JAHNZ E I T 46 AUSGAB E DE Z EMB E R 2021
Jahn HisTORie
Am Ende eines großen Jahres
Nun, in der allgemeinen Rückbetrachtung auf das Jahr
2021 wird man dereinst wohl eher von einem Krisenjahr
sprechen. Das gilt ganz bestimmt für das Gesundheitswe-sen
und die Gesunderhaltung der Bürgerinnen und Bürger,
vielleicht auch allgemein für den Zustand unserer Gesell-schaft
– und eben auch, wenngleich sicherlich mit einiger
Abstufung gegenüber vordringlicher zu sehenden Problem-feldern,
für den Sport. Dabei ist trotz aller Umsatzeinbrü-che
bei vielen Erst- und Zweitliga-Vereinen der Profifuß-ball
wohl noch glimpflich davongekommen. Das darf man
zumindest beim SSV Jahn behaupten – wo natürlich auch
die Fallhöhe im Vergleich zu manchem Liga-Konkurrenten
deutlich geringer war. Sicher war angesichts des Zweitliga-
Teilnehmerfelds, das es in dieser Form nie zuvor gegeben
hatte, die Sorge der Fans vor einer sehr schwierigen Saison
für die Rot-Weißen lange nicht so groß wie vor 2021/22.
Würde die Elf von Chef-Trainer Mersad Selimbegovic – 2020/21
zwar nie auf einem Abstiegsplatz, aber auch erst am letzten
Spieltag final gerettet – bei der nominell so viel stärkeren Kon-kurrenz,
die „von oben“ und „von unten“ hochkarätig ersetzt
worden war, auch im fünften Zweitliga-Jahr in Folge bestehen
können? Zweifel waren hier durchaus erlaubt, zumal mit Oliver
Hein die Jahn Integrationsfigur des letzten Jahrzehnts seinen
Abschied gegeben hatte und mit Sebastian Stolze der zweitbes-te
Torschütze zum Ligarivalen Hannover 96 gewechselt war…
Was dann jedoch kam, hat die Träume der glühendsten Optimis-ten
weit übertroffen und bei den gewöhnlich zurückhaltenden
Mehrheitsanhängern (zu denen, wie hier herauszulesen sein
mag, eher auch der Jahn Archivar gehört) allergrößtes Erstaunen
ausgelöst. War die Diskussion vor dem Saisonstart noch gewe-sen,
welche drei Mannschaften man vielleicht hinter sich lassen
könnte, so hat dieses sympathische, von der sportlichen Leitung
wieder einmal auf das Beste „ergänzte“, man sollte besser sagen
„veredelte“ Jahn Team nur selten drei Vereine vor sich gesehen.
Im Gegenteil: ganze zwei Mal, am ersten (5. Platz) und am 14.
Spieltag (4. Platz), waren die Regensburger n i c h t selbst unter
den ersten drei zu finden, fünf Mal sogar auf Tabellenplatz eins,
was zuvor auf diesem Niveau noch keiner Jahnelf gelungen war.
Dabei ließ man sich auch von Rückschlägen wie der höchst un-glücklichen
Pokalniederlage gegen Hansa Rostock im Elfmeter-schießen
oder – gegen denselben Gegner – bei der ersten Heim-
niederlage der
Saison nicht aus
der Ruhe bringen
und wird dies, das
lässt die stabile
„Psyche“ dieser
Mannschaft ver-muten,
auch von
dem jüngsten,
in seiner Entste-hung
erneut sehr
Foto: Janne
unglücklichen und viel zu hoch ausgefallenen Rückschlag in
Heidenheim nicht tun. Gerade einmal vier Niederlagen in den
bislang 16 Punktspielen (zu den Genannten kommen noch die
beiden wohl einzig unvermeidlichen Punktverluste bei den Ham-burger
Spitzenvereinen), aber schon acht Siege (in der gesamten
Vorsaison waren es gerade mal neun!) machen Hoffnung, dass
sich die stabile Leistung über die gesamte Halbrunde – egal,
ob man diese nun (was absolut möglich erscheint) als Zweiter
oder (auch das ist beim immer näher zusammenrückenden Ver-folgerfeld
hinter Spitzenreiter FC St. Pauli denkbar) als Siebter
abschließen wird – auch in der Rückrunde fortsetzen könnte.
Viel entscheidender als die Tatsache, dass man die „größten
drei“ (Schalke 04, Werder, HSV) mit Ausnahme des ersten Spiel-tags
allesamt über die Saison hinter sich ließ, ist ohnehin, dass
der Abstand zu den letzten drei auf hohem Niveau ist. Erzge-birge
Aue, neben Dynamo Dresden ein weiterer „Angstgeg-ner“
vergangener Jahre, den man in dieser Saison endlich zu
Hause bezwingen konnte, hat auf dem Relegationsplatz aktuell
14 Zähler, genau die Hälfte des SSV! Schade ist nur, dass die
wohl beste Saison des SSV Jahn seit anno dazumal und mög-licherweise
auch für Jahre (hier schlägt dann doch wieder der
Realist durch) durch die Pandemie und den teilweisen bis voll-ständigen
Ausschluss der Zuschauer nicht so ins Jahn Gefühl
eingehen könnte, wie es die Mannschaft um Kapitän Benedikt
Gimber und die lange nach solchen Erfolgen dürstenden Fans
verdienen würden. In normalen Zeiten wären die Spitzenspiele
gegen Werder Bremen und Darmstadt 98 wohl ausverkauft ge-wesen,
womit sich der Kreis zum Anfang wieder schließt. Aber
noch ist diese Saison ja lange nicht zu Ende – und auch das
Frühjahr verspricht noch einige interessante Heimspiele im
Jahnstadion, vielleicht auch wieder mit dem „12. Mann“. wo