
JAHNZ E I T 14 AUSGAB E MÄR Z 2022
Wenn Beste heute zurückblickt auf seine bisherige Zeit in
Regensburg, dann fällt die Bilanz zwiegespalten aus. Auf der
einen Seite ist da die erneute Verletzung – gleich im ersten
Training im Sommer 2020 ist er umgeknickt und hat sich
Bänder gerissen. Eine schwere Zeit für Beste, die Anfangs-euphorie
nach dem Wechsel war auf einen Schlag dahin. Erst
Mitte November kam er auf seinen ersten Kurzeinsatz für die
Jahnelf. Auf der anderen Seite ist da aber auch der Start in
diese Saison, die vier Siege zum Auftakt, seine persönlich
guten Leistungen und eine gute Ausbeute bei den Scorer-punkten.
Und dann ist da aber wieder die Pause rund um den
zurückliegenden Jahreswechsel. Ein Faserriss, der Wieder-einstieg
in der Winterpause und der nächste Faserriss.
Es sind die harten Zeiten eines Fußballprofis – dann, wenn
er seinem Job, seiner Leidenschaft nicht nachgehen kann.
Beste berichtet davon, dass er nach dem zweiten Faserriss
Anfang Januar erst einmal mit niemandem sprechen woll-te.
Seine Freundin und die Familie haben ihn aufgefangen,
sodass er sich erneut zurückgekämpft hat und nun wieder
positiv nach vorne blickt. Beste kannte die Situation lange
nicht. Als Jugendlicher, so erzählt er, war er eigentlich nie
anfällig für Verletzungen. Nun scheint ihm das Pech in ge-wissen
Phasen an den Füßen zu kleben.
Als „sehr ehrgeizig“ beschreibt sich Beste dabei selbst,
manchmal vielleicht auch den gewissen Tick drüber. „Tom-my
hatte es sicher nicht ganz leicht mit mir“, sagt Beste
über die Arbeit mit Jahn Co-Trainer Reha- und Athletiktrai-ning
Thomas Barth. Weil durch den großen Ehrgeiz Geduld
nicht zu Bestes Stärken gehört. „Das weiß ich und da ver-suche
ich an mir zu arbeiten“, sagt er. Der Ehrgeiz des Jahn
Profis wird durchaus auch auf dem Trainingsplatz hin und
wieder deutlich, wie Trainer Mersad Selimbegovic verrät:
„Wenn er mal einen Ball nicht sauber annimmt, dann kann
es sein, dass er noch Minuten lang mit sich selbst redet auf
dem Platz.“ Er schätzt Beste ebenfalls als „sehr ehrgeizig“
ein, ein Spieler, der schnell mit sich selbst nicht zufrieden
sei. „Er ist ein junger Spieler, der alles schnell haben und
erreichen will. Im Fußball braucht man aber auch manch-mal
etwas Geduld. Das muss er lernen, das weiß das aber
auch selbst.“ Neben dem Feld sei Beste derweil ein Typ,
„mit dem man richtig Spaß haben kann, der Freude im Le-ben
hat und auch immer für Witze zu haben ist – auch auf
eigene Kosten.“
Während Beste auf dem Platz durchaus hitzig und ein kleiner
„Giftzwerg“ sein kann, immer mit Emotionen dabei ist, sieht es
neben dem Feld anders aus. „Klar, auf dem Platz möchte ich
immer unbedingt gewinnen“, betont er. „Aber wer mich kennt,
der weiß, dass ich neben dem Platz ein Lieber bin“, sagt Beste
und lacht. Dass er ein großes Herz besitzt, hat er im vergange-nen
Jahr bewiesen. Damals holten sich er und seine Freundin
einen Hund nach Hause. Aber nicht irgendeinen Hund. Es war
eine Hündin aus dem Tierschutz aus Griechenland, als Welpe
auf einer Müllhalde ausgesetzt. „Ich wollte schon als Kind ei-nen
Hund, damals ging es aber nicht“, sagt Beste, der in Hamm
(Nordrhein-Westfalen) aufgewachsen ist. Seine Eltern haben
sich früh getrennt, gingen aber nicht im Streit auseinander
und die Kinder hatten weiter Kontakt zu beiden Elternteilen.
Bestes Mutter war dadurch allerdings alleinerziehend und war
während des Tages arbeiten, für Niklas und seinen 16 Monate
jüngeren Bruder Hendrik war neben der Schule immer Fuß-ball
angesagt. „Nun können es meine Freundin und ich zeitlich
Foto: Baynes/DFL