JAHNZ E I T 45 AUSGAB E S E P T EMB E R 2021
Jahnzeit: Herr Männel, nach fünf Spielen steht der FC Erzge-birge
Aue auf dem letzten Platz der 2. Bundesliga. Warum ist
Ihre Mannschaft schwer aus den Startlöchern gekommen?
Martin Männel: Wir haben zum Sommer hin einen Umbruch
vollzogen, nachdem schon die Rückrunde im letzten Jahr
nicht so lief, wie wir es uns vorgestellt haben. Das Trainer-team
hat sich verändert, das Gesicht der Mannschaft wurde
verjüngt. Dazu verfolgen wir nun eine andere Spielidee, so-mit
war von vornherein klar, dass das Zeit brauchen wird. Nun
sind inklusive DFB-Pokal sechs Spiele gespielt und wir haben
bislang leider nicht den Erfolg, den wir uns vom Umbruch
versprochen haben. Wir haben noch einen weiten Weg bis
zum Klassenerhalt, sind aber zuversichtlich, dass wir in Zu-kunft
bessere Ergebnisse einfahren werden.
Mit Aliaksei Shpileuski übernahm im Sommer ein neuer
Trainer das Zepter in Aue. Welche Idee von Fußball verfolgt
er und in welchen Bereichen muss sich die Mannschaft
vielleicht auch umstellen?
Der Trainer steht für eine Philosophie wie sie Teams wie RB
Leipzig erfolgreich praktizieren. Heißt: Vorne früh pressen
und den Gegner so schon zu Fehlern im Spielaufbau zu zwin-gen.
Dadurch hat man kurze Wege zum gegnerischen Tor und
kann möglichst viele Abschlussaktionen kreieren. Wir wollen
aber auch hinten stabil stehen, was kein ganz einfacher Spa-gat
ist, da müssen die Abläufe perfekt sitzen. Wir arbeiten
noch an der Feinjustierung und es muss in den nächsten Wo-chen
unser Credo sein, dass wir die richtige Balance finden.
Im September kommt es nun zur Partie in Regensburg. Mit
welchen Erwartungen reisen Sie zum SSV Jahn?
So wie ich zu jedem Auswärtsspiel reise: Ich möchte gewin-nen.
Bisher haben wir in Regensburg sehr interessante Par-tien
erlebt, die oft sehr eng waren, in denen wir hin und wie-der
das glückliche Ende auf unserer Seite hatten. Da wollen
wir wieder ansetzen, das Glück erzwingen. Nichtsdestotrotz
muss man sagen, dass man mit Blick auf die letztjährige Hin-runde
und auch den Start in der jetzigen Saison echt den Hut
ziehen muss davor, wie es Regensburg immer wieder gelingt,
trotz Abgängen seine Spielphilosophie Jahr für Jahr durch-zusetzen.
Ich gehe davon aus, dass es sicher wieder ein sehr
interessantes Spiel wird und ich bin mir sicher, dass es bis
zuletzt offen bleiben wird.
Das Spiel in Regensburg wird bereits Ihr 14. Spiel gegen den
SSV Jahn in Ihrer Profikarriere sein. Zum ersten Mal haben
Sie 2008 in Regensburg gespielt. Haben Sie spezielle Erin-nerungen
an die Duelle mit Regensburg?
Da fällt mir zum Beispiel gleich das erste Spiel 2008 ein.
Ich kam gerade von einer Verletzung zurück und habe in Re-gensburg
mein Comeback gegeben. Wir haben 4:1 gewon-nen
und somit war es eine gute Rückkehr. Im Jahr darauf,
in unserer Aufstiegssaison, mussten wir in Regensburg eine
bittere Niederlage hinnehmen. Auch noch im Gedächtnis
geblieben ist mir, als wir vor zwei Jahren in
Regensburg den Klassenerhalt fix gemacht
haben. 2016 habe ich meine Reha in Do-naustauf
absolviert und habe dadurch
die Region und die Menschen rund um
den SSV Jahn auch ein bisschen kennen
gelernt. Seitdem habe ich den Verein im-mer
ein bisschen im Blick behalten
Seit 2008 spielen Sie durchgehend für Erz-gebirge
Aue und sind damit der ver-einstreueste
Spieler der 2. Bun-desliga.
Was bedeutet Ihnen der
Verein inzwischen?
Aue ist der Verein, der mir den
Weg in den Profifußball er-möglicht
hat. Hier konnte ich
mich durchsetzen und mit
dem Verein in die 2. Liga
aufsteigen. Anfangs
wollte ich den Verein
als Sprungbrett nut-zen,
aber es wurde
immer mehr zu einer
Symbiose. Wir haben
gegenseitig voneinan-der
profitiert und mit der Zeit wur-de
der Verein zu einer Herzens-angelegenheit
für mich.
Viele reden heuer von der
stärksten 2. Bundesliga aller
Zeiten, weil viele große Clubs
dabei sind. Sie spielen Ihre elf-te
Zweitliga-Saison und sind
dementsprechend Experte:
Wie stark sehen Sie diese 2.
Liga tatsächlich aufgestellt?
Wenn man rein nach den Na-men
geht, kann man das schon
sagen bei dieser geballten An-zahl
an Traditionsvereinen. Viele
Vereine würde man eher der 1.
Liga zuschreiben. Aber letztlich
sind auch heuer 18 Vereine in der
Liga, die in der Lage sind, Spiele
zu gewinnen, egal wie der Gegner
heißt. In einzelnen Spielen entschei-den
oft Kleinigkeiten wie einfache
Fehler oder Standardsituationen
über Sieg oder Niederlage. Da muss
man immer gewarnt sein. f r
Fragen an…
Martin Männel
Foto: Widmann/DFL
/SSV-JAHN.DE