JAHNZ E I T 15 AUSGAB E AUGUS T 2021
war.“ Er ist dabei auch überzeugt: „Dieser außergewöhnliche
Teamgeist konnte nur entstehen, weil wir davor schwierige
Zeiten zusammen erlebt haben. Der Erfolg dieser Jahre war
das Ergebnis davon, dass wir in den schlechten Zeiten zusammengehalten
haben. Es ist wie in einer Ehe: Alles, was
dich nicht kaputt kriegt, macht dich nur stärker. Es waren einfach
besondere Typen in dieser Mannschaft.“
Die Drittliga-Saison war aber auch geprägt von einem persönlichen
Rückschlag für Palionis. Er hatte sich das Kreuzband
gerissen, fiel monatelang aus und hat nur neun Ligaspiele
absolviert, in den Relegationsspielen gegen 1860
(Palionis: „Da hatte ich zu jedem Zeitpunkt im Gefühl, dass
wir aufsteigen“) wurde er zudem zweimal eingewechselt.
„Ich war trotzdem immer relativ nah dran am Team und habe
mich extrem mit der Mannschaft gefreut, auch wenn es für
mich selbst natürlich keine ganz einfache Zeit war.“ Sich für
und mit anderen freuen zu können – das ist eine Eigenschaft,
auf die Palionis besonders stolz ist.
So traf er nach dem Aufstieg auch eine bemerkenswerte Entscheidung
und stellte sein Kapitänsamt zur Verfügung. „Ich
habe nach meiner Verletzung früh gemerkt, dass ich noch
nicht so weit war und zunächst nicht in der Lage war, mit den
Jungs zu konkurrieren. Ich habe den Sommer fast durchtrainiert
und bin dann in ein kleines Loch gefallen. Dann bin ich
zu Achim Beierlorzer gegangen und habe ihm gesagt, dass
es, wenn ich sportlich keine Rolle spiele, keinen Sinn macht,
dass ich mich zur Kapitänswahl stelle“, blickt Palionis zurück.
Im Zwiespalt
Das eigene Ego hinten anstellen ist dabei eine große Kunst.
„Das habe ich über die Jahre gelernt“, sagt Palionis auch mit
Blick auf die vergangenen Spielzeiten, als er in der 2. Liga
nicht allzu viel gespielt hat. „Ich war immer in einem Zwiespalt.
Einerseits habe ich mich als Teil des Ganzen gesehen,
habe mich extrem gefreut. Mein Sportlerherz hat aber andererseits
auch geblutet, wenn du unter der Woche immer
alles gibst, sich der Trainer aber immer wieder gegen dich
entscheidet.“ In manchen Situationen habe er daran schon
zu knabbern gehabt, sei auch mal abends heimgekommen
und habe sich gefragt, ob es hier weiter Sinn mache. „Sich
einen anderen Verein zu suchen, wäre der leichtere Weg gewesen,
aber das war für mich nie eine Option. Ich wollte hier
bleiben und heute bin ich sehr glücklich darüber, obwohl die
Zeit für mich sehr schwer war.“ Er sei in dieser Zeit persönlich
sehr gewachsen, schätzt er heute ein. „Ich habe gelernt, mein
Ego einfach hinten anzustellen. Das ist, glaube ich, das größ-
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