JAHNZ E I T 26 AUSGAB E JUL I 2021
sag mal, wie fühlt sich die Frührente so an? Hast Du schon ein
neues Hobby gefunden oder wo steckst Du die überschüssi-ge
Energie nunmehr hin? An Energie hat es Dir schließlich
nie gemangelt. Dein Ehrgeiz und Deine Bereitschaft, in jedem
Training alles zu geben und alles aufzunehmen, um jedes
Mal ein wenig besser zu werden, war stets vorbildlich und
bewundernswert. Gelegentlich war sogar noch Energie übrig,
die sich dann neben dem Fußballplatz entladen durfte. Erin-nerst
Du Dich noch an unseren ersten gemeinsamen Ausflug
aufs Gäubodenfest inklusive anschließender Poolparty der
halben Mannschaft bei Dir daheim? Du warst wahrlich ein
vielseitig-vielversprechendes Talent und man war gespannt,
wohin Dein Weg führen würde, erwarten durfte man Einiges!
Dass Dein Weg dann so schnell und so steil nach oben gehen
würde, damit hattest Du wahrscheinlich selber nicht gerech-net.
Manchmal geht es eben schnell, wie in dieser beson-deren
Saison 2011/2012. Aufstieg in der Relegation durch
Dein sensationelles Tor. Das zählt zu den schönsten Dingen,
die unser Sport zu bieten hat. Auch bot das wieder Anlass zu
einer dieser seltenen Gelegenheiten abseits des Platzes, die
stets in guter Erinnerung bleiben werden.
Das Kreuz mit den Höhen ist ihre Flüchtigkeit. Unsere erste
Begegnung mit der 2. Liga kann man hier durchaus als er-dend
bezeichnen. Und auch die 3. Liga blieb keine Selbst-verständlichkeit.
Leistungssport ist in dieser Hinsicht uner-bittlich,
er verzeiht keine Fehler. Und selbst wenn du keine
großen Fehler machst, können dich andere Dinge, wie Ver-letzungen,
sehr plötzlich und hart treffen.
Die entscheidende Frage aber ist der Umgang mit Rückschlä-gen
und schwierigen Situationen. Du hast Dich nie vor einer
Herausforderung gedrückt, hast Schläge ein- und weggesteckt
und versucht, Dinge besser zu machen. Diese Haltung wurde
belohnt. Du hast das sportliche Tief überwunden, bist aus
der Regionalliga wieder aufgestiegen in die 2. Liga, wo der
Jahn nun besser dasteht als jemals zuvor. Wer hätte zudem
gedacht, dass wir uns jemals in einem ordentlichen Gebäude
und nicht in einem Container fürs Training umziehen werden?
Verletzungen blieben Dir leider auch nicht erspart. Die Re-hazeit
in Donaustauf wirst Du von allem wahrscheinlich am
wenigsten vermissen, auch wenn Du sie mit mir gemeinsam
dort verbringen durftest. Am Ende hast Du Dich jedes Mal er-folgreich
wieder zurück auf den Platz gekämpft. Und schließ-lich
bist Du Deinem Jahn immer treu geblieben und hast Dir
damit den Respekt und die Wertschätzung über den Jahn und
Regensburg hinaus in der ganzen Region verdient.
Man kann resümieren, Du hast während Deiner gesamten Kar-riere
stets alle Erwartungen mehr als nur erfüllt. Nur mit dem
Ende derselben hast Du nunmehr leider eine meiner Erwartun-gen
enttäuscht. Ich war mir sicher, Du würdest noch lange nach
meinem Karriereende Deine Schleich für unseren Jahn schnü-ren.
Jetzt verabschiedest Du Dich in die Altersruhe und ich ste-he
da, ohne meinen langjährigen Zimmerkumpanen, Mitstrei-ter,
Kämpfer und Freund. Ein Neuanfang in meinem Alter, das ist
viel verlangt, gar eine Zumutung! Ich werde sie Dir nachsehen,
denn am Ende überwiegt doch die Freude, mit der ich auf unse-re
gemeinsame Zeit zurückblicke. Auf all die Geschichten, die
keiner glaubt, der nicht dabei war. Davon möchte ich keine ein-zige
missen und hoffe, Dir geht es da ganz ähnlich.
Mit den besten Wünschen für den Ruhestand,
Dein Wastl
Brief an Oli Hein (Sebastian Nachreiner)
Lieber Oli,
Foto: Nickl