JAHNZ E I T 12 AUSGAB E JUL I 2021
Foto: Köglmeier
Oli Hein im großen Interview
14 Jahre Jahn?
„Das sind Erfahrungen fürs Leben“
Jahnzeit: Oli, wir sitzen hier im Jahnstadion Regensburg. Hier
hast Du vor wenigen Wochen gegen den FC St. Pauli Dein letztes
Spiel für den SSV Jahn und das letzte Spiel Deiner Karriere be-stritten.
Mit welchen Gefühlen denkst Du an diesen Tag zurück?
Oli Hein: Es war natürlich ein schöner Abschluss für mich,
vor allem, weil wir durch den Sieg unser Ziel Klassenerhalt
geschafft haben. Das war für mich an diesem Tag das Wich-tigste.
Da die letzte Woche noch einmal von dieser Druck-situation
geprägt war, dass wir den Klassenerhalt noch nicht
sicher hatten, blieb auch nicht so viel Zeit, dass ich mich im
Vorfeld auf mich selbst oder meinen Abschied fokussiere
und die vergangenen Jahre noch einmal vor dem inneren
Auge vorbeilaufen lasse. Der Abschluss war auch ein Stück
weit sinnbildlich für meine Zeit beim SSV Jahn.
Wie genau meinst Du das?
Fast in jedem meiner 14 Jahre, die ich dieses Trikot getragen
habe, ging es um etwas. Die meisten Jahre waren davon ge-prägt,
die Klasse zu halten. Das Regionalliga-Jahr 2015/16 war
zum Beispiel davon geprägt, dass wir unbedingt wieder auf-steigen
mussten. Es war jedes Jahr mit einem gewissen Druck
verbunden. Jetzt nicht wieder auf die nächste Saison blicken
zu müssen, tut auch mal gut. Auch wenn ich wohl erst wenn die
Liga wieder startet, so richtig realisieren werde, dass es vorbei
ist. Nach so vielen Jahren ist der Abschied natürlich auch sehr
emotional. Aber da ich die Entscheidung frühzeitig getroffen
habe, konnte ich mich auf diese Situation vorbereiten.
Du hast die Drucksituationen angesprochen. Lernt man im
Laufe einer Karriere, damit besser umzugehen?
Es ist tatsächlich jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung,
weil man auch in jedem Jahr mit neuen Herausforderungen zu
kämpfen hat. Bei mir war es zudem nochmals besonders, weil
ich den Jahn auch ein bisschen zu meinem persönlichen Projekt
gemacht habe und viel Herzblut drinsteckte. Es hat mich immer
angetrieben, dass ich Teil der Entwicklung bin und dafür wollte
ich mein Bestmöglichstes in die Mannschaft und in den Verein
geben. Mit dem Wissen, dass man als Spieler immer nur einen
begrenzten Einfluss hat, in dem Bereich wollte ich aber alles ge-ben.
Mir lag es jedes Jahr aufs Neue am Herzen, dass wir positiv
abschließen. Unter dem Strich bin ich schon stolz auf die Ent-wicklung,
wie sie in den vergangenen Jahren stattgefunden hat.
Zum Abschluss, wie fast das komplette zurückliegende
Jahr, haben die Fans im Stadion gefehlt. Fällt der Abschied
dadurch noch schwerer?
Der innere Antrieb, meine Karriere zu beenden, war nicht, dass
ich mich hier von einem ausverkauften Haus feiern lassen möch-te.
Aber natürlich hätte ich mich gerne an dem Tag, an dem die
Emotionen am größten waren, hier im Stadion von den Leuten
verabschiedet und mich für die Zeit bedankt. Gerne hätte ich
auch meine Familie im Stadion dabei gehabt. Das alles ging leider
nicht und so habe ich in den Wochen danach versucht, mich bei
einzelnen Personen, die mich in den 14 Jahren begleitet haben,
nach und nach persönlich zu verabschieden und Danke zu sagen.