
JAHNZ E I T 69 AUSGAB E MÄR Z 2022
„Mit diesen Erfahrungen bin ich richtig im Männersport an-gekommen“,
blickt Martel zurück. Was Männerfußball genau
bedeutet? „Es geht körperlicher und härter zur Sache, zudem
ist alles schneller. Man muss schnell reifer werden, muss auf
dem Platz schneller Entscheidungen treffen können und
muss auch lernen mit Druck umzugehen und auch in schwie-rigeren
Situationen cool zu bleiben.“ Bei den Wienern fühlt
sich der gebürtige Straubinger auch deshalb so wohl, weil
der Kader einer der jüngsten in der Liga ist und den Spielern
die nötige Zeit zur Entwicklung gegeben wird. Stand nach
den ersten sieben Saisonspielen nur ein Sieg zu Buche, stei-gerte
sich das Team stetig.
Eric Martel ist im Profifußball angekommen. Auf dem Weg
dorthin hat er auch fünf Jahre in der Jahnschmiede ver-bracht.
In der U11 wechselte er aus Ittling (Landkreis Strau-bing-
Bogen) zum SSV Jahn, nach der U15 zog er wei-ter
in den Nachwuchs von RB Leipzig. Anfangs
wurde er von den Eltern nach Regensburg
gefahren, später pendelte er mit dem
Zug zwischen Straubing und Regens-burg.
An die Zeit beim Jahn erinnert
sich Martel gerne. „Auch wenn uns
andere Clubs wie die Bayern oder
Nürnberg scheinbar voraus waren,
haben wir immer gute Leistungen ge-zeigt
und uns mit unserer Jahn Mentali-tät
nicht versteckt.“ Er bezeichnet die Zeit
als „lehrreiche Jahre“. Umgezogen hat man
sich in Containern, kein Vergleich zu den
späteren Bedingungen in Leipzig, wo be-reits
heute alles hochmodern ist. „Aber ich
mochte das. Dadurch wusste man, woher
man kommt und wir hatten dennoch alles,
was man zum Arbeiten und Trainieren be-nötigt.“
Auch heute verfolgt der Niederbayer
noch gespannt aus der Ferne, was beim SSV
Jahn passiert. „Die Verbindung ist da, wenn der
Jahn spielt, schaue ich es mir gerne an“, sagt er.
Die Entwicklung, die der Jahn gemacht hat, be-schreibt
er als „sehr beeindruckend“.
In der Jahnschmiede durfte Martel regelmäßig beim
älteren Jahrgang dabei sein, was ihn in seiner
Entwicklung zusätzlich förderte. Bis er
den nächsten Schritt gehen wollte. Im
ersten Probetraining bei Leipzig
wurde er noch nicht genom-men.
„Fußballerisch hat
es gepasst, aber ath-letisch
war ich noch
nicht weit genug“,
erinnert sich Mar-tel.
Doch er hat
nicht aufgesteckt,
im Gegenteil: Mit
dem Vater ging’s
auf die Tartan-bahn
und es
wurde an der Athletik, speziell der Schnelligkeit, gearbei-tet.
Im zweiten Probetraining hat es dann geklappt. Eine
Geschichte, die Martels Charakter gut beschreibt. „Ich war
noch nie gut im Verlieren“, sagt er. So beschreibt ihn auch
Alexander Blessin, ein halbes Jahr selbst Profi beim SSV Jahn
und Martels U19-Trainer in Leipzig: „Er hat eine unglaubliche
Gewinnermentalität, ist sozusagen eine Kampfsau.“ Über die
Nachwuchsteams hat sich Martel in Leipzig für die Profis
empfohlen, durfte unter Ralf Rangnick und Julian Nagels-mann
trainieren und kam auch bereits zu ersten Profieinsät-zen
für die „roten Bullen“. Um auf dieses Niveau langfristig
zu kommen und den Sprung in die Bundesliga zu schaffen,
arbeitet Martel tagtäglich weiter hart an sich.
Und damit zurück im Hier und Jetzt. Die drei verbleibenden
Spiele nach dem Telefonat im Februar verliefen für die Wie-ner
Austria hocherfreulich. Alle drei Partien
wurden gewonnen. In den ersten bei-den
Spielen stand Martel wieder
über 90 Minuten auf dem Platz,
im abschließenden Spiel
fehlte er dann aufgrund
seiner fünften Karte ge-sperrt.
Doch auch ohne ihn
gelang ein abschließender
Sieg, sodass am Ende Platz
vier für die Mannschaft zu
Buche stand. Und so dür-fen
sich Martel und Co. im
weiteren Saisonverlauf mit
den österreichischen Top-
Teams in der Meisterrunde
messen. Auf den ehemaligen
Jahnschmiede Spieler warten
dort sicher die nächsten tollen
Erfahrungen in seiner noch jun-gen
Karriere. f r
Fotos: FK Austria Wien/Heinz Köhler