JAHNZ E I T 14 AUSGAB E JANUAR 2022
Es gab auch gleich erste Personalentscheidungen zu treffen.
Der Abgang von Jann George, die Rückkehr von Alexander
Weidinger. Wie ist es, hier ins „kalte Wasser“ geworfen zu
werden und gleich mit einer Transferperiode zu starten?
Stilz: Es geht schon darum, so schnell wie nur möglich auch
gutes Gespür für die Menschen und die unterschiedlichen
Konstellationen zu entwickeln. Deshalb bin ich auch hier. Es
geht darum, sich verschiedene Perspektiven anzuhören, of-fen
zu sprechen und konkret zu fragen. Natürlich gilt es auch
die vertragliche Situation zu berücksichtigen. Dabei geht es
um sportliche Perspektive, Laufzeit, Konditionen. Diese Para-meter
gilt es in ein Ganzes zu packen und abzuwägen. Wir
bereiten die Situation gut auf, analysieren und versuchen
lösungsorientiert zu handeln. Steht eine Entscheidung, bin
ich kein Freund davon, lange zu warten oder Entscheidungen
künstlich in die Länge zu ziehen. Denn für den Kader, für das
Trainerteam, für den Club und auch für den Spieler selbst ist
es ansonsten nur eine Belastung.
Von außen hattest du bestimmt ein gewisses Bild vom SSV
Jahn. Inwieweit hat sich diese Sichtweise in deinen ersten
Wochen bestätigt oder vielleicht auch nicht bestätigt?
Stilz: Komplett überrascht hat mich nichts. Ich hatte ja einen
fünfstufigen Auswahlprozess durchlaufen und war dazu be-reits
das eine oder andere Mal auch in Regensburg. Dement-sprechend
kannte ich den Ort und auch die Protagonisten
zum Teil schon. Eine Sache hat mich schon überrascht, und
zwar sehr positiv: die Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit
der Mitarbeiter, wie sie ihren Job erledigen. Das ist auffällig,
so habe ich das auf diesem Niveau nicht erwartet.
Philipp, du kennst den Jahn seit Jahren aus der Innenper-spektive.
Was hast du Roger gleich mit auf den Weg gege-ben,
was er über den Verein wissen muss?
Hausner: Für Roger wie für jeden Mitarbeiter oder Spieler ist
es wichtig, die Vision und die Werte des Vereins aufzuneh-men,
zu durchdringen und vor allem auch zu erleben. Es ist
leicht, einen schönen Vortrag über die Vision und die Werte
des SSV Jahn halten. Aber wichtig ist, dass Roger und jeder
andere, der neu dazukommt, spürt, dass diese Werte hier
auch wirklich gelebt werden. Dafür braucht es gerade zu Be-ginn
der Tätigkeit viele Anlässe, über die die Clubkultur des
SSV Jahn spürbar wird. Ich erlebe Roger auch so, dass er sich
zu 100 Prozent darauf einlässt, dass er sieht: Das hier beim
SSV Jahn ist gewachsen, das ist gut und damit kann ich mich
identifizieren.
Nun ist der SSV Jahn bewusst den Schritt gegangen von
einem auf zwei Geschäftsführer. Warum ist das eurer Mei-nung
nach aktuell richtig?
Hausner: Das ist grundsätzlich keine Entscheidung, die wir
treffen konnten, sondern eine Entscheidung der Gremien.
Aber natürlich können zwei Leute grundsätzlich mehr Zeit
und Muße in etwas investieren als eine Person alleine. Bei
der Kompetenz- und Themenvielfalt, die an der Spitze eines
Profifußballclubs auf die Geschäftsführung zukommt, ist es
absolut üblich, die Verantwortung auf zwei oder
drei Köpfe zu verteilen. Deshalb war der Schritt
naheliegend für eine Zeit nach Christian Keller.
Stilz: Das Tempo des Fußballs auf diesem Niveau
darf man nicht unterschätzen. Dementsprechend
ist es dem Rhythmus entsprechend, dass man
sich auch in der Spitze breiter aufstellt.
Jede Variante hat sicher ihre Vor- und Nachtei-le.
Bei einer Doppelspitze ist es beispielsweise
wichtig, dass die beiden Geschäftsführer gut
harmonieren und mit einer Sprache sprechen.
Warum überwiegen aus eurer Sicht die Vorteile
dieser Lösung?
Stilz: Grundsätzlich, wie Philipp schon gesagt
hat, können auf eine gewisse Art und Weise zwei
mehr leisten als einer alleine. Ich glaube, es ist
nicht einfach, sich auf beide Bereiche als einzel-ner
aufzuteilen. Ich persönlich bin zudem ein
großer Freund des Feedbacks. Da tut es mir per-sönlich
unheimlich gut, einen Kollegen auf glei-cher
Ebene zu haben, den ich um seine Meinung
zu gewissen Themen fragen kann, ich arbeite sehr gerne im
Team. Man darf sich natürlich auch nicht wochenlang ab-stimmen,
dafür ist das Tempo zu hoch. Aber ich glaube, wenn
man gute Feedbacker um sich hat, wächst die Wahrschein-lichkeit
auf kluge Entscheidungen für den Verein.
Hausner: Hier lässt sich gut ansetzen. An der Spitze eines
Profifußballclubs ist es immer ein Spannungsfeld zwischen
zu groß und zu klein. Auf diesem Spektrum ist eine Zwei-geschäftsführerlösung
ein sehr adäquates Mittel, vorausge-setzt,
die beiden Personen können miteinander gut arbeiten,
gehen in die gleiche Richtung und verstehen den Verein
Foto: Janne