JAHNZ E I T 16 AUSGAB E JANUAR 2022
geschäft einerseits, aber auch immer
wieder den Blick auf das Ganze und
die strategischen Themen zu werfen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist,
dass man Mitarbeiter gut aussucht
und weiterentwickelt, dass man sich
größtmögliche Mühe gibt bei der
Zusammenstellung der Teams – im
Sport wie auf der Geschäftsstelle.
Denn die Kraft, die entstehen kann,
wenn ein Team harmoniert, ist un-ermesslich
groß. Der Energieverlust,
der entstehen kann, wenn es nicht
harmoniert, ist ebenfalls sehr hoch.
„Ich hatte gute, weil ehrliche Feed-backer.
Das ist in dieser manchmal
auch etwas oberflächlichen Fußball-welt
nicht selbstverständlich.“
Roger Stilz
Du warst selbst auch Mittelfeldspieler, warst du damals
wie heute schon ein Stratege?
Stilz: Ich glaube schon, dass man das so sagen kann. Ich habe
zwar bis auf Torwart und Innenverteidiger alle Positionen ge-spielt,
war aber am Ende der Spielerlaufbahn vor allem im
zentralen Mittelfeld zu Hause und dann auch Spielertrainer
in der Oberliga und Regionalliga.
Wir haben einen Zeitungsartikel aus dem „Hamburger
Abendblatt“ gefunden, als du 2008 als bester Spieler bei
einem Hallenturnier ausgezeichnet wurdest. Da steht: „Vic-torias
dribbelstarker – und oft lautstark fluchender – Regis-seur
Roger Stilz, der auch fünf Tore schoss.“ Beschreibt dich
das ganz gut, wie du auf dem Platz unterwegs warst?
Stilz: (lacht) Wahrscheinlich ja. Ich glaube, ich konnte schon
ganz gut kicken, habe Zweikämpfe aber phasenweise schon
auch mit meinem Mundwerk geführt. Ich finde es grundsätz-lich
aber sehr schwierig, über sich selbst zu urteilen. Ich mag
es eigentlich auch nicht, wenn Spieler groß über sich erzäh-len.
Deswegen sollte ich das selber auch nicht tun.
Du hast später auch den Fußballlehrer gemacht, in einem
sehr prominenten Jahrgang mit heutigen Bundesliga-Trai-nern
wie Julian Nagelsmann vom FC Bayern, Domenico Te-desco
von RB Leipzig oder Pellegrino Matarazzo vom VfB
Stuttgart. Warum sehen wir dich heute hier als Geschäfts-führer
und nicht als Trainer?
Stilz: Sehr gute Frage. Ich muss rückblickend sagen, dass der
Fußballlehrerlehrgang für mich ein richtig gutes Jahr war. Ich
habe davor und danach sehr viel gearbeitet, hatte aber wäh-rend
des Lehrgangs selbst kein Amt inne. Das hat mir gut-getan,
weil ich die Zeit hatte, darüber nachzudenken: Was
machst du? Wo bist du gut? Was möchtest du tun? Ich war
davor Co-Trainer und Spielertrainer. In diesen Monaten hatte
ich wieder gute, weil ehrliche Feedbacker. Das ist in dieser
manchmal auch etwas oberflächlichen Fußballwelt nicht
selbstverständlich. Da hat sich herausgestellt, dass ich mich
auch in den Punkten Analyse und Strategie sehr wohlfühle.
Ich habe gemerkt, dass mein Profil nicht nur ein Trainerprofil
ist und habe dann ganz bewusst den Weg gewählt in diese
Kombination von Fußball und Entwicklung. Das hat sich als
Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) beim FC St.
Pauli super angeboten, zumal ich das zuvor auch bei Victoria
Hamburg bereits sechs volle Jahre gemacht hatte. Das war
auf Amateurfußballniveau, ein Oberligaverein mitten in der
Stadt, übrigens mit der ältesten Holztribüne Deutschlands.
Sechs Jahre Victoria, fast fünf Jahre St. Pauli, dann ergab das
eine das andere. Kurzum: Ich fühle mich wohl in dieser Rolle
und denke, dass meine Fähigkeiten hier am besten zum Tra-gen
kommen. Ich glaube, ich könnte ein guter Trainer sein,
bin aber besser in der Rolle, in der ich jetzt bin.
Auch über dich, Philipp, haben wir einen Artikel ausgegra-ben.
Der Münchner Merkur titelte 2004 einmal: „Hausner
verhindert ein Debakel“. Du warst Torwart. Wie war es um
dein Talent bestellt?
„Mein Ziel war immer, in einem Umfeld zu sein, in dem
es mir Spaß macht, wo ich mit Leuten arbeite, mit denen
ich mich gut verstehe und wo ich in einem dynamischen
Miteinander an einer sinnigen Sache arbeiten kann.“
Philipp Hausner