JAHNZ E I T 13 AUSGAB E S E P T EMB E R 2021
Benedikt Gimber ist in seiner zweiten Saison Kapitän des
SSV Jahn. Als er vor einem Jahr zu diesem ernannt worden
ist, kam die Entscheidung für manche überraschend. Doch
es war eine sehr bewusste Entscheidung des Trainerteams.
Gimber geht als Kapitän voran und hat auch in der Vergan-genheit
Verantwortung nicht gescheut. Aus einem kleinen
Ort hat er – genauso wie sein Nachbar und bester Freund –
den Weg zu einem gestandenen Profi hingelegt. Von Sulz-bach
bis Regensburg: Die Jahnzeit erzählt die Geschichte
von Jahn Kapitän Benedikt Gimber.
20. Juni, Trainingsauftakt der Jahnelf. Nach und nach kom-men
die Spieler auf Platz 1 am Kaulbachweg. Benedikt Gim-ber
kommt an der Seite von Thorsten Kirschbaum und Leon
Guwara. Zwei Neuzugänge, die er gleich unter seine Fittiche
nimmt. „Ich will ja gleich wissen, wen wir da verpflichtet
haben“, sagt Gimber schmunzelnd. Neben dem Eigeninter-esse,
seine Neugier zu befriedigen, fühlt sich Gimber aber
vor allem auch mitverantwortlich dafür, dass die Neuzugänge
bei der Jahnelf gut ankommen. Denn Gimber ist inzwischen
seit über einem Jahr der Kapitän des SSV Jahn. „Die Spieler
sollen sich wohlfühlen, damit sie ihre Leistung bringen und
uns weiterhelfen können“, sagt er. Es habe in der jüngeren
Vergangenheit aber ohnehin nie Probleme bei der Integra-tion
der Neuen ins Team gegeben. „Unsere Neuzugänge sind
immer sehr offene und bodenständige Jungs“, sagt Gimber.
Offen, das beschreibt als Charaktereigenschaft wohl auch
den 24-Jährigen am besten. „Ich bin eigentlich für alles zu
haben“, sagt er selbst. Auf dem Platz gilt er als zuverlässiger,
zweikampfstarker Spieler, bei dem es im Zentrum auch mal
rumpeln kann, wenn es erforderlich ist. Und neuerdings hat
er auch seine Offensivqualitäten entdeckt und in Test- und
Pflichtspielen in dieser Saison zusammen schon vier Treffer
erzielt. „Nach der letzten Saison war klar, dass wir in allen
Mannschaftsteilen torgefährlicher werden müssen. Deshalb
war es auch von mir ein Ziel, das eine oder andere Tor bei-zusteuern“,
sagt Gimber und grinst. Mit ihm in zentraler Rolle
hat die Jahnelf einen starken Saisonstart hingelegt mit vier
Siegen aus fünf Spielen. „Uns zeichnet, wie schon in den
letzten Jahren, die mannschaftliche Geschlossenheit aus.
Dazu agieren wir bislang effektiv, nutzen unsere Torchancen
und leisten uns keine groben Schnitzer“, fällt sein Fazit bis
zur Länderspielpause aus.
Gimber und Lorenz: Seite an Seite
Die Geschichte von Benedikt Gimber beginnt in Sulzbach,
1.900 Einwohner. Dort ist er als Nachbar von Simon Lorenz
aufgewachsen, bis heute sein bester Freund und ebenfalls
Profi – bei Ligakonkurrent Holstein Kiel. Nach der Partie im
August im hohen Norden haben die beiden natürlich das
Trikot getauscht. „Dass es aus einem so kleinen Ort gleich
zwei Spieler zum Profi schaffen, ist schon etwas Besonde-res“,
sagt Gimber. Vielleicht ist der ähnliche Karriereverlauf
auch darauf zurückzuführen, dass beide in ihrer Kindheit so
gut wie jede freie Minute miteinander verbracht haben. Die
Elternhäuser liegen beieinander. „Da Simons Eltern einen
Bauernhof daheim haben, konnten wir uns immer austo-ben“,
erzählt Gimber. Auch Fußballtore gab es auf einer Wie-se
und folglich wurde viel gekickt.
Mit Lorenz hat der um knapp einen Monat ältere Gimber auch
den so ziemlich gleichen Karriereweg hingelegt. Über den
Heimatclub TSV Sulzbach ging’s gemeinsam weiter zum SV
Schefflenz und dann 2009 in den Nachwuchs der TSG 1899
Hoffenheim. Dort war Gimber nicht von Beginn an eines der
ganz hoch gehandelten Talente. „Ich habe anfangs nicht im-mer
gespielt, habe sicher nicht zu den talentiertesten Spie-lern
gehört“, blickt er zurück. Doch er bewies schon im Nach-wuchs
ein Kämpferherz, boxte sich durch und steigerte sich
kontinuierlich. „Ich war schon immer ein Spieler, der viel über
die Physis kam und sich viel erarbeiten musste. Von Jahr zu
Jahr wurde es besser und besser“, sagt Gimber. Am Ende zähl-te
er dann doch zu den vielversprechendsten Talenten sei-nes
Jahrgangs, wurde in der U15 erstmals und später immer
stetiger in die Junioren-Nationalmannschaft eingeladen und
2014 mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold für den besten
Nachwuchsspieler seines Jahrgangs vom DFB ausgezeichnet.
Sucht man auf der Video-Plattform Youtube nach Benedikt
Gimber, stößt man relativ schnell auf ein Video aus dieser Zeit,
das den damals 15-Jährigen nach einem Spiel mit der Hoffen-heimer
B-Jugend im Interview zeigt. Er wirkt zurückhaltend, ja
fast ein bisschen unsicher. Tatsächlich war er zum Zeitpunkt
der Aufnahme verärgert, wie er heute sagt. Hoffenheim hat-te
in der vorangegangenen Partie nur 1:1 gespielt und auch
Gimber selbst machte kein wirklich gutes Spiel. Schlechte Er-gebnisse
einfahren konnte er also schon damals nicht. Heute
kann Gimber über das Video lachen. „Das Internet vergisst
einfach nichts“, sagt er. Auch deswegen hält er sich selbst in
den sozialen Netzwerken weitestgehend zurück.
Kindheitserinnerungen: Der heutige Jahn Kapitän Benedikt Gim-ber
(rechts) zusammen mit Simon Lorenz