JAHNZ E I T 39 AUSGAB E AUGUS T 2021
16.8.54 Hinspielbericht Jahn-Schalke
30.8.54 Hinweis auf Rückspiel Schalke-Jahn
6.9.54 Rückspielbericht Schalke-Jahn
kals gegen Jahn Regensburg. 120 Minuten dauerte die Partie,
12.000 Menschen sahen zu. Königsblau musste zuletzt auf die
verletzten Helmut Jagielski und Paul Matzkowski verzichten,
erkämpfte ein 1:1 und setzte sich schließlich im Wiederholungsspiel
mit 6:4 durch. Das waren Zeiten…“
Jahn – Schalke auch Duell alter und neuer Wiener Fußballschule
In der Tat große Zeiten: wenige Wochen vor dem Pokalspiel
wurde Deutschland in Bern bekanntlich erstmals Fußball-
Weltmeister, der Schalker Stürmer Bernhard „Berni“ Klodt
(1926-1996) gehörte zu den 22 Männern, die dieses „Wunder“
ermöglichten, auch wenn auf dessen Position im Finale
dann Helmut Rahn (1929-2003) auflief – mit bekanntem Ergebnis.
Der SSV Jahn hatte in der Vorsaison unter Trainer Franz
Binder (1911-1989) mit Platz 6 seine beste Platzierung in der
erstklassigen Oberliga Süd erreicht, Schalke war im Westen
auf Platz drei gelandet. Die Saison 1954/55 brachte auf beiden
Seiten zunächst einen Trainerwechsel – beim Jahn folgte
auf Binder Josef Uridil (1895-1962). Damit war das erste
Pflichtspiel der Saison für beide Kontrahenten auch ein Duell
zwischen alter und neuer Wiener Fußballschule. Denn Rapid
Legende Uridil, das Synonym des offensiven „Scheiberlspiels“,
bekam es mit dem als Spieler weit weniger erfolgreichen
Edi Frühwirth (1908-1973) zu tun. Der hatte als Trainer
von Wacker Wien ab 1948 als einer der ersten Übungsleiter
im deutschsprachigen Fußball das Spiel sehr viel defensiver
interpretiert. Als Co-Trainer von Österreichs Nationalcoach
Walter Nausch (1907-1957) war Frühwirth nicht unwesentlich
am Erreichen des dritten WM-Platzes beteiligt. Eine Folge davon
war sicherlich auch die Verpflichtung nach Gelsenkirchen.
Er hatte vor dem ersten Pflichtspiel mit den „Knappen“ auch
einen kleinen Vorteil gegenüber seinem direkt aus Hütteldorf
nach Regensburg transferierten Kollegen Uridil: denn Edi
Frühwirth war mit der Österreichischen Auswahl erst im Mai
1954 zu einem Testspiel im Jahnstadion gewesen und hatte
die Schwächen, an diesem Tag vor allem aber auch Stärken
der Jahn Elf beim 3:3 kennengelernt. Dies mag in der Tat vorteilhaft
für das Spiel wenige Monate später im DFB-Pokal
gewesen sein. Hier sahen die Zuschauer eine couragiert auftretende
Jahnelf, die durch Sepp Hubeny (1922-1993) in der
77. Minute die Führung der Gäste zwei Minuten zuvor durch
Helmut Sadlowski (1929-2007) ausgleichen konnte. Apropos
„Elf“: wir reden von einer Zeit, die noch keine Auswechslungen
kannte. Die Verletzung (wie oben angesprochen) von Helmut
Jagielski (1934-2002) kurz vor der Halbzeit führte dazu,
dass die Gäste bis zum Ende der 120 Minuten zu zehnt weiterspielen
mussten. Im Gegensatz zu weit späteren Zeiten gab es
seinerzeit auch noch kein Elfmeterschießen und so mussten
die Rot-Weißen, nachdem beste Möglichkeiten in der Verlängerung
ungenutzt blieben, am 1. September zum Wiederholungsspiel
nach Gelsenkirchen reisen.
Das Rückspiel: Jahnelf gegen Weltmeister auf dem Platz und
der Tribüne
Nach dem 1:1 im Hinspiel war das Pokal-Rückspiel auf Schalke
etwas ganz Besonderes und stand in der lokalen und nationalen
Presse unter Beobachtung. Auch deshalb, weil sich
Bundestrainer Sepp Herberger (1897-1977) zum Spiel angekündigt
hatte und am Ende auch unter den 10.000 Zuschauern
in der Glückauf-Kampfbahn war. Er wollte wohl in erster
Linie seinen WM-Spieler Berni Klodt beobachten, an diesem
Tag machte jedoch ein anderer Stürmer auf sich aufmerksam:
Jahn-Torjäger Josef Hubeny machte seinem Ruf alle Ehre und
erzielte zwischen der 25. und 39. Minute einen lupenreinen
Hattrick, der aus einer frühen 3:0-Führung der Gastgeber zusammen
mit dem Anschlusstreffer von Anton „Sackl“ Blaimer
(1924-2009) schnell eine 3:4-Halbzeitführung der Gäste
machte. Die Mittelbayerische Zeitung wollte danach sogar
ausgemacht haben, dass „die einheimischen Zuschauer zu
diesem Zeitpunkt mit wehenden Fahnen zu den Gästen aus
Regensburg übergegangen waren und diese beim Gang in die
Kabine mit Beifall überschüttet“ hätten. Erst in den Schlussminuten
sicherten Sadlowski und ein Handelfmeter durch
Paul Matzkowski (1920-2004) den 6:4-Erfolg für die Schalker.
Weltmeister Klodt blieb dagegen an diesem Abend genau wie
zuvor in Regensburg ohne Torerfolg. wo