JAHNZ E I T 13 AUSGAB E NOVEMB E R 2021
Achteinhalb Jahre sind ein sehr langer und doch ein sehr
kurzer Zeitraum. Sie sind sehr lange, wenn man sie auf das
oft so schnelllebige Fußballgeschäft bezieht. Sie sind aber
auch ein ziemlich kurzer Zeitraum, wenn man einen Verein
nachhaltig nach vorne bringen will. Letzteres ist beim SSV
Jahn Regensburg in den vergangenen Jahren zweifelsfrei
passiert und das hat nicht nur, aber zu sehr großen Teilen mit
einem Namen zu tun: Christian Keller. Als Geschäftsführer
Profifußball hat er die positive Entwicklung des SSV Jahn in
den vergangenen Jahren maßgeblich vorangetrieben. Er hat
aus einem einstigen Chaosklub einen aktuell stabilen Zweit-ligisten
gemacht, der sich sowohl auf als auch neben dem
Platz nicht zu verstecken braucht – Stichwort infrastrukturel-le
Weiterentwicklung. Nun hat Christian Keller entschieden,
den Jahn zu verlassen, weil seine persönlichen Ziele erreicht
sind und er den Weg freimachen möchte, damit sich der Ver-ein
in der Spitze breiter aufstellen kann. Im ausführlichen
Interview mit der Jahnzeit blickt Keller auf die achteinhalb
Jahre beim SSV Jahn zurück, auf Höhen wie Tiefen. Er gibt
Einblicke in die Entwicklung des Vereins und die Haltung, die
den Jahn über all die Jahre starkgemacht hat.
Christian, was glaubst du, wirst du an deinen ersten freien
Tagen nach den Jahren beim SSV Jahn eher fühlen: Freude
oder Leere?
Christian Keller: Ich weiß noch gar nicht genau, wann diese
Tage kommen. Ich werde im November schon noch viel auf
der Geschäftsstelle sein, um die Übergabe ordentlich zu er-ledigen
und um Medientermine wahrzunehmen. Aber wenn
dann die ersten richtig freien Wochen kommen? Das weiß
ich ehrlich gesagt noch nicht. Mein Umfeld sagt mir, dass ich
dann erst einmal nicht wissen werde, was ich machen soll.
Das würde dann Leere bedeuten. Aber ich sage denen im-mer:
Ich kriege das schon hin (lacht).
Du hast die Übergabe angesprochen: Wie wird diese genau
ablaufen?
Ich werde im November nicht mehr jeden Tag da sein. Aber
wenn es notwendig ist, dann bin ich da, weil es mir wirklich
ein Herzensanliegen ist, dass es gut übergeben wird und
dann positiv weiterläuft. Wie kann man sich das vorstellen?
Speziell bei der Übergabe an Philipp Hausner als neuen
kaufmännischen Geschäftsführer wird es auf jeden Fall mit
jedem kaufmännisch-administrativen Abteilungsleiter einen
Übergabetermin geben, in dem Philipp in alle aktuell opera-tiv
bearbeiteten Themen wie auch die strategisch in Bearbei-tung
stehenden Themen eingeführt wird. Zudem werde ich
ihn sicher noch in alle Jahn Geheimnisse einweihen. Er weiß
sehr vieles als Abteilungsleiter, aber nicht alles.
Und wie sieht es im sportlichen Bereich aus?
Bei Roger Stilz als neuem sportlichem Geschäftsführer wird
es von den Prozessschritten her ähnlich sein. Auch hier wird
es im Lauf des Novembers eine Übergabe zusammen mit den
Abteilungsleitern geben, das heißt zum einen mit Mersad
Selimbegovic als Chef-Trainer der Profimannschaft und zum
anderen mit Christian Martin als Leiter der Jahnschmiede.
Ziel ist, dass Roger Stilz ab 1. Dezember gut vorbereitet in
seine neue Aufgabe starten kann.
Du hast bekanntermaßen in deiner Zeit beim SSV Jahn alles
investiert und dich voll und ganz der Aufgabe hier gewid-met.
Gibt es etwas, das du rückblickend in diesen Jahren
vermisst hast?
Ich muss sagen, und das kommt wirklich aus ganzem Herzen:
Ich bin hier am 1. Juni 2013 reingegangen und es hat mir Freu-de
und Begeisterung bereitet. Das hat für jeden Tag seit da-mals
gegolten. Auch an Tagen, an denen von außen der eine
oder andere vielleicht gedacht hat, das kann ihm heute keinen
Spaß machen. Aber es war nicht so. Inhaltlich hat mich diese
Aufgabe immer erfüllt und zwar vom ersten bis zum letzten
Tag. Ich habe hier immer tolle Menschen um mich herum ge-habt,
mit denen es große Freude gemacht hat zu arbeiten.
Verordnest du dir selbst nun erst einmal eine fußballfreie
Zeit oder wirst du an den Wochenenden doch wieder vor
dem Fernseher sitzen und Fußball schauen?
Ich werde mir auf jeden Fall die Jahn Spiele anschauen. Das
erste Spiel nach meiner Zeit, also das Heimspiel gegen Hansa
Rostock, werde ich mir auch noch live im Stadion anschauen,
weil mir mitgeteilt wurde, dass ich mich nicht einfach durch
die Hintertür verabschieden kann, sondern es in einem offizi-ellen
Rahmen zumindest eine kleine Verabschiedung geben
soll (lacht). Das wollte ich eigentlich nicht, ich verstehe aber
natürlich, dass der Jahn das machen möchte. Danach werde
ich mir die Spiele des Jahn schon am Fernseher anschauen,
darüber hinaus werde ich aber erst einmal relativ wenig Fuß-ball
gucken. Da freue ich mich tatsächlich auch darauf.
Foto: Köglmeier