< Previous22 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2025 DER WEG ZUM SSV JAHN “Meine Kindheit war turbulent und ich habe schon sehr viele Dinge erleben dürfen, aber Fußball war immer da.” So be- schreibt der heute 23-jährige Jahn Neuzugang Asante seine Beziehung zum Sport, den er heute hauptberuflich als Profi ausüben darf. Geboren und aufgewachsen ist der ruhige und reif wirkende Asante in einem Bremer Stadtteil, der mit vie- len sozialen Problemen zu kämpfen hat. Auch vor dem jun- gen Davis machten diese Konflikte in der Schulzeit selten Halt. “Mittlerweile bin ich dankbar dafür, diese Erfahrungen gemacht zu haben und bin stolz auf meine Herkunft.” Über die Verbundenheit zum Fußball war für ihn früh klar, wo sein Weg hinführen soll. Bereits in seinen ersten Erinnerungen hatte Asante einen Ball dabei. Das kam durch seinen älteren Bruder zustande, der selbst aktiv Fußball spielte und den Davis lange zu dessen Spielen verfolgte. Bereits von Kindes- beinen an war das Talent des Flügelstürmers zu erkennen. Dass er sein Ziel weiter so fokussiert verfolgte, lag auch an seinem Umfeld im sozialen Brennpunkt: “Ich habe viele Le- benswege gesehen, die mir klar gezeigt haben, wo ich nicht hin möchte”, erklärt Asante heute: “Das hat mich geprägt und mich reifer über mein Leben nachdenken lassen.” Als 12-Jähriger wagte er dann den Schritt vom Jugendverein SC Borgfeld zum großen SV Werder Bremen. Im Leistungszent- rum des vierfachen deutschen Meisters sowie sechsfachen Pokalsiegers war Davis Asante seinem Ziel ein Stück nä- her. “Das gleiche Trikot wie Eljero Elia, Claudio Pizarro oder Marko Arnautovic zu dieser Zeit getragen zu haben, war ein unbeschreibliches Gefühl. Diego habe ich leider verpasst”, sagt Asante mit einer Leichtigkeit, aber einer großen Porti- on Respekt. Respekt, den er sich über seine vielen Jahre im Werder Nachwuchs Jahr für Jahr, Saison für Saison verdiente und so dem Traum Profifußball immer näher kam. Über drei Spielzeiten in der U23 holte er sich die nötige Härte für den Herrenfußball, ehe es dann in diesem Sommer ins rund 600 Kilometer entfernte Regensburg gehen sollte. “Die Stadt und die Vision des Vereins gefallen mir sehr gut und passen zu mir, auch wenn ich mit dem Dialekt noch etwas zu kämp- fen habe”, gibt Asante nach seinem Wechsel zu. “Ich habe schnell gemerkt, wie viel Fleiß und Aktivität hier beim SSV Jahn herrscht. Ich möchte mir meine Körner in der 3. Liga verdienen und eine erfolgreiche Saison spielen.” DAS BRINGT DAVIS ASANTE MIT Als dynamischer Flügelspieler bringt der 23-Jährige eine große Waffe mit: Geschwindigkeit. Seine physischen Voraus- setzungen führen zu erheblichen Tempo-Vorteilen für Asan- te gegenüber seinen Gegenspielern, aber auch das Dribbling scheut der selbstbewusst spielende Angreifer nicht. “Ich lie- be das Eins-gegen-Eins”, sagt er selbst und kann auch so sei- ne Verteidiger um den Verstand bringen. Mit diesen Waffen kann Asante der Jahnelf in der kommenden Saison wichtige Qualitäten in dieser Liga geben. DIE BESONDERE GESCHICHTE Wenn man Davis Asante nach seinen Trainer fragt, die ihn be- sonders geprägt haben, nennt er sofort einen Namen: Chris- tian Brand. Seine Amtszeit fiel damals in Regensburg in eine turbulente Phase. Seine Anstellung im November 2014 soll- te die ins Hintertreffen geratene Jahnelf vor dem Abstieg aus der 3. Liga bewahren, allerdings war auch Brand machtlos, diese Entwicklung aufzuhalten. In der Regionalliga-Spielzeit 2015/16 eröffnete Christian Brands Mannschaft das Jahns- tadion Regensburg. Die Rückkehr in die 3. Liga erlebte Brand jedoch nicht mehr als Trainer des SSV Jahn. So zog es den Fußballlehrer in den Norden in den Nachwuchs von Werder Bremen, wo er auf Davis Asante traf. “Ich kenne ihn nun seit einigen Jahren, seit der U15 haben wir ein sehr gutes Verhältnis. Er hat mich unfassbar als Spieler, aber auch als Menschen weitergebracht”, er- zählt Asante: “Ich bin ihm sehr dankbar dafür.”ag Davis Asante im Porträt WO ICH HIN MÖCHTE” Foto: Janne23 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2025 DER WEG ZUM SSV JAHN Vier Jahre schnürte Sebastian Stolze seine Schuhe bereits für den SSV Jahn. Es waren nicht einfach nur irgendwelche vier Jahre. “Stolle”, wie ihn hier nur alle nennen, prägte die erfolgreichste Zeit des SSV Jahn in seiner Vereinsgeschichte. Im ersten Jahr beispielsweise beendete die Jahnelf mit ihm 2017/18 die 2. Bundesliga auf dem fünften Tabellenplatz - historisch. Nach drei weiteren Spielzeiten in der zweithöchs- ten deutschen Spielklasse machte sich Stolze auf zu neuen Ufern. Beim Traditionsverein Hannover 96 ging er die nächs- ten Schritte, als Verdienst seiner Entwicklung beim SSV Jahn. In seiner ersten Spielzeit bei den Hannoveranern konnte Stolze seine Klasse weiter unter Beweis stellen. Er kam in 26 Zweitliga-Spielen zum Einsatz und war an fünf Toren direkt beteiligt. “96 ist ein Verein, der eine unglaubliche Wucht und Tradition besitzt”, erzählt Stolle: “Es hat Spaß gemacht, regelmäßig vor so einer Kulisse zu spielen.” Mit Hannover 96 startete Stolze 2021/22 auch eine tolle Pokalreise. Nach Siegen im Achtelfinale gegen Borussia Mönchengladbach (3:0) mussten sich er und sein Team erst im Viertelfinale gegen den späteren DFB-Pokalsieger RB Leipzig geschlagen geben. “Im zweiten Jahr war es für mich etwas schwieriger in Hannover, was in mir den Wunsch nach einer sportlichen Veränderung hervorrief”, erklärt der 30-Jährige heute. In der niedersächsischen Landeshauptstadt erlebte er auch neben dem Platz eine tolle Zeit und lernte viele Menschen kennen, die zu Freunden wurden. Mit tollen Erinnerungen machte sich Stolze 2023/24 in den Hardtwald zum SV Sandhausen auf. Beim damaligen Zweitliga-Absteiger wurde das klare Ziel Wiederaufstieg formuliert. Im ersten Jahr sprang nur Platz 9 raus, im Folgejahr sah alles danach aus, als würde es bes- ser laufen. “Wir sind super in die Saison gestartet”, erinnert sich Stolze. Unter Trainer Sreto Ristic schien es, als würde der SVS in der Drittliga-Saison 2024/25 seiner Favoritenrolle ge- recht werden können. Am 14. Spieltag besiegte Sandhausen Alemannia Aachen überzeugend und deutlich mit 4:0 und sicherte sich so Ende November die Tabellenführung in der 3. Liga. Eine gute Ausgangslage, die auserkorene und direkt formulierte Mission “Aufstieg” weiter anzugehen. Allerdings än- derte sich etwas. Die Ergebnisse wollten nicht mehr kommen und eine Negativserie von sechs Niederlagen in Folge entriss dem SV Sandhausen den ersten Rang. “Wir waren plötzlich in einem Sumpf, aus dem wir nicht mehr herausgekommen sind, egal was wir auch verändert oder gemacht haben”, ver- sucht Stolze heute noch nach Erklärungen zu suchen. Eine wirklich zufriedenstellende Erklärung gibt es wohl nicht. Am Ende muss- te der SV Sandhausen den Gang in die 3. Liga antreten. Im Sommer 2025 verabschiedete der Verein 35 Spieler und be- gann mit einem Neuanfang. Diesen will auch Stolze für seine Karriere. Er ließ sich Zeit, um die richtige Entscheidung zu treffen. “Am Ende ging es aber doch schnell”, sagt er glück- lich, als er wieder in Jahn Trainingsklamotten am Funktions- gebäude der Profis saß. “Ich habe einige Möglichkeiten aus- gelassen, weil ich wusste, dass ich nach Regensburg will. Es fühlt sich richtig an.” DAS BRINGT SEBASTIAN STOLZE MIT Den meisten Jahnfans sind die Qualitäten von Stolle noch immer sehr präsent. Unermüdlicher Einsatz, Geschwindigkeit, Torgefahr, Zweikampfstärke. All das bringt der Rechtsaußen nach wie vor mit. Doch eine wesentliche Fähigkeit ist nicht auf den ersten Blick erkennbar: “Ich möchte vorangehen und Verantwortung übernehmen.” Es sind die Mentalität und der Teamgedanke, was eine wichtige Qualität für eine Mannschaft werden kann. “Ich kenne den Verein, weiß wofür er steht und was er repräsentiert." Es geht nun darum, die Abläufe und Vor- stellungen des Trainerteams zu verinnerlichen und sich best- möglich kennenzulernen. “Wir haben nicht viel Zeit.” DIE BESONDERE GESCHICHTE Welche Rolle der SSV Jahn nicht nur in der Vergangenheit für Stolle, sondern auch für seine Familie gespielt hat, wird in einer besonderen Geschichte deutlich. Als sein Sohn, der noch hier in Regensburg zur Welt kam, von der Rückkehr seines Vaters zum SSV Jahn erfuhr, rannte er in sein Zim- mer, packte sich das alte Jahn Trikot seines Papas und war überglücklich. Auch in den folgenden Tagen zog er wohl das Jahn Trikot eher widerwillig wieder aus, so groß ist die Vor- freude auf das erste Spiel von Sebastian Stolze im rot-wei- ßen Trikot ag Sebastian Stolze im Porträt RICHTIG AN” Foto: Köglmeier24 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2025 DER WEG ZUM SSV JAHN Mit einem Ball am Fuß rennt der fünfjährige Nicolas-Bernd Oliveira Kisilowski, der von Freunden und Familie kurz Nico genannt wird, den Strand von Ribadesella gemeinsam mit seinem Opa entlang. An den Ort, an dem er seine ersten Be- rührungspunkte mit dem Ball hatte, kommt er mindestens einmal im Jahr zurück, denn dort wohnen noch immer seine Großeltern. 83 Kilometer weiter südlich im spanischen Ort Oviedo er- blickte der Sohn eines deutschen Vaters und einer spani- schen Mutter am 06.02.2004 das Licht der Welt. Aufgewach- sen ist Nicolas aber in Hamburg, wo er bis zuletzt auch seine Fußballschuhe schnürte. Seine erste Fußball Station war der Eimsbütteler TV, ein Stadtbezirk im Norden Hamburgs, wo er bis zur Saison 2018/19 spielte. Danach ging er den nächsten Schritt in seiner fußballerischen Karriere mit dem Wechsel ins Nachwuchsleistungszentrum des Hamburger SV. Dort über- zeugte der beidfüßige Außenverteidiger unter anderem durch seine Schnelligkeit, die auch sein sechs Jahre jüngerer Bruder gerne hätte, für den Nico durchaus einen Vorbildcharakter hat. “Fußballer zu werden war für mich schon immer ein kleiner Traum, zum Ziel wurde es erst, als ich gemerkt habe, dass es wirklich realistisch ist”, erinnert sich Nico zurück. Wirklich- keit wurde es dann zur Saison 2023/24, als er mit gerade einmal 18 Jahren seinen ersten Profivertrag beim HSV unter- schrieb. Darauf folgte der erste Profieinsatz im Spiel gegen Schalke 04, wo er in der 19. Minute eingewechselt wurde. “Ich würde sagen, das war eines meiner prägendsten Fuß- ballerlebnisse, gemeinsam mit meinem ersten Startelf-De- büt gegen den 1. FC Nürnberg”, erzählte Nico grinsend. Auf weitere Einsätze in der Profimannschaft folgte kein ein- facher Sommer. Statt in der 2. Bundesliga stand Nicolas Oli- veira vermehrt in der Regionalliga für den HSV II auf dem Platz. “Ich habe mir ständig den Kopf zerbrochen warum, da- runter hat letztendlich auch meine Leistung gelitten”, erklärt Nico. Daraus zog er seine Schlüsse und legte den Schalter um. Der Wechsel nach Regensburg ist für den jungen Spieler ein Neuanfang. “Der Weg vom Norden in den Süden kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, früher hätte ich mich noch nicht bereit dafür gefühlt, Hamburg den Rücken zu kehren”, gesteht Nico. DAS BRINGT NICOLAS OLIVEIRA MIT 704 Kilometer trennen Nicolas nun von seinen Freunden und seiner Familie. Der 21-Jährige ist ein absoluter Fami- lienmensch, das zeigt sich sowohl auf als auch neben dem Platz. “Die familiäre Atmosphäre hier in Regensburg war ein entscheidender Grund für den Wechsel”, sagt Nicolas. Zumal es ihm deutlich leichter fällt, seine Leistung abzurufen, wenn er sich wohl fühlt. Seit seiner Ankunft in der Domstadt sieht man ihn selten ohne ein Lachen im Gesicht. Ganz nach dem Motto “ Behandle jeden Menschen so, wie du auch behan- delt werden möchtest” möchte er jedem das Gefühl geben willkommen zu sein. Der empathische Spieler ist durch seine Beidfüßigkeit varia- bel einsetzbar und kann rechts wie links spielen. Vor allem aber bringt er Schnelligkeit mit, die, wie er selbst sagt, gene- tisch bedingt ist. Sein Vater war Leichtathlet und seine Tan- te Sprinterin. “Da hatte ich einfach Glück”, sagt er lachend. Einen genetischen Vorteil hat er auch aufgrund seines Ge- burtsortes: er hat sowohl die deutsche als auch die spani- sche Staatsbürgerschaft und ist zweisprachig aufgewachsen. Mit seiner Mutter spricht er nach wie vor auf Spanisch, mit seinem Vater auf Deutsch. Auf nationaler Ebene kam Nicolas zu Einsätzen für die deutsche U19 und U20 Nationalmannschaft. DIE BESONDERE GESCHICHTE Für die meisten jungen Spieler fungieren neben ihren engsten Bezugspersonen auch die Trainer als wichtige Ansprechpartner. Für Nico nahm diese Rolle aber vor allem der ehemalige HSV- Torhüter Tom Mickel ein, mit dem er bei der HSV- Reserve zusammen spielte. “Er hat sich immer um die jun- gen Spieler gekümmert und wollte, dass sich alle wohl fühlen”, erzählt Nico. Noch immer telefonie- ren sie regelmäßig, auch bei seinem Wechsel zum Jahn stand er mit Rat und Tat zur Seite. sis Nicolas Oliveira im Porträt ZUM ZIEL Foto: Köglmeier25 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2025 DER WEG ZUM SSV JAHN “Mein erstes Jahn Spiel war auf jeden Fall noch im alten Stadion", sagt Benedikt Bauer, aber so ganz genau kann er sich nicht daran erinnern. Geboren in Vilsbiburg wuchs er in Erding auf, doch sein Vater als gebürtiger Regensburger nahm ihn schon als kleinen Jungen immer wieder mit ins Stadion zu Spielen des SSV Jahn, so auch 2016 im erfolg- reichen Relegationsspiel gegen den VfL Wolfsburg II. “Das war das coolste Spiel, bei dem ich war”, erinnert sich der heute 21-Jährige und viele Jahnfans werden ihm ange- sichts der unglaublichen Emotionen in diesem Spiel sicher zustimmen. Schon mit drei Jahren fing Bauer das Fußballspielen an und eiferte seinem großen Bruder nach. Nach vier Jahren in der Jugend des TSV 1860 München, wechselte er mit 15 Jah- ren zur SpVgg Unterhaching, die in einem Probetraining in dem bisherigen Stürmer das Potenzial als Außenverteidiger erkannt hatte. “Dort war alles ein bisschen kleiner und lo- ckerer, dieses familiäre Umfeld hat mir gut gefallen”, sagt Bauer. 2021 wurde in Unterhaching der bisherige U19-Trainer Sandro Wagner zum Chef-Trainer befördert und zog einige seiner Schützlinge mit hoch zu den Profis, so auch Bene- dikt Bauer. “Er ist ein Trainer, der ein sehr gutes Gespür für jeden Spieler hat, fachlich und menschlich", lobt Bauer sei- nen früheren Trainer. Mit seiner Art habe er es geschafft, das jeder Spieler immer bereit war, alles zu geben. Am Ende der Saison 2022/23 stieg Unterhaching auf und Bauer stand an den ersten fünf Spieltagen der folgenden Dritt- ligasaison in der Startelf. Die Belohnung: Das Debüt für die U20-Nationalmannschaft. In diesem Herbst 2023 schien seine Karriere steil bergauf zu gehen, doch dann verletzte er sich im nächsten Spiel schwer am Knie. “Das war sehr bitter, aber ich musste nicht operiert werden und konnte gleich wieder an meiner Rückkehr arbeiten, daher konnte ich gut mit der Verletzung umgehen”, erklärt er. Nachdem er in der Rückrunde schon wieder einige Spiele machen konnte, wechselte er im Sommer 2024 zum Karlsruher SC, doch eine wirkliche Chance habe er dort nicht bekommen, sagt Bauer, auch wegen der Konkurrenzsituation. So standen die Zeichen in diesem Sommer auf Abschied und er entschied sich zu einem Wech- sel zum SSV Jahn. “Ich hatte mich sehr über das Interesse gefreut und die Nähe zur Heimat war natürlich ein großer Pluspunkt”, sagt er und will in dieser Saison wie- der voll angreifen. DAS BRINGT BENEDIKT BAUER MIT Benedikt Bauers große Stärke ist seine Beidfüßigkeit. “Der rechte Fuß ist einen Tick stärker, aber als Linksverteidiger muss ich auch mit links viel machen”, erklärt er. “Ich fühle mich mit beiden sehr wohl”. Neben beiden Außenvertei- digerpositionen kommt ihm durch seinen Vorwärtsdrang auch die von Michael Wimmer präferierte Schienenposi- tion entgegen. Variabel, schnell und trotzdem körperlich robust läuft er mit viel Aufwand die Linie rauf und runter. DIE BESONDERE GESCHICHTE Neben dem Fußball studiert Benedikt Bauer Ernährungs- wissenschaften. Ihm sei es wichtig, sagt er, noch andere Interessen und Freunde außerhalb des Fußballs zu haben. Zunächst hatte er mit Sportjournalismus begonnen, aber wechselte dann vor einem Jahr den Studiengang. “Das passt eh besser, in der Schule haben mir Chemie und Bio immer mehr Spaß gemacht als Deutsch”, sagt Bauer la- chend und fügt an: “Man lernt seinen Körper auch nochmal aus wissenschaftlicher Sicht besser kennen. Da kann ich ei- niges mitnehmen für meine Karriere.” pp Benedikt Bauer im Porträt “DER JAHN Foto: Janne26 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2025 DER WEG ZUM SSV JAHN “Das erste Jahr war schon schwer”, gibt Lucas Hermes zu, als er über seine Zeit in Freiburg spricht. Nur allzu verständlich, denn mit gerade einmal 16 Jahren zog er von zuhause aus, ließ seine saarländische Heimat und den 1. FC Saarbrücken hinter sich und machte sich auf in Richtung Südbaden, um in der Fußballschule des SC Freiburg dem Traum vom Profi- fußball ein Stück näher zu kommen. Neue Stadt, neue Schu- le, neues Team – und auch ein neues Zuhause. Hermes kam zunächst bei einer Gastfamilie unter. “Die Familie war sehr nett und hat mich gut aufgenommen, aber ich musste mich natürlich erstmal zurechtfinden”, sagt Hermes. Im zweiten Jahr zog er ins Internat der Fußballschule und im dritten Jahr in eine WG mit zwei Mitspielern. Einer von ihnen war Philipp Treu, der jüngst wieder vom FC St. Pauli zurück zum SC Freiburg wechselte. Gemeinsam gewannen sie 2018 den DFB-Pokal der Junioren. “Das war wirklich eine geile Zeit damals und wir hatten eine sehr starke Mannschaft, aus der über ein Dutzend Spieler Profi geworden sind”, sagt Hermes. Neben Philipp Treu schafften es auch Spieler wie Yannik Keitel, Carlo Boukhalfa oder Noah Atubolu bis in die Bundesliga und Kevin Schade und Nico Schlotterbeck sogar bis in die Nationalmannschaft. Hermes hingegen spielte nach der A-Jugend bis zu seinem Wechsel zum SSV Jahn in der Regionalliga Südwest. Zu- nächst wechselte er zum FSV Mainz 05, der sich sehr um ihn bemüht hatte und dazu näher an seiner Heimat lag. Zwei Jahre spielte er regelmäßig in der Startelf und ihm ge- langen jeweils fünf Saisontore. Anschließend zog er 2021 weiter zu den Kickers Offenbach. Beim hessischen Traditi- onsverein erlebte er ein sehr erfolgreiches Jahr, in dem der Verein fast aufstieg, gefolgt von einem durchwachsenen Jahr mit einigen Trainerwechseln. Ein lehrreiches Jahr, sagt Hermes, nachdem er sich für eine Veränderung entschied und innerhalb der Liga zu einem weiteren Traditionsver- ein wechselte, dem FSV Frankfurt. In der ersten Saison fiel er wegen Verletzungen lange aus, doch er kam in der ver- gangenen Spielzeit stark zurück. “Ich wurde rechtzeitig zur Saisonvorbereitung wieder fit und dann lief es wirklich op- timal”, sagt er über die Saison, in der ihm 20 Scorerpunkte gelangen. Mit dem FSV verpasste Hermes im letzten Sai- sondrittel den Aufstieg, doch für ihn persönlich ging es mit dem Wechsel zum SSV Jahn eine Liga höher. DAS BRINGT LUCAS HERMES MIT “Der Jahn hatte sich sehr früh bei mir gemeldet und ich hatte von Beginn an ein super Gefühl, sagt Hermes und bekräftigt: “Ich wollte unbedingt herkommen, denn auch die Gespräche mit dem Trainer haben mich überzeugt und seine Spielidee passt gut zu mir.” Neben seinem Abschluss gehören die Schnelligkeit und das intensive Anlaufen zu den Stärken von Hermes, der in der offensiven Dreierreihe bereits auf allen Positionen und sogar schon im zentralen Mittelfeld gespielt hat. “Ich bin sehr variabel, hauptsache offensiv", sagt er mit einem Lächeln auf die Frage nach sei- ner Lieblingsposition. DIE BESONDERE GESCHICHTE Lucas Hermes erkundigte sich bei Florian Ballas über Re- gensburg, der bekanntlich vergangene Saison noch für den SSV Jahn auf dem Feld stand. “Balla” ist derselbe Jahrgang wie Hermes’ Bruder und spielte mit diesem gemeinsam in den Jugendmannschaften des 1. FC Saarbrücken. “Ich kenne Flo schon seit- dem ich ein kleiner Junge war und er hat mir nur Gutes über den Jahn erzählt und mich zu dem Wechsel ermutigt,” sagt Hermes ent- schlossen und in seinen energischen Worten ist, wie oft innerhalb des Gesprächs, zu spü- ren, wie sehr er dem Saisonstart entgegenfie- bert und wie sehr er mit dem Jahn gemein- sam erfolgreich sein will. pp Lucas Hermes im Porträt DIE CHANCE Foto: Gatzka27 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2025 DER WEG ZUM SSV JAHN “Es war schon immer mein Traum, mal für Österreich zu spielen”, sagt Leo Mätzler über den März 2023, als sich dieser Traum für ihn erfüllte. Als Nachrücker flog er alleine zum Lehrgang der österreichischen U21 in der Türkei nach und stand ein paar Tage später im Spiel gegen Moldawien zum ersten Mal im Nationaltrikot auf dem Platz. Verdient hatte er sich die Nominierung mit einer starken Saison beim FC Dornbirn, dem Verein seiner Heimatstadt im Bun- desland Vorarlberg. Dort, in der zweiten österreichischen Liga, stand er in der Saison 2022/23 bis auf eine Gelbsper- re in allen Ligaspielen in der Startelf. Schon mit 17 Jahren wechselte Mätzler zum Bundesligisten SCR Altach, doch wurde dort gleich dreimal ausgeliehen: zunächst zum FC Wil in die Schweiz, wo er seine ersten Pro- fispiele machte, dann zu Austria Lustenau, mit denen er in die 1. Liga aufstieg und schließlich zum FC Dornbirn. “Ich wollte ausgeliehen werden, um viel zu spielen und wichti- ger Teil einer Mannschaft zu sein”, sagt er über diese Zeit. Nachdem sein Vertrag in Altach ausgelaufen war, kehrte er zu Austria Lustenau zurück, wo er die letzten beiden Spiel- zeiten verbrachte. Mit seinen 23 Jahren bringt er es bereits auf 110 Profispiele. Nun führte ihn sein Weg zum SSV Jahn in die 3. Liga, die er mit den vielen Traditionsvereinen als sehr attraktiv wahr- nimmt. Zunächst musste er sich allerdings im Training als Probespieler beweisen. Ein besonderer Druck, genau in diesen wenigen Tagen einen bleibenden Eindruck zu hin- terlassen. Doch Mätzler sah die Situation eher als Chance. “Ich habe nicht viel darüber nachgedacht, sondern dach- te mir: Fünf Tage Gas geben und dann klappt’s oder es klappt nicht”, erinnert er sich. “Denn es passiert alles aus einem Grund, das ist so ein bisschen mein Leitsatz.” DAS BRINGT LEO MÄTZLER MIT “Ich bin ein absoluter Teamplayer. Dazu würde ich sagen, dass ich ein schlauer Spieler bin, der zweikampf- stark und gut in der Luft ist”, sagt Mätzler selbstbewusst über seine Stärken. “Und für einen Verteidiger bin ich auch relativ schnell”, fügt er mit einem Lächeln an. Neben der Innenverteidigung ist er auch als Sechser im defensiven Mittelfeld einsetzbar und gibt Chef- Trainer Michael Wimmer so noch mehr Gestaltungsmög- lichkeiten. Die Spielprinzipien seines neuen Trainers seien klar verständlich und er vermittle sie sehr gut, sagt Mätzler. Der Österreicher spielt mit viel Leidenschaft und wirft sich in jeden Ball, was in einem Luftzweikampf in der ersten Runde des Toto-Pokals bereits schon zu einem schmerz- haften Cut und einem blauen Auge führte. Doch schon vier Tage später stand er gegen den TSV 1860 München wieder auf dem Platz. DIE BESONDERE GESCHICHTE Wer im Bundesland Voralberg aufwächst, hat nicht nur den Bodensee in unmittelbarer Nähe, sondern auch die Berge. Für Leo Mätzler waren sie sogar sehr nah, sein Elternhaus liegt nur fünf Minuten von der Talstation eines Skigebiets im Bregenzerwald entfernt. So wuchs er auch auf Skiern auf und entwickelte sich parallel zu einem guten Skifahrer und einem guten Fußballer. Mit 12 Jahren musste er sich aller- dings zwischen beiden Sportarten entscheiden. “Ich war im Skifahren auch relativ gut, daher ist mir die Entscheidung gar nicht so einfach gefallen”, erzählt Mätzler rückblickend. Am Ende machte sie sich aber bezahlt und brachte ihn nun als Fußballprofi nach Regensburg.pp Leo Mätzler im Porträt VON VORARLBERG Foto: Gatzka28 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2025 DER WEG ZUM SSV JAHN “Mit 15 Jahren in eine neue Stadt zu ziehen, war schon sehr aufregend”, erzählt Nick Seidel über seinen Umzug von Aschaffenburg nach Karlsruhe. Der Wechsel vom SV Vikto- ria Aschaffenburg in das Nachwuchsleistungszentrum des Zweitligisten Karlsruher SC war Risiko und Chance zugleich, dem Traum vom Profifußball ein Stück näher zu rücken. Für Seidel ein neuer Schritt in einem unbekannten Umfeld, doch ganz auf sich alleine gestellt war er in der neuen Stadt nicht, denn seine Eltern zogen mit ihm nach Karlsruhe, wo bereits ein Teil der Verwandtschaft wohnte. “Dadurch hatte ich immer einen Rückzugsort”, sagt Seidel und ist sich des großen Aufwands seiner Eltern sehr bewusst. Sein Vater war sein erster Trainer gewesen, als er als kleiner Junge in seinem Heimatdorf mit dem Fußballspielen begann, beim VfR Goldbach nahe Aschaffenburg. Auch seine Mitspie- ler beim KSC hätten es ihm einfach gemacht, sich schnell zurechtzufinden. Gemeinsam spielten sie 2022/23 in der U19 eine starke Saison und verpassten als Tabellenzweite nur knapp die Finalspiele um die deutsche A-Jugend-Meis- terschaft. In seiner zweiten Saison in der U19 führte Seidel die Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte sogar als Kapi- tän auf den Platz. Nach der U19 verließ er 2024 den KSC und schloss sich der zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg an. Bevor er dort zum ersten Mal in der Regionalliga zum Einsatz kam, berief ihn Chef-Trainer Miroslav Klose bereits am ersten Spieltag in den Kader der Profis. Am siebten Spieltag feier- te er in Hannover sein Debüt – und das gleich in der Start- elf. Seidel durfte beim folgenden Heimspielerfolg gegen Preußen Münster (3:2) gleich wieder von Beginn an ran und wurde auch eine Woche später im Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth eingewechselt. “Die beiden Derbysiege letzte Saison waren absolute Highlights”,sagt er. “Das war wirklich eine unfassbare Stimmung, die ich im Stadion mit- erlebt habe”. Wenig später unterschrieb er seinen ersten Profivertrag und absolvierte in der Saison insgesamt acht Zweitligaspiele. “Es war ein sehr schönes Jahr in Nürnberg, mit dem ich so nicht gerechnet hatte”, sagt Seidel rück- blickend. “Jetzt möchte ich hier beim Jahn den nächsten Schritt machen. Das Stadion, die Trainingsmöglichkeiten und das Gesamtkonzept haben mich sehr überzeugt.” Hier in Regensburg trifft er auf Dustin Forkel, den er bereits aus Nürnberg kennt und der ebenfalls diese Saison für den Jahn aufläuft. DAS BRINGT NICK SEIDEL MIT Nach dem Abgang von Louis Breunig ist Nick Seidel der ge- suchte Linksfuß für die Innenverteidigung. Mit seinen 1,91 Metern Körpergröße bringt er Wucht und Kopfballstärke mit, ist aber auch technisch versiert und verfügt über einen guten Spielaufbau. “Ich bin ein Spieler, der zweikampfstark ist, aber der auch viel über Mentalität, Wille und Kampf- geist kommt.” Auch Achim Beierlorzer stellt die Qualitäten des 20-Jährigen in den Bereichen Athletik, Mentalität und Technik heraus und sagt: “Wir wollen mit ihm gemeinsam an seinen Entwicklungsfeldern arbeiten und ihn in der 3. Liga auf eine neue Stufe bringen, sodass er auf Anhieb ei- nen Mehrwert für unseren Kader darstellt und uns dabei helfen wird, unsere Ziele zu erreichen.” DIE BESONDERE GESCHICHTE Der 29. September 2024 ist ein Tag, den Nick Seidel nie vergessen wird. An diesem Tag feierte er sein Profi- debüt, als ihn sein Trainer Miroslav Klose bei Hannover 96 vor über 36.000 Zuschauern in die Startelf beorder- te. Dass das Spiel verloren ging, geriet für Seidel fast schon zur Nebensache: “Das war ein Traum, den ich so lange verfolgt hatte und auf den ich so lange hin trainiert hatte, und dann geht er wirklich in Erfüllung”, erzählt er immer noch ein bisschen ungläubig. “Es war für mich ein sehr emotionales Erlebnis und ich bin dankbar für alle, die mich bis dahin unterstützt hatten.” Zuallererst seinen Eltern, die ihrem Sohn bei seinen mutigen Entscheidungen in jungem Alter stets zur Seite standen.pp Nick Seidel im Porträt MUTIGER SCHRITT Foto: GatzkaDie Maschinenfabrik Reinhausen entwickelt innovative Lösungen für die Energiewelt von morgen und sorgt damit für eine sichere Stromversorgung weltweit. Seit ihrer Gründung im Jahr 1868 hat sich die MR zu einem Weltmarktführer in der Regelung von Transformatoren entwickelt. Das globale Team aus rund 4.800 Kolleginnen und Kollegen ist geprägt vom einzigartigen Zusammenhalt unserer familiengeführten Unternehmensgruppe und leistet einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Energiezukunft. Reinhausen – where Power meets Passion. reinhausen.com/karriere Heute die Energielandschaft von morgen gestalten – treibt uns an!Next >