JAHNZ E I T 40 AUSGAB E NOVEMB E R 2021
Jahn HisTORie
Einer lebenden Jahn Legende
zum Dank!
Der Oktober hat gehalten, was wir zuletzt von ihm erhofft
hatten. Acht Punkte holte die Elf von Chef-Trainer Mersad
Selimbegovic aus vier beanspruchenden Punktspielen in
diesem Monat Ende Oktober zeigte der SSV eindrucksvoll,
dass man sich selbst von einer so unglücklichen Niederlage
im Pokal gegen Rostock nicht aus dem Takt bringen lässt.
Im Spiel beim FC Ingolstadt 04 setzte man sich am 31. Ok-tober
souverän mit 3:0 durch.
Es war ein Sieg im Stile einer formstarken Zweitliga-Mannschaft –
und das am letzten Arbeitstag eines ganz besonderen Mannes
für den SSV Jahn. Denn das Werk des Dr. Christian Keller, von
dem hier die Rede ist, muss als hisTORisch bezeichnet werden.
Die Entwicklung, die der SSV Jahn von Kellers Amtsantritt als
Geschäftsführer 2013 bis heute genommen hat, muss Leuten,
die die Geschicke des SSV Jahn seit längerer Zeit verfolgen, wie
ein Wunder vorkommen. Aber nein, ein Wunder ist es wirklich
nicht, was da in den letzten rund achteinhalb Jahren entstan-den
ist, vielmehr das Resultat von großer Fachkompetenz auf
der einen und einem manchmal die Grenzen der eigenen Leis-tungsfähigkeit
auslotenden Arbeitsethos auf der anderen Seite.
Vom Wissen des Dr. Keller auf dem Gebiet der Vereinssanierung
im Profifußball konnte man sich beim SSV Jahn bereits vier Jah-re
vor seinem Amtsantritt als Geschäftsführer überzeugen. Von
Ende 2009 an war der kurz zuvor bei Prof. Dr. Helmut Digel an
der Universität Tübingen zum Thema „Steuerung von Fußball-unternehmen
– Finanziellen und sportlichen Erfolg langfristig
gestalten“ promovierte Christian Keller schon einmal für ein
halbes Jahr beim SSV Jahn tätig gewesen. Als Mitarbeiter einer
Beratungsfirma, mit der zur wirtschaftlichen Stabilisierung der
Rot-Weißen schon der Förderverein SSV Jahn Regensburg e.V.
einst Kontakt hergestellt hatte, war der damals 31-jährige Kel-ler
nach der Ausgliederung der Leistungsmannschaften in die
GmbH & Co.KG bereits dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzen-den
Hans Rothammer sehr positiv aufgefallen.
Der damals diagnostizierte Maßnahmen-Katalog war seinerzeit
jedoch noch nicht bei allen Gremien und Entscheidungsträgern
durchsetzbar und so wurde Christian Keller nicht schon 2010
Geschäftsführer beim SSV Jahn, sondern erst drei Jahre später,
nachdem der SSV zwar zwischenzeitlich den überraschenden
und völlig unvorbereiteten Aufstieg in die 2. Bundesliga ge-schafft
hatte, dort aber in gar keiner Weise konkurrenzfähig war.
Stattdessen wirkte Dr. Keller in dieser Zeit als Professor für Sport-management
an der SRH Hochschule Heidelberg, einer hoch-interessanten
privaten Einrichtung, die ihren Ursprung in einer
diakonistisch-sozialen Stiftung hatte. Dass dem Hochleistungs-träger
Christian Keller gerade dieser soziale Aspekt auch persön-lich
wichtig ist, zeigte sich in den letzten Jahren bei diversen Ge-legenheiten
immer wieder auch in seiner Arbeit beim SSV Jahn.
Ein weiterer Vorteil seiner beruflichen Vergangenheit war sicher
auch die Tatsache, dass der „Menschenfänger“ Christian Keller
immer wieder Personen zu den Rot-Weißen bringen konnte, die
er etwa aus der Hochschule kannte und mit denen er kongenial
zusammenarbeiten konnte. Man denke hier insbesondere an
seinen langjährigen Mitstreiter und einen seiner Nachfolger Phi-lipp
Hausner oder den ehemaligen kaufmännischen Geschäfts-führer
Johannes Baumeister. Das gilt selbstverständlich auch für
das Erkennen, Heranziehen, Fördern und Fordern von Spielern,
aber auch Trainern. Dr. Christian Keller hat, nachdem ihn die Gre-mien
des SSV Jahn nach dem Zweitliga-Abstieg 2013 zum SSV
Jahn (zurück)geholt hatten, mit seinen anfangs nur wenigen Mit-streiterinnen
und Mitstreitern nicht „nur“ wirtschaftlich den SSV
auf ein ganz neues Niveau gehoben. Das war bei Kenntnis der
Person und der Fähigkeiten Dr. Kellers und der Tatsache, dass er
die Freiheit hatte, seine Agenda durchzuziehen, fast folgerichtig,
würde ihn aber alleine deshalb schon zu einem der wichtigsten
Figuren der neueren Jahn-Geschichte machen.
Aber Geschäftsführer Keller wusste natürlich, dass die „Neuent-deckung“,
an manchen Stellen vielleicht sogar im besten Sinne
„Neuerfindung“ des SSV Jahn ohne sportlichen Erfolg nicht mög-lich
war. Diese Aufgabe auch gleich selbst zu übernehmen war
zum einen sicher auch der Not geschuldet, stellt zum anderen
aber auch einen weiteren Charakterzug dieses Mannes dar. Die
oft geäußerte (und lange genug auch beim SSV Jahn zu hörende)
Meinung, dass nur ehemalige Profifußballer gut als Sportdirektor
sein können, hat Christian Keller jedenfalls eindrucksvoll wider-legt.
Es zeigen sich hier weitere positive Eigenschaften des Dr.
Keller, nämlich sein Mut, neue Aufgaben furchtlos anzunehmen
und die Fähigkeit, schnell aus Rückschlägen zu lernen. Die gab es
freilich auch, vor allem in den beiden ersten Jahren seiner Tätig-keit
als Sportdirektor. Doch das Vertrauen, das Vorstand und Auf-sichtsrat
Christian Keller auch nach dem Abstieg in die Regional-liga
2015 entgegenbrachten, hat der scheidende Manager dem
Verein und all seinen Anhängern vielfach zurückgeschenkt. wo