JAHNZ E I T 39 AUSGAB E S E P T EMB E R 2021
Jahnzeit: Herr Schindler, der Club belegt nach fünf
Spielen mit neun Punkten Rang fünf. Ein Saison-start,
mit dem Sie zufrieden sein können?
Christopher Schindler: Dass wir noch ungeschlagen
sind, ist auf jeden Fall positiv. Wir haben aber von
der Leistung her noch Luft nach oben. Grundsätz-lich
sind wir mit der Punkteausbeute zufrieden. Das
ist eine gute Basis, von der wir wegarbeiten können.
Wie haben Sie denn den Verein, das Umfeld und
die Mannschaft in der Zeit seit Ihrem Wechsel
im Sommer kennengelernt?
Ich habe natürlich schon immer viel vom
Club gehört. Wenn man dann hier her-kommt,
sieht man, dass die gesamte Re-gion
sehr fußballverrückt ist und hohe
Erwartungen an den Verein hat. Ich
mag das. Wir durften auch bereits
die Fanszene etwas näher ken-nenlernen.
Dazu war der Verein
sehr hilfsbereit zu mir.
2017 hat sich der Jahn
gegen ihren Ex-Club 1860
München in der Relegation
durchgesetzt, für den sie bis
2016 und insgesamt 17 Jahre ge-spielt
haben. Wie haben sie diese
Duelle damals verfolgt?
Ich kann mich tatsächlich noch sehr
genau daran erinnern. Wir sind damals
fast zeitglich mit Huddersfield in die
Premier League aufgestiegen. Ich
hatte 2017 sehr gemischte Gefühle.
Als wir unsere Aufstiegsfeier am Rat-haus
hatten und alle voller Ekstase
waren, ist 1860 in der Relegation abge-stiegen.
Die Bilder zu sehen, war nicht
schön für mich. Deshalb konnte ich den
Tag damals nicht vollends genießen.
Haben Sie die anschließende Ent-wicklung
des SSV Jahn verfolgt?
Worin unterscheidet sich der Jahn
in der Außenwahrnehmung bezie-hungsweise
in Ihrer Wahrnehmung
heute von damals?
Da muss ich ehrlich sagen, dass ich
den Verein nicht so intensiv verfolgt
habe. Ich nehme den Jahn immer als sehr,
sehr bodenständigen Verein wahr. Der Verein
macht keine verrückten Sachen. Es wird ver-sucht,
sehr viel Kontinuität hereinzubringen.
Darin liegt auch eure Stärke.
Beim Blick auf die reinen Ergebnisse fallen bei
Ihnen bislang die wenigen Gegentore auf, ge-meinsam
mit dem Jahn stellen Sie die beste
Defensive (je 3 Gegentore). Wird das aus Ih-rer
Sicht ein Schlüssel für eine erfolgreiche
Saison werden?
Nach fünf Spielen kann man noch nicht so viel
über die Defensivreihen sagen. Das ist zu früh.
Trotzdem ist es natürlich gut, dass wir wenige
Gegentore kassiert haben. Mit einer guten De-fensive
erhöhen wir die Wahrscheinlich-keit,
ein gutes Ergebnis zu erzielen. Wir
müssen aber noch die Balance zwi-schen
Offensivaktionen und defen-siver
Stabilität finden.
Wann würden Sie die Saison des
1. FC Nürnberg denn am Saison-ende
als erfolgreich einstufen?
Es ist alles in allem schwer einzu-schätzen.
Die Liga ist sehr ausgegli-chen.
Und ich glaube es ist richtig,
nach den letzten Jahren mit einer
Portion Demut in die Saison zu gehen
und gleichzeitig ehrgeizig zu bleiben.
Wenn wir am Ende in der oberen Ta-bellenhälfte
landen, haben wir eine
ordentliche Saison gespielt.
Zuletzt haben Sie fünf Jahre lang für
Huddersfield Town in England ge-spielt
und haben unter anderem 2017
den Aufstieg in die Premier League
geschafft. Welche Erfahrungen konn-ten
Sie in den fünf Jahren auf der Insel
sammeln?
Wieviel Zeit habt ihr? (lacht) Es war eine
unglaubliche Erfahrung. Wir durften
uns zwei Jahre lang mit den besten der
Welt messen. Die Dynamik, die sich
um den Verein entwickelt hat, war der
Wahnsinn. Aber auch für meine Fami-lie
und mich war es eine eindrucksvol-le
Erfahrung, in einer anderen Kultur
zu leben. Nach den fünf Jahren hat es
auch wehgetan, die Insel wieder zu
verlassen. Das hätte ich am Anfang
nicht gedacht. Jetzt bin ich dennoch
richtig froh, in Nürnberg zu sein. f r
Fragen an…
Christopher Schindler
Foto: Widmann/DFL