JAHNZ E I T 16 AUSGAB E MAI 2022
„Ich glaube schon, dass ich ziemlich druck-resistent
bin. Damit kann ich gut umgehen,
denn ich habe im Leben Dinge erlebt, die viel
schlimmer sind als eine Ergebniskrise oder
eine Niederlage in der 2. Bundesliga.“
gemacht, weil ich zwar weiß, was unsere Mannschaft kann,
aber auch weiß, was uns diese Liga Woche für Woche abver-langt.
Genauso bin ich in den schlechten Phasen aber auch
positiv geblieben, was viele vielleicht nicht verstanden ha-ben.
Aber wenn man sich einzelne Spiele anschaut wie die
Niederlagen gegen Kiel, Schalke oder St. Pauli, um nur ein
paar Beispiele zu nennen, dann waren es Niederlagen der
Kategorie unnötig oder unglücklich. Genauso gab es in der
Hinrunde Spiele, die 50:50 waren und die wir auf unsere Sei-te
ziehen konnten. Für viele ist es dann eben so, dass am
Montag schon nur noch das reine Ergebnis zählt. So dürfen
wir aber intern nicht denken.
Ärgert es dich manchmal, wie oberflächlich und rein er-gebnisbezogen
der Fußball oft wahrgenommen wird?
Nein, das ärgert mich nicht mehr, dafür bin ich
zu lange im Fußball dabei, als dass ich etwas
anderes erwarten würde. Ich versuche auch
immer ein bisschen weiter zu schauen, was
zum Beispiel in der Champions League pas-siert.
Und es ist überall das Gleiche. Leider
leben wir in einer Zeit, in der in den sozialen
Medien schnell Aussagen von sich gegeben
werden, die man wahrscheinlich keinem ins
Gesicht sagen würde. Deshalb muss ich für
mich einen Weg finden, unabhängig vom
Drumherum zu analysieren, wie ist die Leis-tung
der Mannschaft und halten wir uns an
unseren Plan, sind wir gallig, sind wir heiß. Am
Ende des Tages ist mir aber natürlich bewusst,
dass du im Fußball neben guten Leistungen
auch Ergebnisse brauchst. Deshalb, da ma-che
ich keinen Hehl daraus, habe ich in der
Negativserie auch gesagt: Jetzt brauchen wir
wieder einen Erfolg – egal wie. Denn ein gutes
Ergebnis kann sich dann auch wieder auf das
Auftreten und die Leistung der Mannschaft
positiv auswirken. Denn der psychologische
Aspekt ist auch sehr wichtig.
Hast du in der Zeit selbst gezweifelt, warum
es nicht mehr funktioniert?
Nein. Zum Beispiel beim Heimspiel gegen Düsseldorf, da
wusste ich, das ist nicht das Spiel, das unsere Mannschaft
spielen kann. Deshalb war mir klar, ich muss in die Köpfe
durchdringen und ihnen Mut zusprechen. Wichtig ist, dass
Wir immer Wir bleiben. Wir dürfen in guten Phasen nicht
überdrehen und auch in schlechten Phasen nicht versuchen,
mit wilden Sachen rauszukommen. Sondern mit einfachen
Sachen, die uns in den letzten Jahren stark gemacht haben.
Spätestens mit dem erlösenden Treffer von Andreas Albers
zum Heimsieg gegen Paderborn hatte ich dann das Gefühl,
es läuft wieder in die richtige Richtung.
Profifußball ist immer auch mit Druck verbunden. Wie
nimmst du diesen Druck wahr und kannst du diesen ab-streifen,
wenn du nach Hause kommst?
Foto: Köglmeier