Mög-lichkeit,
auch mal interessante Spieler von weiter
weg zu holen. So weitet sich der Scoutingbereich
immer weiter. In der U19 und U21 gibt es dann
über Wohnungen oder WGs noch mehr Möglich-keiten,
Spieler von außerhalb in Regensburg
unterzubringen.