JAHNZ E I T 18 AUSGAB E AP R I L 2022
„Ich will nicht meine Karrie-re
beenden und dann sagen
müssen, dass ich mehr hätte
investieren können.“
Sarpreet Singh
Thomas Müller. „Wenn du siehst, wie diese Spieler Tag für
Tag alles dafür tun, um das Bestmögliche aus sich herauszu-holen,
dann weißt du, warum sie Weltklasse-Fußballer sind“,
sagt Singh. Das fängt bei der Ernährung an, geht über die Vor-
und Nachbereitung des Trainings und Extraschichten bis hin
zu einem unglaublichen Ehrgeiz und einer mentalen Stärke.
Singh hat versucht, sich vieles abzuschauen und auf seine
eigene Arbeitsweise zu übertragen. Ob er diszipliniert sei?
„Ja, schon“, antwortet Singh, auch wenn es ihm nicht immer
leichtfalle. Er hat einen ausgewogenen Ernährungsplan er-stellt,
an den er sich versucht konsequent zu halten. Er achtet
auf seinen Körper, bereitet die Einheiten vor und nach. Dazu
achtet er auf ausreichend viel Schlaf.
Foto: Köglmeier
Dass der Körper sein höchstes Gut ist, hat
Singh Anfang dieses Jahres gemerkt. Hart-näckige
Schambeinprobleme haben ihm
zugesetzt. Zunächst hat er mit leichten
Schmerzen versucht weiter zu spielen, als
die Schmerzen im Training und Spiel aber
zunehmend zur Belastung wurden, setzte
Singh aus. „Eine Schambeinentzündung ist
schwer – physisch, aber auch mental. Denn
du kannst trainieren, aber du trainierst mit
Schmerzen und fühlst dich nicht komplett
frei. Du willst sprinten, laufen, spielen –
aber es geht nicht wie gewohnt. Dennoch
habe ich es zunächst versucht. Aber das war
nicht gut für mich und auch fürs Team ist
es besser, wenn ich bei 100 Prozent bin.“
Deshalb legte Singh eine Spielpause ein,
nun wird es Schritt für Schritt wieder besser. Für Singh war
die Zeit nicht einfach. „Wenn dein Körper auf einmal Stop
sagt und dich ausbremst, ist das schon hart.“ Er hatte in
seiner Karriere noch nie mit größeren Verletzungen zu tun.
„Aber Verletzungen sind ein Teil des Fußballs, auch wenn
es mental nicht leicht ist. Ich versuche auch jetzt, mich auf
das zu fokussieren, was in der Zukunft kommt und was ich
kontrollieren kann.“
Für die Zukunft hat Singh klare Ziele. Er will bei einem Top-
Club spielen. Er weiß, dass das ein harter Weg ist. „Das Wich-tigste
dafür ist, dass ich hart weiterarbeite. Ich will nicht
meine Karriere beenden und dann sagen müssen, dass ich
mehr hätte investieren können.“, sagt er. Singh will auch
mit der neuseeländischen Nationalmannschaft erfolgreich
sein. „Fußball wird auch in Neuseeland immer größer“, sagt
Singh über sein Heimatland, in dem Rugby die dominierende
Sportart ist. Weil mehr Spieler in Europa spielen, sieht Singh
auch in der Nationalmannschaft mehr Qualität. „Das ist gut
für die nächste Generation, denn sie sehen, was möglich ist.“
Auch die WM-Qualifikation ist für das Team noch möglich.
„Das wäre ein riesiger Erfolg für uns“, weiß Singh.
In seiner Heimat haben die Leute den Weg Singhs in Eu-ropa
natürlich genau verfolgt. Vor allem der Wechsel zum
FC Bayern hat dort für großes Aufsehen gesorgt. Singh ist
bekannt. „Für mich ist das Motivation“, sagt er selbst dazu.
„Die Menschen würdigen, was ich bislang erreicht habe und
ich will weitere Momente kreieren, die die Menschen stolz
machen.“ Ob er in Regensburg oder in Neuseeland öfter
erkannt wird? In Neuseeland, sagt Singh. Dort war er der
erste Spieler, der es zu einem internationalen Top-Club wie
dem FC Bayern geschafft hat. Sein Weg wird verfolgt und
seit dem vergangenen Jahr ist den fußballinteressierten
Neuseeländern natürlich auch der SSV Jahn Regensburg
ein Begriff. Und die neuseeländischen Fußballfans werden
ihrem Sarpreet Singh bestimmt die Daumen drücken, dass
er zusammen mit dem SSV Jahn einen gelungenen Saison-abschluss
hinlegt und durch Konstanz und gute Leistungen
seinen Teil dazu beiträgt. Das nötige Umfeld, in dem er sich
wohlfühlt und entfalten kann, hat er in Regensburg. f r