JAHNZ E I T 13 AUSGAB E AUGUS T 2021
Palionis und der Jahn: Anfangs eine Zweckgemeinschaft
Der heute 34-Jährige kann sich noch gut an seine Anfänge
in der Oberpfalz erinnern. Im Oktober 2014 ist er zur Jahnelf
gewechselt. Er war zu dieser Zeit vereinslos und der Jahn,
bereits Tabellenschlusslicht in der 3. Liga, war auf der Suche
nach neuen Spielern. Palionis hatte viel gehört vom Jahn,
darunter nur wenig Gutes. Schwierige Umstände, ausbleibende
Gehaltszahlungen, abgedrehter Strom. Ein Ruf, den
der Verein zu dieser Zeit hatte. Ein Verein, zu dem man als
Spieler also nicht zwingend wechseln wollte. „Aber wenn
ich ehrlich bin“, blickt Palionis zurück, „hatte ich damals
nicht wirklich andere Optionen.“ Palionis und der Jahn – anfangs
also eine Zweckgemeinschaft.
Gegen die SG Sonnenhof Großaspach gab Palionis sein Debüt
für die Jahnelf. 2:0-Heimsieg. Der Umschwung? Nein, es folgten
nicht mehr viele Siege in dieser Saison. „Es war viel Unruhe im
Team, kein guter Geist, vieles hat einfach nicht gepasst“, blickt
der Verteidiger zurück. Eine Mannschaft sei ein sehr instabiles
Gebilde, das leicht ins Wanken geraten könne, wenn einzelne
Teile nicht passten. Palionis war auch verpflichtet worden,
um als erfahrenerer Spieler voranzugehen und Verantwortung
zu übernehmen. Das versuchte er. „Aber der Weg war gefühlt
schon vorgezeichnet“, erinnert er sich. Für ihn selbst waren das
„schwierige Momente“: „Es war ein tiefes Gefühl der Ohnmacht.
Man hat Woche für Woche die Hoffnung, dass es besser wird.
Das wurde es aber nicht. Für mich persönlich war der Abstieg
ein Tiefschlag, der mich brutal getroffen hat.“
Palionis ging voran: „Es gar nur zwei Möglichkeiten…“
Doch Markus Palionis ist niemand, der in schwierigen Momenten
wegläuft. Er ging voran, hat als erster Spieler der Abstiegsmannschaft
einen neuen Vertrag unterschrieben und
gleich um drei Jahre verlängert. „Anschließend musste ich
die Saison erst einmal eine Woche Revue passieren lassen.
Aber dann habe ich die Ärmel hochgekrempelt und wusste,
dass ich jetzt vorangehen muss. Mir war klar: Jetzt müssen
wir liefern und unser Ziel kann nur der sofortige Wiederaufstieg
sein. Es gab für mich nur zwei Möglichkeiten: Entweder
wir steigen auf oder ich sterbe auf dem Platz.“
Warum sich Palionis für einen langfristigen Verbleib in Regensburg
entschieden hat? „Ich habe damals die Tendenzen gesehen,
habe gesehen, welche Menschen hier arbeiten, die Geschäftsstelle
mit Christian Keller an der Spitze“, sagt er. „Und ich
habe mich auch verantwortlich gefühlt für den Abstieg. Das war
für mich der wichtigste Faktor, dass ich nicht weglaufen wollte.“
In der Regionalliga-Saison ging Palionis dann als Kapitän
auch voran. „Es sind damals die richtigen Spieler dageblieben“,
sagt er und zählt einige Namen auf: Uwe Hesse, Wastl
Nachreiner, Oli Hein, Marcel Hofrath, Marvin Knoll, Andi
Geipl. „Das waren alles Spieler, die einen riesigen Teil dazu
beigetragen haben, dass der Jahn in den letzten Jahren
einen unglaublichen Weg gegangen ist“, so Palionis. Nach
dem starken Saisonstart in die Regionalliga gab es aber auch
schwächere Phasen. Man denke nur an Buchbach. 0:1. „Das
war für die die Feier des Jahrzehnts“, sagt Palionis.
Der Wahnsinn von Burghausen
Zwei Wochen nach der Niederlage in Buchbach ging es nach
Burghausen, zu Palionis‘ Ex-Verein. Lange stand es 0:0. „Das
Motto war: Friss oder stirb“, erinnert er sich. Seine Eltern waren
im Stadion. Das waren sie schon bei seinem ersten Zweitliga-
Tor – damals noch für Wacker Burghausen. Nun waren sie wieder
da – und in der 77. Minute machte Palionis tatsächlich das
1:0, den Siegtreffer. Extreme Emotionen. „An dem Jubel sieht
man, wie viele Emotionen da waren. Am liebsten hätte ich in
dem Moment alle aufgefressen“, sagt Palionis heute mit einem
Foto: Janne