JAHNZ E I T 22 AUSGAB E NOVEMB E R 2021
nichts zu tun haben. Infrastrukturell ist die Situation bei
den Profis inzwischen sehr gut, beim Nachwuchs aber noch
desaströs. Da muss man ansetzen genauso wie daran, das
sportliche Niveau der Jahnschmiede weiter zu verbessern.
Fällt es dir schwer, diese Aufgaben nicht mehr mit anzu-gehen?
Jein. Ja, weil ich eine genaue Vorstellung habe, wie es weiter-gehen
könnte. Nein, weil ich mit meinem Abschied komplett
im Reinen bin, auch wenn er emotional schon schwerfällt.
Gab es die Option für dich, den Jahn zur Lebensaufgabe zu
machen und es auf Jahre in einem nun gut gemachten Nest
fortzuführen?
Nein, diese Option gab es nicht. Denn man muss die Struk-turen
des Jahn zukünftig noch breiter aufstellen. Ich habe
den Jahn im positiven Sinne als große Herausforderung
gesehen. Und wenn ich eine Herausforderung annehme,
dann habe ich ganz klare Vorstellungen im Sinne eines
Projektplanes. 2014, da war ich gerade ein halbes Jahr da,
habe ich beim Neujahrsempfang öffentlich den Weg vor-gestellt,
den der SSV Jahn die kommenden Jahre gehen
sollte. Ich habe dabei unter anderem auch ein Bild gezeigt,
wie ich mir den Kaulbachweg nach dessen Erneuerung
vorstelle. Das war immer ein ganz starker Antrieb für mich:
Ich wollte dieses Bild in real sehen. Neue Plätze, ein neues
Gebäude, eine neue Auffahrt und die anderen Dinge, die
am Kaulbachweg infrastrukturell entstanden sind. Bis da-hin
wollte ich Vollgas geben. Jetzt habe ich das Bild real
gesehen – und bin sehr glücklich und dankbar darüber,
dass die Erneuerung des Kaulbachwegs und viele andere
Ziele, die ich mir vorgenommen hatte, tatsächlich gelun-gen
sind. Meine Aufgabe sehe ich damit als erfüllt an. Das
heißt nicht, dass mir meine Tätigkeit beim Jahn keine Freu-de
mehr bereitet hat. Die nächsten Entwicklungsschritte
soll nun aber die neue Geschäftsführung verantworten.
Ich muss jetzt auch mal bisschen vom Gas runter gehen.
Immer Vollgas geht auf Dauer nicht.
Was bedeutet dir der Jahn nach 8,5 Jahren emotional?
Immer wenn man irgendwo geht, bleibt ein Stück des Ortes
und der Menschen im Herzen drin. Ich habe beim SSV Jahn
ganz tolle Menschen kennengelernt, die ich nicht missen
möchte. Einige dieser Beziehungen werden ein Leben lang
halten. Das macht mich glücklich. Die vielen tollen gemeinsa-men
Jahn Momente der letzten Jahre kommen als Bonus oben
drauf. Jahnfan bleibe ich deshalb ebenfalls ein Leben lang.
Wie geht es für dich weiter?
scheinlich nach Madeira fliegen. Dann werde ich mir gut
überlegen, wohin ich im Januar und Februar mal für längere
Zeit eine Reise mache. Vielleicht werden es drei, vier Trips an
unterschiedliche Orte oder ich mache eine längere Reise in
ein bestimmtes Land. Ab April, denke ich, werde ich wieder
etwas arbeiten, wenn möglich auch wieder im Fußball. Fest-stehen
tut allerdings noch nichts.
Wenn du im Fußball bleibst: Reizt es dich mehr, ähnlich wie
beim Jahn etwas aufzubauen und einem Verein Strukturen
zu verpassen. Oder reizt dich mehr der nächste Schritt?
Der Treiber für mich ist nicht der nächste Schritt. Der Treiber
ist auch nicht Geld oder Status. Ich habe zwei berufliche Trei-ber:
Zum einen muss die Aufgabe herausfordernd sein, zum
zweiten brauche ich ein gutes Gefühl von den Menschen, mit
denen ich arbeite.
Was fixt dich am manchmal auch etwas verrückten Fuß-ballgeschäft
an, dass du auch deine nähere Zukunft dort
siehst?
Bis zur Rente werde ich das wohl nicht machen. Aber was
mich daran anfixt: Ich liebe einfach dieses Spiel. Das war
das Spiel, das ich von klein auf gespielt habe. Meine Eltern
sagen, dass mein erstes Wort „Ball“ war. Wenn die Hausauf-gaben
gemacht waren, dann war ich beim Fußballspielen bis
es dunkel wurde. Als im Teenager-Alter andere feiern waren,
war für mich relevant, dass ich am nächsten Tag beim Fuß-ballspiel
fit bin. Das hat mich angetrieben. Ich wollte dieses
Spiel spielen, weil ich es liebe. Jetzt kann ich es zwar selbst
nicht mehr spielen, aber ich kann es maßgeblich beeinflus-sen.
Und das macht mir einfach brutal viel Spaß.
Zum Abschluss hast du drei Wünsche für die Zukunft des
SSV Jahn…
Der erste ist: Die Werteorientierung beibehalten, nie ver-gessen
woher der Jahn kommt und immer die Menschen
in Regensburg und der Region in den Fokus der Clubent-wicklung
stellen. Der zweite Wunsch: Jeden Tag aufs Neue
vergegenwärtigen, dass es beim SSV Jahn nicht um die In-teressen
einzelner, sondern um den Club an sich geht. Der
SSV Jahn muss immer größer als jede Person sein. Und mein
dritter Wunsch: Der Jahn soll seinen „Marathon“ erfolgreich
zu Ende bringen. f r
Im November bin ich noch relativ viel beim Jahn für die
Übergabe an die neue Geschäftsführung, zudem möchte ich
mich bei wichtigen Wegbegleitern und Unterstützern auch
noch persönlich bedanken. Auch ein paar Jahn Aufgaben wie
Interviews oder die Mitgliederversammlung stehen noch an.
Im Dezember werde ich einen kurzen Urlaub machen, wahr- Foto: Janne