< PreviousRelaxRelaxRelaxRelaxRelaxRelax www.chariv ari.com.de/w ebradios MehrMehr HitsHits , mehr , mehr VielfaltVielfalt , mehr , mehr charivaricharivari WebradiosWebradios Mehr Mehr HitsHits , mehr , mehr VielfaltVielfalt , mehr , mehr charivari Webradios charivari Webradios SPIELPLAN HinrundeRückrunde AUSGABE APRIL 2024JAHNZEIT 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 H A H A H A H A H A H A H A H A H H A 1:1 2:1 0:0 1:1 2:1 0:0 1:2 1:0 2:0 4:2 2:1 2:1 2:1 1:0 2:0 1:0 3:2 1:1 2:2 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 A H A H A H A H A H A H A H A H A A H 2:1 1:1 1:1 2:0 1:0 1:3 3:6 0:0 1:3 1:1 0:1 2:0 3:1 So. 14.04.24 | 13.30 Uhr So. 21.04.24 | 19.30 Uhr Sa. 27.04.24 | 14 Uhr Sa. 04.05.24 | 14 Uhr Sa. 11.05.24 | 14 Uhr Sa. 18.05.24 | 13.30 Uhr 11 Foto: NieblerSo tickt das Jahn Trainerteam 1213ANDREAS PAT Z Jahnzeit: Jeder Trainer hat eine grobe Vision des Fußballs, den er gerne sehen und spielen möchte. Wie sieht deine Vorstellung aus? Andreas Patz: Bei der Vision ist vieles deckungsgleich zur Vorstellung des SSV Jahn. Ich möchte frühes und aggressi- ves Vorwärtsverteidigen sehen. Die Mannschaft soll offensiv ausgerichtet mutig, variabel und zielstrebig Richtung gegne- risches Tor agieren. Deine Karriere hast Du bei einem Stützpunkt in Thüringen, deiner Heimat, gestartet. Was hat dich zum Trainerberuf gebracht? Tatsächlich ist das mehr oder weniger über Umwege passiert. Ein Trainerkollege und guter Bekannter von mir hat gefragt, ob ich bei ihm aushelfen könnte. Das war bei einer Nachwuchsmannschaft. Das habe ich gerne übernommen für zunächst zwei Wochen. Es hat mir von Anfang an sehr viel Spaß und Freude bereitet. Mich hat es gleich gepackt und ich wollte mehr wissen, um den Jungs etwasbeizubrin- gen. So ging es immer weiter. Es hat sich verselbstständigt. Mit jeder Lizenz, die ich gemacht habe, und dem tiefgründi- gen Wissen, das ich mir angeeignet habe, haben sich weite- re Fragen ergeben und mein Verlangen gestärkt, noch mehr über den Fußball wissen zu wollen. Der Spaß und die Freu- de daran haben mich immer angetrieben. Dort, wo ich tätig war, habe ich stets mein Bestes gegeben. Ich wollte alles aufsaugen und alles raushauen. Klar gab es auch schwierige Phasen zu überstehen, aber wirklich daran gezweifelt, ob es das richtige ist, habe ich nie. Als Chef-Analytiker bist Du 2017 zur ungarischen Natio- nalmannschaft gekommen. Wie ist es zustande gekommen und was hast Du dort erlebt? Zu dieser Zeit arbeiteten einige deutsche Kollegen bei der ungarischen Nationalmannschaft. Mit einem davon habe ich zusammengearbeitet, über ihn kam der Kontakt auch zustande. Der damalige Nationaltrainer Bernd Storck und Co-Trainer Andi Möller haben mich dann eingeladen. Wir haben schnell zueinander gefunden. Für mich ging es dann direkt los mit den ersten Länderspielen in der WM-Quali- fikation gegen Portugal. Das war ein einschneidendes Er- lebnis, das hängengeblieben ist. Die gesamte WM-Quali war ein einziges Highlight. Als ich Cristiano Ronaldo und Portugal analysieren musste, habe ich erst ein, zwei Blicke gebraucht, um zu realisieren, was ich hier gerade machen darf (lacht). Im Endeffekt geht es aber um Fußball und die bestmögliche Vorbereitung meiner Mannschaft auf den nächsten Gegner. Dennoch haben wir uns lange den Kopf zerbrochen, gerade Spieler wie Cristiano Ronaldo in den Griff zu bekommen. Am Ende hieß es 3:0 für Portugal und 2 Tore von Cristiano Ronaldo. Auf solche Ausnahmespieler zu treffen und das live zu erleben, war ein besonderes und schönes Erlebnis. Welche Aufgaben im Bereich der Analyse decken sich zur jetzigen Tätigkeit beim SSV Jahn? Bei der ungarischen Nationalmannschaft ging es vorrangig um die Analyse der gegnerischen Teams und das Beobach- ten unserer Nationalspieler in ihren Vereinen. Die Tätig- keit jetzt als Co-Trainer ist eine ganz andere. Hier steht die Arbeit auf dem Platz mit der Mannschaft im Vordergrund. Natürlich fallen auch viele Analyseaufgaben mit an und hier da ist meine Tätigkeit bei der Nationalmannschaft mit Si- cherheit eine Bereicherung. Was mir aber am meisten Spaß bereitet, ist die Arbeit auf dem Platz und der direkte Kon- takt zu den Spielern. 14 JAHNZEITAUSGABE APRIL 2024" Ich möchte frühes & aggressives Vorwärts- verteidigen sehen. Die Mannschaft soll offensiv ausgerichtet mutig, variabel & zielstrebig agieren. Erfahrung auf dem Platz hast Du in der belgischen ersten Liga und bei Carl-Zeiss Jena sammeln können. Welche Er- fahrungen hast Du aus dieser Zeit mitgenommen? Als Co-Trainer von Bernd Storck habe ich bei Royal Mou- scron und Cercle Brügge eine gute und lehrreiche Zeit im Ausland verbracht, bevor ich 2020 zurück nach Deutsch- land gekommen bin. Als Chef-Trainer der U19 von Carl-Zeiss Jena durfte ich erstmals Hauptverantwortlich eine Mann- schaft betreuen. Das waren schöne Zeiten. Im Nachwuchs ploppen andere Themenfelder auf. Schule und Elternarbeit kommen beispielsweise dazu. Es war wertvoll für mich als Trainer. Gemeinsam haben wir den Aufstieg in die Junioren- Bundesliga geschafft und tolle Erlebnisse im DFB-Pokal ge- feiert. Der anschließende Wechsel zu den Profis war natür- lich noch einmal ein besonderes Erlebnis. Ein toller Schritt für mich, so einen traditionsreichen Verein in der Hauptver- antwortung zu führen. Es hat mir als Thüringer viel bedeu- tet, vielleicht auch etwas mehr, weil man aus dem eigenen Bundesland kommt. Ich habe gemerkt, welchen Stellenwert der Verein für die Region und die Leute hat. In diesem Ver- ein ist sehr präsent, was in der Vergangenheit alles passiert ist, wie beispielsweise das Europapokalfinale gegen Dina- mo Tiflis und vorige Gegner wie AS Rom, FC Valencia und Benfica Lissabon. Dem ist man sich anfangs in diesem Aus- maß gar nicht bewusst, was das für die Außenwelt und für die Fans bedeutet. Wie würdest Du deinen Führungsstil beschreiben? Ich versuche jeden zunächst sehr gut kennenzulernen und ein gutes Verhältnis zu ihm zu haben. Es ist mir ein- fach wichtig, erstmal den Menschen hinter den Spielern zu sehen. Das wird ein Stück weit im Profifußball vernach- lässigt. Auf dem Platz hingegen, bin ich klar und deutlich, was ich haben möchte. Deswegen würde ich sagen, neben dem Platz eher der freundschaftliche Typ, der mit den Jungs auch mal einen Spaß macht. Auf dem Platz ist es mir ein- fach wichtig klar und deutlich zu sein, das ist die Zeit in der es um etwas geht, Inhalte für die Mannschaft und jeden einzelnen besser zu machen. Dafür ist voller Einsatz und Bereitschaft mir sehr wichtig. Wie hast Du Dich als gebürtiger Thüringer in der Oberpfalz eingelebt? Mir gefällt es ausgesprochen gut. Für mich macht es einfa- cher, dass meine Familie ebenfalls hier ist. So fiel das Ein- leben deutlich leichter. Wir fühlen uns in der Stadt und der Region sehr wohl und haben uns gut zurechtgefunden. Die Stadt ist einfach nur zum Wohlfühlen. Das muss man so ehr- lich sagen. Hier gibt es alles, was man braucht. Wir vermissen nichts. Natürlich ist es auch immer schön in der Heimat zu sein, aber insgesamt kann man schon sagen, dass wir uns hier pudelwohl fühlen. Wir unternehmen viel miteinander und fahren gerne Fahrrad mit der ganzen Familie. Dafür bieten die Stadt Regensburg und die Donau tolle Gelegenheiten. Du absolvierst zusätzlich den Lehrgang zum Fußballlehrer. Wie läuft das konkret ab und welche Aspekte kannst Du mit der Tätigkeit beim SSV Jahn verbinden? Der Fußballlehrer dauert ein Jahr lang. Wir sind modulweise von Sonntag bis Mittwoch weg. Die Module sind grundsätz- lich unterschiedlich terminiert. Einmal oder zweimal im Monat verteilen sich die verschiedenen Inhalte auf das ganze Jahr und auf verschiedene Standorte. Hauptstandort ist Frankfurt. Zuletzt waren wir in Belgien oder in Wolfsburg. Es gibt also verschiedene Anlaufstellen, wo wir unsere dreieinhalb Tage Lehrgang durchführen. Mir bringt es immer wieder neue Er- kenntnisse und neue Sichtweisen auf den Fußball. Zudem ist der Austausch unter den Trainer-Kollegen für mich im Fundus, den man einfach nutzen sollte. Beispielweise gibt es immer andere Perspektiven auf Fußball und natürlich auch viele an- dere Übungen von Kollegen, wo man immer etwas für sich mitnehmen kann. Mir bereitet es definitiv großen Spaß. Zur letzten Frage darfst Du eine lustige Anekdote über den nächsten in der Interview-Reihe erzählen: Philipp Tschauner. Zu sehr in die Pfanne hauen, will ich ihn nicht (lacht). Tatsäch- lich gibt es da aber auch gar nicht so viel über Tschauni. Er ist Kassenwart unserer Trainerkasse und ist nebenher noch hauptverantwortlich für die Versorgung unserer Gummibär- chen Büchse (lacht). Ansonsten was mir noch einfällt ist, das er sehr abergläubisch ist und gerade nach Siegen genau da- rauf achtet wer was gemacht hat und er sogar immer unser Handtuch für uns schön auf dem Platz legt (lacht). ag JAHNZEITAUSGABE APRIL 2024 15Jahnzeit: Welche Attribute sind dir bei einem Torhüter be- sonders wichtig, was muss er mitbringen? Philipp Tschauner: Die Anforderungen an einen Torhüter haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Der Fußball und das Torwartspiel sind komplexer geworden. Das liegt auch größtenteils daran, dass sich das Mannschaftsspiel verändert hat. Früher musste ein Torhüter nur auf den Ball draufhauen und ihn so weit wie möglich klären. Das ist heute definitiv an- ders. Wir sehen einen flachen, variablen Spielaufbau, wo der Torhüter deutlich eingebunden und gefragt ist und das nicht nur bei Abstoßsituationen. Hinzu kommt, dass sich der Fußball im athletischen Bereich weiterentwickelt hat. Alles läuft heute in einer höheren Geschwindigkeit ab. Prinzipiell ist es mir wich- tig, dass meine Torhüter eine positive Körpersprache und damit eine Ausstrahlung mitbringen. Sie sollten zudem im fußballe- rischen Bereich gut ausgebildet sein und Situationen mit dem Ball am Fuß lösen können. Mit am allerwichtigsten ist aber der Ehrgeiz und Fleiß, jeden Ball unbedingt halten zu wollen. Das sind meine grundlegenden Attribute, von wo aus natürlich viele Zweige in die spezifischen Bereiche weggehen. Wie versuchst Du diese Attribute zu trainieren? In erster Linie ist es bei mir so, dass ich es bevorzuge, viele Torhüter im Training dabei zu haben. Das Torwartspiel ist sehr komplex und es entstehen immer wieder neue Situationen, beispielsweise wenn sich der Gegner im Strafraum befindet. Da sind viele kleine schnelle Bewegungen wichtig, es müssen in kürzester Zeit viele Entscheidungen getroffen werden. Das will ich ins Training transportieren. Deshalb trainiere ich oft mit mehreren Toren, weil so viele verschiedene Szenarien entste- hen oder sich darstellen lassen. Mir ist es außerdem wichtig, alle Torhüter permanent in verschiedenen Positionen zu in- volvieren, um sie unterschiedlichen Perspektiven auszusetzen und diese wahrnehmbar zu machen. Wo muss ich wie welche Entscheidung treffen und was resultiert daraus. Diese Frage müssen sie in kürzester Zeit beantworten und danach handeln können. Das Training soll so spielnah wie möglich sein. Dass ein Torhüter mit den Händen auf den Knien neben dem Pfosten steht und nur beobachtet, wird nie vorkommen. Als Torwart ist man nie teilnahmslos, sondern immer mittendrin. Die Konzent- ration muss immer auf einem hohen Level sein. Hier ist es dir auch wichtig den Nachwuchstorhütern eine Chance im Training zu geben, oder? Richtig. Für einen Verein ist es das Schönste, einen Torwart aus der eigenen Jugend nach oben zu befördern und ihn über einen langen Verlauf zu begleiten. Natürlich ist es auch für die jungen Torhüter eine schöne Geschichte, sich bei den Profis zu beweisen und das dann auch noch bei seinem Verein. Der SSV Jahn setzt auf junge Spieler, wir setzen auf den Nachwuchs aus der Jahnschmiede. Regensburg braucht junge Spieler aus der Region, die hier Status Profifußballer erreichen wollen. Ich möchte die großen Talente hier fördern. Alexander Weidinger ist mit 26 Jahren der älteste im Ge- spann. Was steckt hinter der Entscheidung, auf ein so jun- ges Torhüter-Quartett zu setzen? Das ist definitiv so gewollt und als junger Torwarttrainer, der ich bin, auch sehr passend. Die Jungs haben schnell gemerkt, welche Form von Training ich vorgebe und wie ich als Trainer bin. Bei jungen Torhütern kann ich besser gewisse Mechanis- men implementieren. Das ist bei einem erfahrenen Torhüter, der in seinem Alter vielleicht nicht mehr so offen für neue In- halte ist, nicht mehr in der Form möglich. Die Torhüter haben sich auf mich und meine Art und Weise gut eingelassen und gehen den Weg mit. Da ich selbst vieles in meiner aktiven Zeit als Profi erleben durfte, kann ich aus eigener Erfahrung vieles einbringen. Der ein oder andere hört schon immer ge- spannt zu, wenn ich ein paar Geschichten von damals erzäh- PHILIPP TSCHAUNER 16 JAHNZEITAUSGABE APRIL 2024le. Das hilft, ihnen einige wichtige Dinge mit auf den Weg zu geben, weil sie auch wissen, wie ich trainiert habe sowie trainiert wurde und welche Erfolge ich feiern konnte. Darunter fällt der Aufstieg in die Bundesliga mit Hannover 96 oder dem DFB-Pokalsieg. Das sind Erlebnisse, an die Du dich gerne zurückerinnern wirst? Ja, definitiv. Davon habe ich den Jungs auch schon erzählt. Das sind Erfahrungsschätze, die ich gerne teile und die die Jungs anspornen sollen. Hinter diesen Erfolgen steckt immer eine Menge Arbeit, den man auf den ersten Blick auf das Er- folgsprodukt nicht gleich erkennt. Es sind lange, harte Wege, wo viele positive und auch negative Geschichten passieren. Diese Erfahrungen helfen mir in meiner Arbeit mit der Mann- schaft und in der Zusammenarbeit im Trainerteam. Ich ver- lange im Training viel von meinen Torhütern. Diese Position ist eine ganz besondere, die sowohl im Training als auch im Spiel viel Aufmerksamkeit hat. Entweder holen wir den Ball aus dem Netz oder wir können es verhindern. Das will ich in jeder Minute sehen. Auch im Training ist es wichtig, als Grup- pe für ein optimales Trainingsniveau zu sorgen. Spielformen bringen nichts, wenn jeder Torschuss drin ist. Je enger sie sind, desto mehr können wir Spitzenleistungen aus der Mannschaft kitzeln und ihre Entwicklung vorantreiben. Ich verlange von meinen Torhütern immer ein hohes Trainingsniveau. Dennoch passieren Fehler. Wie gehst Du mit deinen Torhü- tern um, sollte es dazu kommen? Viele Leute sehen bei Torhütern immer nur die groben Fehler, die dann im Zweifelsfall dann zu Gegentoren führen. Für mich sind das die, die am einfachsten zu verarbeiten und zu ana- lysieren sind, weil jeder weiß, dass etwas falsch gelaufen ist. Vor allem dem betroffenen Torhüter sind sie mehr als bewusst. Viel interessanter ist es, Fehlverhalten bei gewissen Aktionen aufzuzeigen. Falsche Positionierung, falsche Technik oder die falsche Entscheidung. Daran kann man viel genauer und ak- ribischer arbeiten. Es gilt das Positive trainieren und ihnen positive Beispiele vor Augen führen. Darauf mache ich verbal im Training und im Spiel aufmerksam. Individuelle Fehler zie- hen jeden Torwart runter. Ich lasse ihnen aber eigentlich we- nig Zeit, groß darüber nachzudenken. Gerade wenn die Woche dann wieder losgeht und man sich aufs neue Spiel darauf vor- bereitet, verlange ich immer wieder aufs Neue volle Konzen- tration. So vergessen sie das Geschehene auch bald wieder. Wie würdest du so allgemein die einzelnen Torhüter cha- rakterisieren? Alleine aufgrund der körperlichen Erscheinung unterscheiden sich Felix Gebhardt und Alex Weidinger voneinander, aber auch in deren Abläufen. Leon Cuk geht eher in die Richtung von Felix, wobei Justin Bartl durch die Robustheit zu Weidi tendiert. Prinzipiell sind sie charakterlich sehr positiv und sehr ehrgeizig. Es muss aber dennoch darauf geachtet werden, dass kein Schlendrian reinkommt. Menschlich, sportlich und cha- rakterlich tolle Jungs, die alle ihre Rolle zu 100 % ausführen. Wie hast Du dich in der Rolle als Trainer eingefunden? Ich habe mich hier beim SSV Jahn Regensburg sehr gut ein- gelebt. Als Trainerteam haben wir uns gut kennenlernen kön- nen und wir arbeiten sehr gut zusammen. Mit meiner Präsenz und Lautstärke kann ich mich gut einbringen. Was ich merke: Es macht mir einfach unfassbar viel Spaß, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen, mir Übungen auszudenken und die Ent- wicklung der Jungs voranzutreiben. In unseren Abläufen ist ein sehr guter Flow zu erkennen. Ich fühle mich bestätigt in der Entscheidung, Torwart-Trainer zu werden. Auf dem Platz bin ich voll bei der Sache und wenn dann am Wochenende das funktioniert, was wir unter der Woche trainiert haben, geht mir das Herz auf. Wann hast Du realisiert, dass das deine Profession werden könnte? Realisieren tut man es immer erst, wenn man es ausführt. Nach dem Karriereende war es Thema ins Team-Manage- ment zu wechseln und ein bisschen im Hintergrund der Mannschaft zu arbeiten. Als Spieler habe ich schon gerne or- ganisatorische Sachen übernommen. Die Entscheidung hat mir der damalige Sportdirektor abgenommen und es wurde vertraglich festgelegt, im Nachwuchsbereich von RB Leipzig das Torwarttraining zu leiten. Es war eine gute Entscheidung und es ist immer wieder schön, seine Erfahrungen an Tor- hüter – egal ob 9-Jährige oder Erwachsene – weiterzugeben. Gebürtig stammst Du aus Nürnberg und konntest dort auch deine Karriere beginnen. Welche Verbindung hast Du noch zu deiner Heimat? Nürnberg ist meine Heimat, ich bin dort groß geworden, habe mich in der Jugend zum Profi entwickelt und mit 18 Jahren mein Bundesligadebüt gefeiert. Ich lebe auch immer noch in Nürnberg. Trotzdem ist der SSV Jahn ein besonderer Verein und hat einen großen Stellenwert für die gesamte Region. Hier ist es möglich, auf einem hohen Niveau zu arbeiten, da- für bin ich sehr dankbar. Zur letzten Frage darfst Du eine lustige Anekdote über den nächsten in der Interview-Reihe erzählen: Christoph Rezler. Ja, er hat tierische Probleme mit Druck (lacht). Er kommt ein wenig aus der Leichtathletik und da hat ihm das bestimmt ein wenig das Bein gestellt. Er verspürt beim Kick in der Kreis- klasse genauso viel Druck wie vor einem Lauf um die deut- sche Meisterschaft. Wann geht Druck los und wie geht man damit um? Da ist er einfach ein wenig zu nervös oder hat Angst davor zu versagen, auch wenn er gut vorbereitet ist. Da ist das Fußball- Tennis-Match gegen den Trainer oder Co-Trainer schon eine absolute Drucksituation. Das ist für mich eine lustige Ange- legenheit. Da muss er sich den einen oder anderen Spruch gefallen lassen, von mir aber auch vom Trai- nerteam. ag Foto: K öglmeier 17 JAHNZEITAUSGABE APRIL 2024Jahnzeit: Wer würde ein Sprintduell wohl gewinnen: Du oder Konni Faber? Christoph Rezler: Das kommt auf die Distanz an. Über welche Distanz würdest du gewinnen? Ich würde über die 400 Meter, glaube ich, gewinnen (schmun- zelt). Ich war 800 Meter Läufer, auf dieser Distanz bin ich mir relativ sicher, ihn zu besiegen. Das ist aber auch eine heraus- fordernde Distanz, bei der es richtig weh tut. Hier gilt es dann, sich durchzubeißen. Auf den 100 Metern werde ich keine Chance haben und erwarte eigentlich von ihm, dass er aufje- denfall gewinnt. Wobei ich schon noch eine ordentliche Ge- schwindigkeit besitze, auf 33 km/h müsste ich noch kommen. Die Frage ist, ob ich das Tempo so lange halten kann. Wie verlief deine Leichtathletikkarriere? Sie war tatsächlich gar nicht so lang. Ich war auf der Sport- hochschule, ich war 800 Meter Läufer, habe aber relativ früh, bevor ich 18 Jahre geworden bin, meinen Kaderplatz verlo- ren. So hat die Leichtathletik bei mir persönlich auch weniger Relevanz gehabt. Währenddessen habe ich nebenbei noch Fußball gespielt und angefangen, Motorradrennen zu fahren. Ich probiere gerne viele neue Sachen aus. Für die Leichtath- letik besaß ich auch nicht das richtige Nervenkostüm. Auf den Punkt da zu sein, hat mal mehr, mal weniger funktioniert, men- tal ist es eine größere Herausforderung als beispielsweise im Mannschaftssport. Als ich noch jünger war, konnte ich die ge- samte Verantwortung, die auf mir in diesem Moment lastete, nicht in die richtigen Bahnen lenken. Dass ich dann in anderen Sportarten nicht schlecht war, hat mir geholfen, damit umzu- gehen, aber vermutlich auch verhindert, in einer Sache richtig gut zu werden. Die Zeit war eine gute Schule für mich, gerade wenn man jetzt Leistungssportler trainiert. Jetzt kann ich aus Erfahrung sprechen und sie begleiten, damit ihnen nicht das gleiche passiert. Meine Leichtathletikkarriere war, um auf die Frage zurückzukommen, tatsächlich sehr kurz, auch wenn ich später mich noch als Extrem-Hindernisläufer versucht habe und das ganz gut lief (schmunzelt). Dass ich in dieser Nische dann erfolgreich war, hat mir viel Spaß bereitet. Wirklich als Trainer zu arbeiten habe ich mit 22 Jahren begonnen. Man merkt, Du bist ein umtriebiger Charakter. Ja, mein Vater ist gestorben, als ich 21 Jahre alt war. Das war so ein Punkt in meinem Leben, der mich ganz schön umgehauen hat und worüber ich viel nachgedacht habe. Er ist in seinen 50ern verstorben und hat sicherlich selbst noch eine Menge vorgehabt. In mir sind dann diese Dinge aufgekommen, die ich unbedingt sehen, machen und erleben möchte in meinem Leben. Ich hatte zu dieser Zeit einen sehr guten Freund, der in Australien war. Da ich seit ich klein bin, Snowboard, Skate- board und Wakeboard fahre, hat er mich dazu animiert auch nach Australien zu kommen und dort in einem Surfcamp als Lehrer zu arbeiten. Mit 23 Jahren habe ich mein Auto verkauft, meine Wohnung untervermietet und den Flug gebucht. Es war eine sehr schöne Zeit. Über Australien ging es dann über die USA, nach Costa Rica und nach Bali. Es war eine sehr beweg- te, aber tolle Zeit in meinem Leben. Mein Hauptziel war es, Surflehrer und Rettungsschwimmer zu werden, das habe ich erreicht. Der beste Nebeneffekt, der mir auch nachhaltig am meisten gebracht hat, ist, dass ich perfektes und fließendes Englisch spreche. Das hilft mir im Umgang mit Menschen aus verschiedenen Ländern, aber auch im sportwissenschaftlichen Kontext. Ich bin wirklich dankbar für all die Erfahrungen, die ich sammeln durfte. CHRISTOPH REZLER 18 JAHNZEITAUSGABE APRIL 2024Gibt es noch etwas, das Du noch erleben möchtest? Tatsächlich habe ich zwei Dinge, die ich unbedingt machen will. Das wäre einmal Heliboarden in Alaska. Das bedeutet, dass du mit einem Helikopter auf einem Berg abgelassen wirst und dann in unberührter Natur snowboarden. Das ist aber jetzt mit der Tätigkeit im Profifußball schwer zu vereinbaren. Und das zweite ist: Ich möchte unbedingt einen 6000-Meter- Berg besteigen. Es sind beides extreme Erlebnisse, aber ich hoffe, dass ich irgendwann die Zeit finde, mich wieder so kör- perlich in Schuss zu bringen. Warst Du schon immer ein Adrenalin-Junkie? Auf jeden Fall. Das ist schon immer so gewesen von Kindes- beinen an. Mein bester Freund ist mit 19 Jahren in Alpen beim Klettern gestorben. Er war ein ähnlicher Typ. Mich ha- ben schon immer Sachen gereizt, die waghalsig sind, die ein gewisses Risiko mit sich bringen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Wie erlebst Du die tägliche Arbeit mit der Jahnelf? Wenn man sich die Zahlen anguckt, kann man natürlich sagen, dass mit meinem Beginn der sportliche Misserfolg begann (lacht). Nein, Spaß beiseite, dafür arbeite ich scon ein paar Jah- re im Fußball, um zu wissen, dass das Quatsch ist. Ich würde sagen, dass ich ein ganz gutes Verhältnis mit den Jungs habe. Mittlerweile kann ich einschätzen, zu wem ich wie nett oder eher fordernd ich sein muss. In allererster Linie versuche ich zusammen mit Philipp Paintner, dass die Jungs verletzungsfrei bleiben, sich aber auch physisch weiterentwickeln. Hier will ich Dinge mit ihnen tun, von denen sie vorher gar nicht wuss- ten, dass sie notwendig oder gut sind. Alle ziehen da voll mit und es ist eine wirklich super Truppe und eine sehr zugäng- liche Mannschaft. Es hilft mir, dass wir hier eine junge Mann- schaft haben. Was das Hierarchiegefüge anbetrifft, macht das einfacher für mich. Ich habe im Profifußball angefangen, da waren 50% der Spieler älter als ich. Es ist dann sehr schwer, sich die nötige Autorität zu erkämpfen, auch weil Philipp Paint- ner und ich Schwerpunkte mit ihnen durchführen, die nicht so viel Spaß machen. Da muss man einfach darauf achten, dass " Die Athletik ist die Basis für den Fußball. Leistungssport bedeutet, sich in den besten physischen Zustand zu bringen – der Fußball ist physischer geworden." die Jungs das abarbeiten, ob sie wollen oder nicht. Ich ver- suche dabei, als gutes Vorbild voranzugehen und es ihnen so näher zu bringen. Wenn man dabei authentisch ist und das gut vermittelt, den richtigen Ton trifft, kommt es gut bei den Spie- lern an. Gerade die jüngeren Spieler müssen verstehen und verinnerlichen, dass ich ihnen mit meinen Übungen helfen möchte, sich physisch weiterzuentwickeln. Am Ende geht es darum, zusammen größtmöglichen Erfolg zu erreichen, dazu will ich meinen Beitrag leisten. Beim SSV Jahn hat man opti- male Bedingungen und infrastrukturell tolle Voraussetzungen für gutes Arbeiten, die definitiv keine Selbstverständlichkeit sind. Das sollte für jeden Ansporn genug sein, diese positiv zu nutzen. Da geht es um Eigenverantwortung und Selbststän- digkeit, zwei Punkte, die mir als Trainer sehr wichtig sind. Wir wollen die Strukturen wertschätzen und jeden Tag versuchen, uns weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit Jahn Chef-Trainer Joe Enochs hast Du in Zwickau gearbeitet. Welche Beziehung hast Du zu ihm? Wir haben eine sehr gute Beziehung. In Zwickau hatten wir anfangs kleinere Anlaufschwierigkeiten, weil er ein starker Charakter ist und ich gerne diskutiere (schmunzelt). Er will al- les wissen und ist jemand, der seinen Standpunkt energisch vertritt. Wir haben schnell gemerkt, dass wir uns aufeinan- der verlassen können. Er hat gemerkt, dass ich weiß, was ich tue. Im Fußball ist es wichtig jemandem zu vertrauen, das braucht seine Zeit. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, auch wenn wir gerne lebhaft miteinander fachlich diskutieren. Ge- rade, dass wir uns ehrlich die Meinung sagen können, ist sehr wertvoll, denke ich. Wie hat sich das Athletiktraining über die Jahre verändert? Es hat eine rapide Entwicklung in die richtige Richtung ge- nommen, aber ist noch lange nicht abgeschlossen. Die Ath- letik ist die Basis für den Fußball. Profi- und Leistungssport bedeutet, sich in den besten physischen Zustand zu bringen. Die Anforderungen haben sich hier deutlich gewandelt, der Fußball ist schneller und physischer geworden. Die Messlatte liegt im athletischen Bereich deutlich höher als vor ein paar Jahren. Es ist viel wichtiger geworden, sich auf ein entspre- chendes Niveau zu bringen, um im Profifußball zu bestehen. Diese Entwicklung begrüße ich und finde es auch gut, Einflüs- se aus anderen Sportarten aufzunehmen. Gerade die Intensi- tät ist in der 3. Liga beispielsweise besonders. Zur letzten Frage darfst Du eine lustige Anekdote über den nächsten in der Interview-Reihe erzählen: Philipp Paintner. Für mich ist es das erste Mal, dass ich in Bayern bin. Ich war- schon eine Zeit lang in Köln. Dort hatte ich in Sprachen nicht so große Probleme. Hier habe ich aber gemerkt, wie es sich an- fühlen muss, in den tiefsten Osten zu kommen. Teilweise ver- stehe ich nicht viel. Wenn bei Philipp wenn irgendwas passiert, das ihn völlig beeindruckt oder überrascht, dann sagt er immer “Heiligs Blechle”. Diesen Ausdruck habe ich zuvor noch nie ge- hört und ich glaube, er kommt auch eher aus dem Amberger Raum, aus dem Philipp stammt. Ich ziehe ihn damit auf und versuche es genau im gleichen Dialekt zu sagen wie er. Das klappt noch nicht so gut, aber ich übe viel (schmunzelt). ag JAHNZEITAUSGABE APRIL 2024 19Next >