JAHNZ E I T 13 AUSGAB E DE Z EMB E R 2021
Co-Trainer: Sebastian Dreier
„Der Schlüssel: Klare Identität und
klarer Weg“
Basti, du warst ein talentierter Fußballer, spieltest beim
FC Bayern bis zur zweiten Mannschaft, warst Kapitän. Der
Weg zum Fußballprofi schien geebnet. Dann kamen Rück-schläge,
Verletzungen. Das Karriereende. Wie war das für
dich mit gerade einmal Anfang 20?
Sebastian Dreier: Ich war 21, als ich meine dritte schwere
Knieverletzung hatte. Als ich langsam auf den Platz zurück-kam,
bekam ich vom FC Bayern die Möglichkeit, parallel bei
der U16 als Co-Trainer dabei zu sein und dadurch in den
Trainerjob etwas reinzuschnuppern. Weil mir das so gut ge-fallen
hat und ich gleichzeitig nicht mehr so viel Vertrauen
in mein Knie hatte, habe ich beschlossen, diesen Weg wei-terzugehen.
Ich habe ein Studium und gleichzeitig die Trai-nerscheine
angefangen. Nach einem halben Jahr kam ich als
Co-Trainer ins Team von Heiko Herrlich bei der U17. Das hat
mich so sehr inspiriert, dass ich wusste: Das ist der richtige
Weg für mich.
Bei manchen Trainern heißt es, sie hätten als Spieler schon
wie ein Trainer getickt. Wie war das bei dir?
Ich habe das an mir selbst auch gemerkt. Ich war als Spie-ler
oft Kapitän und hatte dadurch automatisch eine engere
Bindung zu den Trainern. Es hat mich immer sehr interes-siert,
was unser Trainer macht, wie er Entscheidungen trifft.
Gleichzeitig hat es mir aber auch Spaß gemacht, die Trainer
zu beobachten, die zu diesem Zeitpunkt bei den Profis des
FC Bayern tätig waren. Ich habe schon früh mit einem Auge
Dinge anders beobachtet als vielleicht andere Spieler.
Wie hast du denn als Spieler als Persönlichkeit getickt?
Mir war schon wichtig, dass das große Ganze funktioniert. Ich
habe schnell gemerkt und gespürt, wenn in der Mannschaft
etwas nicht funktioniert, wenn im Training die Atmosphäre
nicht gepasst hat. Als Kapitän habe ich auch immer versucht,
Einfluss darauf zu nehmen und die Mannschaft wieder in die
Spur zu kriegen.
Wie würde der heutige Co-Trainer Sebastian Dreier über
den damaligen Spieler Sebastian Dreier denken?
Ein angenehmer Spieler fürs Trainerteam. Er könnte aber ein
bisschen häufiger nach vorne spielen statt nur quer (lacht).
Du kamst 2019 neu nach Regensburg, nachdem du zuvor
beim FC Bayern, bei der SpVgg Unterhaching und beim FSV
Mainz 05 jeweils im Nachwuchs erste Trainererfahrungen
sammeln konntest. Wie fallen deine Erinnerungen an die
Anfangszeit beim SSV Jahn aus?
Der Unterschied war, dass ich davor mit Kindern und Jugend-lichen
zu tun hatte und dann…
…mit großen Kindern?
(lacht) Nein, das nicht. Sondern mit gestandenen Männern
und Profifußballern. Zum Einstieg war es nicht schwer, weil
die Mannschaft auch damals schon sehr angenehm war. Ich
verbinde den Start aber auch in erster Linie mit einer großen,
personellen Veränderung. Wenn ich an den Sommer 2019
zurückdenke, dann reichen beide Hände, um die Personen
zusammen zu bekommen, die von damals noch da sind. Spe-ziell
ist auch: Mit ein paar Spielern, die wir heute noch im
Kader haben, habe ich selbst gespielt. Mit Benedikt Saller bei
1860 München, mit Jann George in der Bayern-Auswahl und
mit Steve Breitkreuz in der Jugend-Nationalmannschaft.
Wie würdest du deine bisherige Zeit beim SSV Jahn zusam-menfassen?
Was mich an diesem Verein beeindruckt, ist, dass Werte und
das, was man auf dem Papier festschreibt, nicht nur auf Pa-pier
steht, sondern brutal gelebt wird. Das ist der Schlüssel,
warum so eine große Fluktuation und ein permanenter Um-bruch
immer wieder gelingen. Nehmen wir zum Beispiel die
klare Spielidee: Diese schafft eine gewisse Sicherheit, weil
man anhand dieser Referenzen Spiele immer wieder bewer-ten
kann und alle handelnden Personen sehr schnell einen
gemeinsamen Nenner bekommen, wie eine Leistung einzu-ordnen
ist und dann Hebel finden, um wieder ansetzen zu
können. Das ist ein Schlüssel von kleineren Vereinen mit we-niger
Mitteln: Wenn die Identität und der Weg klar sind, dann
ist es auch möglich erfolgreich zu sein.
Du bist noch ein sehr junger Co-Trainer: Wie oft juckt es
dich noch, selbst mitzukicken?
Eher selten tatsächlich. Beim Kreis spiele ich oft noch mit, im
Trainerteam spielen wir oft noch Fußballtennis – das befrie-digt
meine nötige Dosis an Fußball.
Kommen wir zum Ende hin noch auf dich als Privatmensch.
Wie tickst du neben dem Fußball?
Ich finde es super, dass die Restaurants und Cafes inzwi-schen
wieder offen haben und fand es schade, dass einen
Großteil meiner Zeit in Regensburg vieles zu hatte. Die Stadt
ist doch sehr lebenswert und es macht richtig Spaß, sich da
mal auf einen Cafe zu treffen oder abends ins Restaurant zu
gehen. Ansonsten ist meine Familie sehr nah, meine Schwes-ter
wohnt auch in Regensburg und ist vor kurzem Mama
geworden. Meine Eltern wohnen in Hohenthann (Landkreis
Landshut), da fahre ich auch gern mal zu Besuch.
In der letzten Frage darfst du eine lustige Anekdote über
den Nächsten dieser Interviewserie erzählen: Jonas Maier.
Wenn Jonas einmal beim Fußballtennis dabei ist, macht sein
Nacken sofort zu, da scheitert auch unsere Physioabteilung
daran. Dazu ist er sehr modebewusst und immer top geklei-det,
auch wenn es sowohl wenn wir in der Früh kommen als
auch wenn wir abends heim gehen oft dunkel ist (lacht). Und
er ist ein so gutmütiger Mensch, dass er schon mal ein Ge-tränk
mit seinem Laptop teilt. f r