JAHNZ E I T 14 AUSGAB E S E P T EMB E R 2021
Gimber war schon im Nachwuchs jemand, der Verantwor-tung
übernommen hat. In der Hoffenheimer U17 war er
Kapitän, in der U19 Vizekapitän. 2017 führte er Deutsch-lands
U20-Nationalmannschaft mit der Kapitänsbinde am
Arm durch die Weltmeisterschaft in Südkorea. Damals war
im Achtelfinale im Elfmeterschießen gegen Sambia Schluss.
Was ihn damals mächtig ärgerte, ordnet Gimber heute rea-listisch
ein. Erst vor kurzem hat er sich die gegnerische Elf
von damals nochmals angeschaut. Mit Patson Daka (Man-chester
City) und Enock Mwepu (Britghton & Hove Albion)
sind in diesem Transfersommer zwei Spieler von damals für
zusammen über 50 Millionen Euro Ablöse von RB Salzburg
in die englische Premier League gewechselt. „Die waren
also nicht so schlecht“, sagt Gimber.
Verantwortung zu übernehmen „nie etwas ausgemacht“
Er ging als Kapitän schon damals voran. „Mir hat das nie etwas
ausgemacht. Es ist auch ein Stück weit mein Naturell, dass
ich gerne Verantwortung übernehme“, sagt er. Das macht er
auch heute bei der Jahnelf. Im Sommer 2020 galt es nach
dem Abgang von Marco Grüttner einen neuen Spielführer zu
finden. Chef-Trainer Mersad Selimbegovic ließ sich die Vor-bereitung
über Zeit, um den richtigen Kandidaten auszuwäh-len.
„Es war klar, dass neue Spieler Verantwortung überneh-men
mussten, nachdem neben Marco auch noch Andi Geipl
gegangen war“, erinnert sich Gimber. Er hat sich dabei mit in
der Verantwortung gesehen. Dass er am Ende Kapitän wurde,
hat ihn aber doch auch ein bisschen überrascht. „Es gab viele
passende Kandidaten. Ich habe mich aber sehr darüber ge-freut,
dass mir das zugetraut wird und es war natürlich eine
Ehre für mich.“ Nach wie vor sei die Hierarchie innerhalb des
Teams aber sehr flach, wie Gimber betont: „Es sind so viele
da, die Verantwortung übernehmen. Es ist leicht, Kapitän die-ser
Mannschaft zu sein.“
Foto: Gatzka
„Es war damals vielleicht für viele überraschend, dass wir einem
so jungen Spieler so viel Verantwortung geben“, blickt Mersad
Selimbegovic auf die damalige Entscheidung zurück. „Aber ich
kenne Gimbo schon länger und sehr gut. Ich wusste, dass er
die Qualitäten dafür mitbringt. Und dann wollen wir Spieler, die
führen können und wollen, auch fördern und ihnen die Verant-wortung
geben.“ Der Jahn Chef-Trainer beschreibt Gimber als
„Mensch mit Spiel- und Lebensfreude, der immer lacht, fleißig
und zuverlässig ist.“ Rückblickend ist Selimbegovic sehr zufrie-den
mit der Wahl: „Gimbo hat es schon im ersten Jahr gut ge-macht.
Man merkt aber auch, dass er sich als Kapitän und Persön-lichkeit
weiterentwickelt, dass er jetzt viele Dinge noch besser
und schneller wahrnimmt, die er als Kapitän wahrnehmen muss.
Deshalb bin ich sehr glücklich, dass wir damals diesen mutigen
Schritt gegangen sind und ihn zum Kapitän gemacht haben.“
Zwei Jahre hat Gimber unter seinem Vorgänger im Kapitäns-amt
Marco Grüttner gespielt. „Grütte war der perfekte Kapi-tän“,
sagt Gimber. „Er ist immer mit Einsatz und Leidenschaft
vorangegangen, hat die Mannschaft mitgezogen und wenn es
nötig war auch im Angriff schon die Grätsche ausgepackt. Er
hat die Mannschaft extrem geprägt.“ Mit Grüttner hatte Gim-ber
nach seiner Benennung zum Kapitän auch Kontakt. Na-türlich
könne er sich von ihm etwas abschauen, sagt Gimber.
„Aber auch Marco hat zu mir gesagt, dass das jeder auf seine
Art machen muss.“ Und so versuchte der Mittelfeldspieler,
„nicht viel zu verändern in meinem Verhalten und Auftreten.“
Nachreiner gegen St. Pauli: „Sieht, was es heißt, Verant-wortung
zu übernehmen“
Viele Mitspieler würden ihn ohnehin in der Mannschafts-führung
unterstützen und ebenfalls vorangehen. „Wenn man
beispielsweise sieht, wie Wastl Nachreiner im letzten Sai-sonspiel
der letzten Saison gegen St. Pauli sein Comeback