JAHNZ E I T 17 AUSGAB E AP R I L 2022
zurückzuführen. In Neuseeland, genauer in der Millionen-
Stadt Auckland, wuchs „Sardi“ auf. Mit zwei älteren Geschwis-tern
– seine Schwester Manny (29) arbeitet als Buchhalterin,
sein Bruder Jesse (27) betreibt eine Fußballschule für Kinder –
wuchs er behütet auf. Früh entwickelte er eine Leidenschaft
für den Sport, probierte vieles aus und blieb beim Fußball
hängen. Im Alter von viereinhalb Jahren trat er dem ersten
Verein bereits bei. Für Singh gab es irgendwann fast nur noch:
Schule und Fußball. Nach der Schule ging es ins Vereinstrai-ning.
Nach dem Abendessen kickte er weiter, oft gemeinsam
mit seinem Bruder. Straßenfußball, etwas, das Sing nach eige-ner
Aussage auch heute noch hilft.
Profidebüt zwei Tage vor dem 18. Geburtstag
Schnell kristallisierte sich auf seinem Weg ein besonderes
Talent heraus, er wechselte mit sieben Jahren in eine Jugend-
Akademie, wo er noch besser gefördert wurde. 2015, im Alter
von gerade einmal 16 Jahren zog er schließlich weit weg von
der Heimat, er wechselte zu Wellington Phoenix, ans ande-re
Ende der Nordinsel Neuseelands. Die ersten beiden Jahre
auch dort in der Nachwuchsakademie, zwei Tage vor seinem
18. Geburtstag bestritt der Offensivspieler schließlich sein
erstes Profispiel für die Wellington Phoenix, die als einziges
neuseeländisches Profiteam in der Australischen A-League
mitspielten. Zwei volle Saisons für Wellington später dann
der Wechsel nach Europa, nach Deutschland, zum FC Bayern.
„Es war natürlich etwas völlig Neues für mich, vor allem die
Größe des Vereins war eine ganz andere Welt“, sagt Singh.
Bei den Bayern trainierte er im ersten Jahr mit den Profis und
spielte bei der zweiten Mannschaft in der 3. Liga. „Das war
unglaublich. Wenn man aus Neuseeland kommt, ist es ein ab-soluter
Traum, wenn du mit diesen Weltstars spielen kannst.“
Er kam auch zu einzelnen Einsätzen. Sein Ziel bleibt es, eines
Foto: Köglmeier
Tages kontant für einen großen Club zu spielen. „Das braucht
Zeit, es ist ein Prozess. Du musst diszipliniert sein und hart
an dir arbeiten. Durch das Training mit den Bayern Profis
weiß ich, was es braucht, um auf diesem Level spielen zu
können. Jetzt heißt es: machen.“ Für seinen Traum nimmt es
Singh in Kauf, weit weg von Familie und Freunden zu sein,
über 18.000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Auckland
und Regensburg. „Mein Ziel war es immer, so hoch wie mög-lich
Fußball zu spielen. Dafür muss man auch gewisse Opfer
akzeptieren“, sagt Singh, der seine große Familie – neben
Bruder und Schwester hat er noch viele Cousins und Cousi-nen
– derzeit maximal zweimal jährlich sieht, wegen Corona
und der damit verbundenen Quarantäne hat er sie auch in
der kurzen Winterpause nicht besuchen können. Aber über
Facetime pflegt er intensiven Kontakt nach Hause. Singh war
es schon als Jugendlicher gewohnt, weg von der Familie zu
sein, als er nach Wellington gewechselt ist. Deshalb, so sagt
er, plage ihn auch kein großes Heimweh. Seine Familie hat
großen Anteil an seiner Karriere, hat ihn früh gefördert und
auch Opfer gebracht, damit er seinen Traum leben kann. „Da-für
bin ich ihnen unendlich dankbar und hoffe, dass ich ihnen
das eines Tages zurückzahlen kann.“
Damit zurück zum Sport: Offiziell gilt Singh sogar als Tri-ple-
Sieger 2020 mit dem FC Bayern – allerdings fühlt er
sich nicht hundertprozentig so. „Ich war Teil des Teams und
müsste eigentlich sagen: Zu 100 Prozent ja“, sagt Singh. Aber
beim Finalturnier um die Champions League in Lissabon war
er nicht dabei, deshalb fühlt es sich nicht wie sein Titel an.
„Aber eines Tages, wenn ich auf meine Karriere zurückblicke,
werde ich glücklich sagen können: Ich war bei diesem Team
dabei.“ Denn er stand neben seinem Bundesliga-Debüt und
einem Kaderplatz in der Champions League vor allem regel-mäßig
auf dem Trainingsplatz der Bayern-Profis, an der Seite
von Weltstars wie Manuel Neuer, Robert Lewandowski oder