< PreviousAnfang Juli präsentierte der SSV Jahn gemeinsam mit dem Haupt- und Trikotsponsor Netto Marken- Discount erstmals die neuen Trikots für die Saison 2023/24 vom neuen Jahn Ausrüster hummel. Neben einem weiß-roten Heimtrikot läuft die Jahnelf in einem roten Auswärtstrikot und einem grünen Ausweichtrikot auf. Netto Marken-Discount wird in dieser Spielzeit gleich zweimal präsent sein: Das Logo des Hauptsponsors wird nicht nur auf der Brust prangen, sondern außerdem auf dem Rücken unterhalb der Nummer präsent sein. Das neue Heimtrikot verbindet Tradition mit Innovation, Vergangenheit mit Zukunft. Das Design besinnt sich auf die traditionellen Jahn Farben Rot und Weiß. Im Vergleich zur Vorsaison tritt das Jahn Rot wieder prägnanter auf. Mit dicken Querstreifen verleiht das Rot dem Shirt eine be- sondere Note, die an Heimtrikots aus der Vergangenheit aus den frühen 2000er Jahren erinnert. Die Deckkraft des kräftigen Rotes nimmt nach oben hin zu. Zur vollen Kraft er- strahlt es an der Stelle der Jahn Wappens. Das dezente rote “Fischgrätenmuster” von hummel ziert die weißen Schul- terpartien. Eines der Highlights des Trikots: Im Nacken prangt auf rotem Hintergrund mit den beiden weißen Himmelsschlüsseln das Regensburger Stadtwappen. Damit zeigt sich die tiefe Verbundenheit des SSV Jahn mit der Stadt Regensburg und der gesamten Region Ostbayern. Die Innenseite des Kragens ist mit den Grundwerten – am- bitioniert, bodenständig, glaubwürdig – veredelt. Darunter befindet sich zudem der bekannte Jahn Slogan “Mia spuin fia eich”. Ähnlich ist es mit dem Auswärtstrikot gehalten. Unter der Ver- einsidentität und den drei Grundwerten schmückt hier auch in der kommenden Saison 2023/24 das Konterfei der Hans Jakob Tribüne den inneren Nackenbereich. Das soll bei Spielen in der Ferne und auf fremden Plätzen den Rückhalt der Jahn- fans symbolisieren, gleichzeitig aber auch die Verpflichtung der Spieler betonen, alles zu geben, was sie zu geben vermö- gen. Der SSV Jahn spielt auswärts in dieser Saison komplett im kräftigen Rot. Das aufwendige aber dennoch dezente Jac- quardmuster, das rot-weiße Winkelband auf der Schulterpartie und der weiße V-Ausschnitt verleihen dem Trikot einen gewis- sen Retro-Look und erinnert an das damalige Heimtrikot aus der Saison 2003/2004. Auch hier schließt sich somit der Kreis zwischen Vergangenheit und Zukunft. Aus der Geschichte und der Verbundenheit rührt die Stärke der Jahnelf, die mit dem roten Auswärtstrikot in jedem Stadion der 3. Liga präsent ist. Auch das Ausweichtrikot ist ein echter Hingucker: Ange- lehnt an das historische hummel-Auswärtstrikot der Saison 2003/04 läuft der SSV Jahn zum Comeback von hummel wie- der in einem dunklen Grün auf. Ein Rautenmuster, angelehnt an das Muster der bayerischen Landesflagge, zieht sich über die komplette Trikotvorderseite. Am oberen Trikotrand begin- nen die Rauten im dunklen Grün und symbolisieren mit ihrer Farbe die Schönheit der regionalen Natur, wie etwa dem Baye- rischen Wald. Mit immer heller werdenden Rauten schimmert nach untenhin auch das Blau der Donau durch und würdigt damit die Heimat Regensburg und Ostbayern. Zusätzlich ist die gesamte Region in einer Silhouette im inneren Nackenbe- reich unter dem zugehörigen passenden Slogan „unverkenn- bar ostbayerisch“ vollständig repräsentiert. Der SSV Jahn präsentiert gemeinsam mit Netto und hummel die neuen Trikots für die Saison 2023/24 DIE NEUEN Fotos: Köglmeier 10 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2023„Die Trikots vereinen unser Bewusstsein für unsere Herkunft, aber auch unsere Ambition eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten. Beim Heim- und Auswärtstrikot war es uns wichtig, an der traditionellen Farbkombi- nation festzuhalten und die Vereinsfarben weiß und rot aufzugreifen. Beim Ausweichtrikot haben wir uns bewusst für eine Neuauflage des grünen Jahn Trikots entschieden. Es soll zum Start von unserem neuen Aus- rüster hummel einerseits für die Region Ostbayern und andererseits auch für die Verknüpfung von Geschichte und Zukunft stehen.” Christina Stylianou, Leiterin Unternehmenskom- munikation von Netto Marken-Discount betont: „Die diesjährigen Trikots sind erneut sehr gelun- gen. Als Haupt- und Trikotsponsor freut es uns sehr, auf den Jahn Trikots sowohl auf der Brust als auch ganz neu auf dem Rücken präsent zu sein und die Jahnelf die Saison hinweg in doppelter Form zu begleiten. Wir wünschen dem SSV Jahn mit diesen Trikots viel Erfolg in der anstehenden Saison 2023/24.” Die neuen Jahn Trikots können im Jahn Fan- und Onlineshop sowie bei ausgewählten (Sportfach-) Händlern in der Region erworben werden. Für Erwachsene kostest das Trikot 79,95 Euro, für Kinder 69,95 Euro. Philipp Hausner, kaufmännischer Geschäftsführer „Durch den Ausrüster- wechsel kehrt mit hummel ein alter Be- kannter zum SSV Jahn zurück. Damit verbin- det sich in der neuen Spielkleidung sowohl die gemeinsame Ge- schichte als auch die gemeinsame Zukunft“ 11 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2023Holt Euch die charivari App mit noch mehr charivari SPIELPLAN HinrundeRückrunde AUSGABE AUGUST 2023JAHNZEIT 1. Runde DFB-Pokal 1. FC Magdeburg 14.08.23 – 18 Uhr 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 H A H A H A H A H A H A H A H A H H A 05.08. | 14 Uhr 20.08. | 16.30 Uhr 23.08. | 19 Uhr 27.08. | 13.30 Uhr 03.09. | 16.30 Uhr 16.09. | 14 Uhr 23.09. | 14 Uhr 01.10. | 19.30 Uhr 03./04.10.23 06.–08.10.23 13.–15.10.23 20.–22.10.23 27.–29.10.23 03.–05.11.23 10.–12.11.23 24.–26.11.23 01.–03.12.23 08.–10.12.23 15.–17.12.23 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 A H A H A H A H A H A H A H A H A A H 19./20.12.23 19.–21.01.24 23./24.01.24 26.–28.01.24 02.–04.02.24 09.–11.02.24 16.–18.02.24 23.–25.02.24 01.–03.03.24 08.–10.03.24 15.–17.03.24 30./31.03.24 05.–07.04.24 12.–14.04.24 19.–21.04.24 26.–28.04.24 03.–05.05.24 10.–12.05.24 18.05.24 13„ Eine Legende wird man nicht durch Tore, sondern durch Treue.“ Dieser Spruch schmückte die sensationelle Choreographie der Jahnfans beim letzten Spiel ihres Fußballgotts Sebastian Nachreiner. Unbestritten ist „Wastl“, wie ihn die meisten liebevoll nennen, eine der größten Identifi kationsfiguren des SSV Jahn. Über 13 Jahre spielte der eisenharte Verteidiger für den Jahn und prägte die historisch er- folgreichste Phase des Vereins. Im Interview spricht er über seinen eher zufälligen Weg in den Profifußball, das Wunder von Karlsruhe und die härteste Zeit seiner Karriere. 1415Wir sitzen im Jahnstadion Regensburg, wo du vor einigen Wochen gegen den 1. FC Heidenheim dein letztes Spiel deiner Karriere absolviert hast. Wastl, mit etwas Abstand: Wie war deine Zeit als Profifußballer? Wie war das Leben als Fußballprofi beim SSV Jahn? Das ist wirklich schwierig zusammen- zufassen. Ich versuche es einmal: Ins- gesamt gesehen war es eine glückliche und schöne Zeit. Daneben gab es auch Tiefen, in sportlicher und persönlicher Hinsicht. Wenn ich Bilanz ziehen muss, überwiegen die positiven Erinnerun- gen und Erfahrungen. Ich bin glücklich und dankbar darüber, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Seit ich denken kann, habe ich gern Fußball gespielt. Das hat sich im Verlauf der Karriere und durch den Umstand, dass es zu meinem Beruf geworden ist, auch nicht geändert. Mit einem “normalen” Be- ruf kann man es alleine der Emotionalität wegen nicht ver- gleichen. Im sportlichen Bereich - man merkt das auch als Zuschauer - brennen sich Ereignisse und Erlebnisse ein. Im Fußball passieren besondere, unerwartete Dinge. Solche Er- eignisse fesseln einen und bleiben ein Leben lang präsent. Was vor allem schön ist, dass diese Höhepunkte immer in einer Gemeinschaft erlebt werden, sei es mit den Fans im Stadion oder deiner Mannschaft. Die gemeinsamen Momen- te zu teilen verbindet mit anderen Menschen. Was hat dich nachhaltig als Menschen geprägt während deiner Zeit beim SSV Jahn? Welche Dinge hast du als Profi über das Leben gelernt? Über meine Karriere hinweg habe ich viele verschiedene Menschen kennengelernt. Ich habe die wertvolle Erfahrung gemacht und gelernt, mit Leuten unterschiedlichster Art um- zugehen. Da kommt man im Fußball nicht drumherum. In einer Mannschaft kommen diverse Charaktere zusammen. Mit dem einen kommst Du besser aus als mit dem anderen. Am Ende musst Du jedoch als Gemeinschaft funktionieren. Das ist eine gute und wichtige Erfahrung, die ich im Profifußball gemacht habe und die mich auch nachhaltig als Mensch geprägt hat. Du hattest zu Beginn, als du nach Regensburg gekommen bist, nicht unbedingt den festen Karriereplan “Profifußbal- ler” zu werden. Heutzutage ist das ja ganz anders mit den Nachwuchsleistungszentren. Mit welchen Absichten bist du damals vom FC Dingolfing zum SSV Jahn gewechselt? Von Plan kann keine Rede sein. Als kleiner Bua habe ich na- türlich davon geträumt, wie das wahrscheinlich jeder macht, der das Fußballspielen für sich entdeckt hat. Geplant war die- se Karriere als Profifußballer auf keinen Fall. Ich habe beim FC Gottfrieding angefangen zu spielen, war dann in der Ju- gend beim FC Dingolfing aktiv. Dort spielte ich später in der Herrenmannschaft in der Landesliga. In erster Linie bin ich zum Studieren nach Regensburg gegangen und wollte wei- terhin Fußball spielen. Der heutige Chef-Scout und damalige Jahn U23-Trainer Ilija Dzepina hatte mich kontaktiert und ge- fragt, ob ich mir vorstellen könnte, für die zweite Mannschaft zu spielen. So bin ich dann zum SSV Jahn gewechselt. In den Profifußball bin ich dann eher zufällig reingerutscht (lacht). Dein Profi-Debüt hast du in der Saison 2010/11 in der 3. Liga gefeiert. Gegen Carl Zeiss Jena bist du erstmals für den SSV Jahn in einem Ligaspiel aufgelaufen. Welche Er- innerungen hast du noch an das Auswärtsspiel? Wie hat es sich für den damals 21-Jährigen Sebastian Nachreiner an- gefühlt? Warst du aufgeregt oder nervös? Ich war den ganzen Tag, ja, die ganze Woche schon extrem nervös. Dass es zu meinem Debüt kommen wird, war ja kein Geheimnis mehr. Nachdem fast alle Innenverteidiger verletzt waren und die, die noch fit waren, Mersad Selimbegovic und Florian Hörnig, - im vorherigen Spiel gegen Eintracht Braun- schweig eine Rote Karte kassiert haben, gab es keine anderen Optionen mehr. Damit war klar, dass ich spielen werde. Als mir unser Coach die Nachricht mitgeteilt hat, stieg die Anspannung und Nervosität. Je mehr es Richtung Wochenende ging, desto schlechter konnte ich schlafen. Ich war wirklich sehr nervös. Sobald aber das Spiel losging und ich auf dem Platz stand, war alles, was rundherum passiert ist, weg. Wenn das Spiel los- geht, gibt es nur das hier und jetzt auf dem Fußballplatz. Nach "Geplant war diese Karriere als Profifußballer auf keinen Fall." Foto: Gatzka 16 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2023wenigen Minuten hatte ich direkt einen Schockmoment zu überstehen, als mich der gegnerische Stürmer ordentlich ver- nascht hat. Gott sei Dank ist aber nichts aus der Aktion gewor- den. Der Rest vom Spiel ist dann sehr gut verlaufen, ich habe eine gute Leistung gezeigt und wir haben gewonnen. Dann habe ich festgestellt: “Okay, ich kann da mitspielen und mit- halten”. Geplant war das mit dem Profifußball definitiv nicht und auf einmal hatte ich mein erstes Pflichtspiel in der 3. Liga absolviert, es gewonnen und die Sache gut gemacht. Auf ein- mal war ich dabei - im Geschäft Profifußball. Es war wirklich ein wahnsinnig tolles Gefühl. Ich weiß gar nicht, wie viele Be- kannte, Freunde und Leute, die mich kennen, sich nach dem Spiel bei mir gemeldet haben. Es war wirklich unvergesslich und auch heute noch sehr präsent. Welche Vor- und vielleicht auch Nachteile könntest du dir vorstellen, hatte dieser Ansatz im Vergleich zu Spie- lern, die aus professionellen Nachwuchsleistungszentren stammen und dort professionell ausgebildet wurden? In welchen Bereichen warst du besser und in welchen hast du gemerkt, dass sie dir voraus sind? Ich glaube, mein Weg in den Profifußball bringt Vor- und Nachteile mit. Es wird immer seltener, dass Spieler, die außer- halb eines NLZs groß geworden sind, den Sprung schaffen, weil die Ausbildung schlicht auf einem anderen Level ist als bei einem kleineren Verein. Das Defizit dann aufzuholen ist nicht ganz einfach oder sogar unmöglich. Ich habe Glück ge- habt und eine sehr gute Ausbildung genossen. Sepp Steinber- ger, der später auch beim SSV Jahn, Greuther Fürth und 1860 tätig war, und ab der A-Jugend Thomas Schneider, der mittler- weile bei der belgischen Nationalmannschaft arbeitet, haben mich beim FC Dingolfing damals taktisch und technisch her- vorragend ausgebildet. Keine Ahnung, ob ich das ohne dieses Training geschafft hätte. Es ist einfach schwer, diese Lücken dann noch zu schließen. Vorteilhaft finde ich aber, dass man in seinem gewohnten Umfeld bleiben, weiter mit seinen Freun- den spielen kann und das Ganze nicht überhandnimmt. Da sehe ich nämlich schon die Gefahr, dass viele zu schnell die Lust am Fußball verlieren, weil alles ein bisschen zu viel wird. Ich finde es nicht schlecht im Jugendfußball mehr Freiheit zu haben und so besser reinwachsen zu können, weil es einfach wichtig ist, im gewohnten Umfeld zu bleiben. In der B-Jugend hat mich Wacker Burghausen angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, zu ihnen zu wechseln und dort ins Internat zu ziehen (schmunzelt). Für mich war das damals eine Horrorvorstel- lung. Ich wollte auf gar keinen Fall weg von meinen Freunden. Zu diesem Zeitpunkt wäre es der falsche Weg und abträg- lich für mich gewesen. Der damalige SSV Jahn war noch ein etwas anderer Klub als er es heute ist. Du hast noch im alten Stadi- on an der Prüfeninger Straße gespielt. Wie waren die Bedingungen vor Ort? Was hat das alte Stadion besonders gemacht? Die Bedingungen waren damals am alten Stadion schon etwas anders. Mit provisorischen Container- Büros, die am Wochenende zum VIP-Bereich umfunk- tioniert wurden. Damals gab es auch nur eine Handvoll Leute, die mit aller Mühe versucht haben, den Betrieb am Laufen zu halten. Der SSV Jahn erinnerte damals eher an einen Amateur- verein, der irgendwie versucht hat, im Profigeschäft zu über- leben. Das hat sich mittlerweile deutlich gewandelt. Mit dem neuen Stadion, den professionellen Arbeitsbedingungen und einer ganz anderen Man-Power ist er zu einem mittelstän- dischen Unternehmen geworden. Das kann man mit damals nicht mehr vergleichen. Was aber trotzdem immer funktio- niert hat, obwohl der Verein so gewachsen ist, ist, dass sich der SSV Jahn seine Identität bewahren konnte. Immer noch herrscht eine familiäre Atmosphäre vor, wo man sich kennt, hilft und gegenseitig wertschätzt. Das ist über all die Jahre nicht verlustig gegangen und wird auch in Zukunft wichtig sein. Ok, eine Sache vermisse ich vielleicht, und zwar die Lage (schmunzelt). Zum alten Jahnstadion konnten damals meine ganzen Kommilitonen und Spezln aus der Innenstadt gemüt- lich hin spazieren. Ansonsten war das Stadion schon eine ziemliche Zumutung, vor allem wenn man den Vergleich zum jetzigen Jahnstadion Regensburg vor Augen hat. Je mehr es Richtung Wochenende ging, desto schlechter konnte ich schlafen. Foto: Gatzka 17 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2023Im Saisonverlauf hat Markus Weinzierl immer mehr auf dich gesetzt und du bist zum Stamm-Innenverteidiger avanciert. Welche Beziehung hast du damals zu ihm ge- habt? Was hat er an dir geschätzt? Markus Weinzierl hat mich schon sehr gefördert. Als junger Spieler musste man sich unter ihm aber erst einmal einen Status erarbeiten. Grundsätzlich setzte er eher auf seinen festen Stamm an erfahrenen Spielern. Als junger Spieler musste man sich die Chance hart erarbeiten. Dadurch, dass ich es aber dann auf eine gewisse Art und Weise notgedrun- gen gut gemacht habe, hat er gesehen, dass ich zuverlässig war und meine Leistungen gebracht habe. Gerade im Training hat er die jungen Spieler beiseite genommen und individuell mit ihnen gearbeitet. Das hat auch mir enorm geholfen. Mar- kus hat auch immer großen Wert auf Disziplin und Ordnung gelegt, was auch mir persönlich sehr wichtig ist. Als junger Spieler konnte ich mich am vorgegebenen Weg orientieren und das hat mir echt gutgetan. Mit Markus Weinzierl als Trainer bist du 2012 in die 2. Bun- desliga aufgestiegen. In der Relegation konntet Ihr Euch gegen den KSC mit zwei Unentschieden und dank der Aus- wärtstorregel durchsetzen. Im Hin- und Rückspiel haben sich beide Mannschaften neutralisiert. Es war ein Kampf. Wie hast du die beiden Spiele erlebt? Kann man vom “Wun- der von Karlsruhe” sprechen? Das Spiel ist mir natürlich auch noch sehr präsent. In die- sem Duell waren wir gnadenloser Außenseiter. Nur wenige haben an unsere Chance geglaubt. Recht viel glücklicher, als wir dort aufgestiegen sind, kann man wahrscheinlich nicht aufsteigen (schmunzelt). Im Hinspiel waren wir erst 0:1 hin- ten und nur durch eine freche Schwalbe per Elfmeter zum Ausgleich gekommen (schmunzelt). Nach diesem Spiel war uns vielleicht sogar noch mehr klar, dass wir die schlechtere Mannschaft sind und das Rückspiel ein ziemliches Brett für uns werden wird. Vor allem mussten wir mit der damaligen Auswärtstorregel mindestens ein eigenes Tor erzielen. Im Rückspiel hat uns dann natürlich gleich das Wahnsinnstor von Oli Hein in die Spur gebracht. Die Führung haben wir dann jedoch gleich fünf Minuten später wieder hergegeben. Irgendwie macht dann André “Lauri” Laurito noch das Kopf- balltor. In Unterzahl haben wir das Ergebnis mit aller Kraft verteidigt. Es war ein wildes Spiel. Mit Sicherheit auch etwas glücklich für uns. Wir sind mit zwei Unentschieden und dank der Auswärtstorregelung aufgestiegen. Es war einfach ein wahnsinniges Erlebnis, als Außenseiter alles in die zwei Spie- le hineingeworfen zu haben und dann dafür belohnt worden zu sein. Überwältigend. Vor allem, wenn man zurückdenkt, wie unsere Ausgangslage beim Trainingsauftakt zum Start in die Saison war. Da waren wir zwölf Spieler und wussten noch gar nicht, was noch passieren wird. Stück für Stück hat sich dann eine Mannschaft gebildet, wir sind gut in die Saison ge- startet und auf einmal hat sich eine Dynamik entwickelt. Am Ende sind wir gegen Karlsruhe in die 2. Bundesliga aufge- stiegen. Es ist unbeschreiblich, wie turbulent die Saison war. Zum krönenden Abschluss dann dieses wahnwitzige Spiel. Es war einfach ein wahnsinniges Erlebnis, als Außenseiter alles in die zwei Spiele hin- eingeworfen zu haben und dann dafür belohnt worden zu sein. Foto: Nickl Foto: Janne 18 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2023Im Rückspiel im Karlsruher Wildpark war Oli Hein der ent- scheidende Mann: Traumtorschütze, Spieler des Spiels und im Lauf seiner Karriere wurde er zu einer großen Jahn Iden- tifikationsfigur. Ihr seid ungefähr gleich alt. Wie war Eure Beziehung damals? Ihr habt beide über zehn Jahre für den Jahn gespielt und viele emotionale Momente zusammen durchgemacht. Was verbindet Euch? Oli Hein und mich verbindet eine sehr gute Freundschaft, die über die Jahre entstanden ist. Wir beide haben unser gesamtes Profi-Dasein beim SSV Jahn verbracht und das auch noch parallel. Wir haben zusammen alle Höhen und Tiefen der letzten 13 Jahre mitgemacht und waren Teil der erfolgreichsten Phase des Vereins. Es gibt einfach wahn- sinnig viel, über das man reden kann und das einen ver- bindet. Es ist wirklich toll, so viele Erinnerungen zu teilen. Das verbindet. Allgemein schweißen die vielen Erlebnisse ungemein zusammen. Mit Oli habe ich viele Jahre, auch nach dem Aufstieg gegen Karlsruhe, zusammengespielt und diese Verbindung ist auch immer weiter angewachsen. Auch zu meinen anderen Mannschaftskameraden von da- mals besteht noch ein guter Kontakt. Man trifft sich immer mal wieder und es ist einfach immer eine riesige Gaudi. Aus dieser Zeit ist viel geblieben. Die Saison 2011/12 war eine ganz spezielle: Über 31 Spiel- tage hinweg habt ihr Euch auf dem 1. bis 3. Tabellenplatz aufgehalten. Nach drei Niederlagen in Folge seid ihr kurz vor dem Saisonfinale auf den 6. Platz abgerutscht. Be- kommt man in einer solchen Situation dann eine gewisse Nervosität oder Angst, die tolle Saison doch noch zu ver- spielen? Wie habt Ihr euch dann schließlich doch noch aus dem Loch und in die Relegation gekämpft? Natürlich war in der Mannschaft eine gewisse Anspannung vorhanden. Du hast so viel schon geschafft und willst dir das dann nicht mehr nehmen lassen. In der gesamten Saison hat keiner etwas von uns erwartet. Wir zählten als der Absteiger Nummer Eins. Der Druck war wirklich überschaubar, weil es so oder so eine hervorragende Saison für uns war. Wenn man jedoch so lange da oben steht, will man sich dafür einfach be- lohnen und die nötigen Schrit- te gehen, die es noch braucht. Intern war natürlich völlig klar, dass wir marschieren und gewin- nen wollen. Uns hat man erstmal schlagen müssen. Dieser Glaube hat uns schon ausgezeichnet. In der Folgesaison wart ihr der starken 2. Bundesliga nicht wirklich gewachsen. Auf das rettende Ufer fehlten am Ende ganze 18 Punkte und so muss- tet Ihr wieder zurück in die 3. Liga. Zwei Jahre später, als du verletzungsbedingt nur sie- Foto: Widmann/DFL Wir haben zusammen alle Höhen und Tiefen der letzten 13 Jahre mitgemacht und waren Teil der erfolgreichsten Phase des Vereins. ben Spiele absolvieren konntest, ging es sogar noch eine Etage tiefer in die Regionalliga. Wie ist es dir in dieser Zeit gegangen, auch weil du von außen zuschauen musstest, ohne helfen zu können? Was hat dich durchhalten lassen? Wie war die Zeit für dich? Die Zeit war nicht leicht. Definitiv. Es war 2014 meine erste schwere Verletzung. Es war lange unklar, was tatsächlich im Argen war. Die Diagnose allein hatte schon einige Zeit in An- spruch genommen. Mehr oder weniger wurde da schon Zeit verschenkt. Dann noch die Operation und die Reha. Das war keine leichte Zeit für mich. Das macht keinen Spaß. Ich will und wollte immer Fußball spielen und nichts anderes machen. Dann durfte bzw. konnte ich nicht spielen. Das zerrt am Ge- müt. Dazu kam dann, dass es sportlich katastrophal gelaufen ist. Und du sitzt Woche für Woche auf der Tribüne und kannst nichts machen. Definitiv nicht schön. So habe ich zum ersten Mal die Schattenseite des Profi-Geschäfts erlebt. Da fühlt man sich ganz schön ohnmächtig. Was mir dabei geholfen hat, ist, etwas Abstand zu gewinnen. Ich habe mich in mein Studium vergraben. Damit war ich immer gut beschäftigt und musste so nicht mehr nur an Fußball denken. Auch mit Freunden außer- halb des Fußball-Kosmos habe ich zu der Zeit viel unternom- men, um mich abzulenken und mich so mit anderen Leuten über andere Themen unterhalten zu können. Das hat mir ge- holfen, aus meinem eigenen Gedankenkarussell auszusteigen. Foto: Gatzk a Foto: Gatzka 19 JAHNZEITAUSGABE AUGUST 2023Next >