< PreviousOli Hein hätte sich Oli Hein ge- wünscht. Nicht sich selbst, aber einen wie ihn heute. Jemanden, der ihm im Übergangsbereich zwischen dem Jugend- und dem Herrenfuß- ball, ja auf dem Weg zum Fußball- profi, mit wertvollen Tipps weiter- helfen kann. Weil er diesen Weg selbst schon gegangen ist und aus jahrelanger Erfahrung weiß, was es heißt, im Profifußball zu sein und worauf es ankommt, damit man den Sprung nachhaltig schafft. Oli Hein ist inzwischen für die Talen- te der Jahnschmiede genau so je- mand. Seit Anfang des Jahres ist der langjährige Profiin neuer Funktion zurück beim SSV Jahn, als „Spieler- entwickler U16 bis U21“ in der Jahn- schmiede, dem Leistungszentrum des Jahn. „Letztlich ist meine Posi- tion auch dadurch entstanden, weil wir uns darüber Gedanken gemacht haben, was mir damals im Übergang vom Nachwuchs zu den Profis bezie- hungsweise als Jungprofigeholfen hätte“, erzählt Oli Hein. Hein weiß, wovon er spricht, wenn es darum geht den Schritt zum Fuß- ballprofizu schaffen, und ihn vor allem beim SSV Jahn zu schaffen. 14 Jahre lang hat er für den Jahn gespielt und zwölf Jahre davon für die Profimannschaft. Er hat von der A-Jugend-Zeit in der Jahnschmiede über die Regionalliga bis zur 2. Bundesliga alles mitgemacht. Und hätte es Hein nicht als erstrebenswert empfunden, eine ganze Karriere bei einem Verein zu bleiben und etwas mitaufzubauen, es wäre vermutlich noch höher hinausgegangen. Die Angebote dafür lagen vor. Doch dieses höher, schneller, weiter des Profifuß- balls hat ihn nie wirklich gereizt. Allgemein hatte und hat Hein durchaus seine Probleme mit dem Business Profifußball und seinen teils verrückten Auswüchsen. Wenn im Winter die Weltmeisterschaft in Katar ausgetragen wird, dann wird Hein beispielsweise nicht vor seinem Fernseher sitzen. Was den gebürtigen Straubinger dagegen immer angetrieben hat, war die Faszination für den Wettkampf Hein: „Ich war ein enorm guter Wettkämpfer“ Ich galt nicht als talentiertester Spieler“, sagt Hein im Rück- blick. „Aber, und das darf man nicht unterschätzen, ich war ein enorm guter Wettkämpfer. Ich habe meine Motivation aus dem Wettkampf gezogen, genau das ist im Herrenbe- reich dann auch gefordert.“ Hein spielte mit der U19 des SSV Jahn zwei Jahre in der A-Jugend-Bundesliga. Er hatte im ersten Jahr mit einer Verletzung zu kämpfen. Aber wenn er gespielt hat, war er Leistungsträger. Im zweiten Jahr war er Kapitän. Hein hat aber nie sich selbst, sondern immer die Mannschaft in den Fokus gerückt. Eine Woche nach dem letzten U19-Spiel startete er mit den Profis in die Vorberei- tung. Anfangs waren die Einsatzzeiten gering, Hein spielte vor allem in der damals noch als U23 geführten zweiten Mannschaft des Jahn. Gehadert hat er nicht damit, dass er nicht früher mehr Einsatzzeiten erhielt. „Ich wusste, dass ich irgendwann meine Chance kriege. Deshalb habe ich „Ich galt nicht als talentiertester Spieler. Aber ich war ein enorm gu- ter Wettkämpfer.“ 90JAHNZEITAUSGABE OKTOBER 2022meinen Fokus darauf gerichtet, jeden Tag 100 Prozent zu geben und mich auf das Wesentliche zu fokussieren, was ich selbst beeinflussen kann.“ Es geht darum, so Hein, dann bereit zu sein, wenn die Chance kommt. Erfahrungen wie diese will und soll Hein nun weitergeben an die besten Talente in der Jahnschmiede. Wenn er sein Aufgabenprofil umschreibt, dann sagt Hein: „Ich sehe mich in erster Linie als Mentor für die Jungs. Im Kern ist die Aufga- be, Toptalente, also Spieler, die sich über Leistung hervortun, noch einmal individueller zu betreuen, Schwerpunkte zu set- zen und sie in ihrer Entwicklung zusätzlich zu unterstützen.“ Der langjährige Jahn Profihat hier vor allem die Spieler ab der U16 aufwärts im Blick, die sich in Richtung Übergangs- bereich bewegen oder schon dort sind. Dabei ist die Arbeit Heins sehr vielfältig. Mal trifft er sich mit einem Spieler zu einem individuellen Gespräch, mal berei- tet er Videosequenzen aus den Spielen der einzelnen Teams auf und bespricht sie mit den Talenten. Und zweimal in der Woche steht er auch selbst mit unterschiedlichen Teams auf dem Trainingsplatz, um einen hautnahen Eindruck vom Ver- halten und von der Arbeit der Spieler zu bekommen. Er will präsent sein als Ansprechpartner für die Talente, die einen ähnlichen Weg wie er gehen wollen. „Jungs sollen sich bewusst mit den Thematiken beschäftigen.“ Aber was ist eigentlich ein Toptalent? „Die technischen Vor- aussetzungen sind das A und O“, sagt Hein. Im Wissen, dass das aber bei weitem nicht alles ist und Talent alleine nicht reicht. „Ich habe in meiner Profizeit vor allem technisch sehr talentierte Spieler erlebt, die häufig an sich selbst geschei- tert sind.“ Deshalb ist auch die Persönlichkeit ein ganz gro- ßer Faktor. „Wenn ich zurückblicke, wer den Sprung geschafft hat, dann waren es die Talente, die technisch gut ausgebildet waren, die vor allem aber auch offen und proaktiv waren, die von sich selbst aus den Schritt mehr gemacht haben.“ Das will Hein auch heute von den Talenten in der Jahnschmiede sehen. Er gibt ihnen dabei nicht einen klaren Weg vor, den sie gehen sollen. Vielmehr will er sie zum Nachdenken anregen, indem er die richtigen Fragen stellt. „Es gibt für Herausfor- derungen oft verschiedene Lösungen. Mein Ziel ist es, dass sich die Jungs bewusst mit den Thematiken beschäftigen. „Den Sprung haben die Talente geschafft, die tech- nisch gut ausgebildet waren, die vor allem aber von sich selbst aus den Schritt mehr gemacht haben.“ 91JAHNZEITAUSGABE OKTOBER 2022Wenn am Ende die Lösungsvorschläge und Ideen von den Spielern selbst kommen, dann ist das viel effektiver und nachhaltiger.“ Und dann ist da noch das Thema der Frustrationstoleranz. „Der Weg in den Profifußball ist so schwierig und es gibt vie- le Täler“, weiß Hein auch aus eigener Erfahrung. „Dann muss man eine enorme Leidensfähigkeit und eine Stehaufmänn- chen-Mentalität mitbringen.“ Die Spieler müssten letztlich auch selbst ihre Erfahrungen sammeln, man könne ihnen aber mit Zuspruch vermitteln, dass es wieder bergauf geht, wenn sie weiter dranbleiben. „Es gibt immer wieder Turning- points in einer Karriere. Viele der erfolgreichsten Sportler haben dann, wenn es am schwierigsten war, weitergemacht, ihr Verhalten reflektiert und sind sich selbst und ihren Prinzi- pien dabei aber immer treu geblieben.“ Das will Hein auch den Talenten vermitteln: „Die Motivation muss dabei immer von ihnen kommen, man kann ihnen aber Erfahrungswerte mitgeben und Vertrauen schenken. Weiterzumachen und nach Rückschlägen wieder auf- zustehen, man muss dran- bleiben sowie fokussiert und diszipliniert an den eigenen Zielen arbeiten.“ Und dabei meint Hein nicht das über- geordnete Ziel Fußballprofi zu werden. „Es geht in der täglichen Arbeit um herunter- gebrochene, kleine Ziele. Die Spieler sollen sich ihrer Stär- ken und Entwicklungspoten- ziale bewusst sein und dann erkennen, woran es zu arbeiten gilt, damit sie die nächsten Entwicklungsschritte gehen können. Letztlich geht es darum, dass sie dann, wenn sie die Chance oben bekommen sollten, auch bereit dafür sind und sie nutzen können.“ Fokus nicht nur auf dem Fußballerischen Neben dem Sportlichen will Hein den Talenten auch andere Aspekte vermitteln. „Fußball ist das eine Thema, aber auch die Persönlichkeitsentwicklung der Jungs ist ganz wichtig. Wir wollen ihnen Werte mitgeben, die für den Sport aber auch fürs Leben wichtig sind. Wenn sie die Jahnschmie- de beziehungsweise den SSV Jahn eines Tages verlassen, wollen wir sie als integre Persönlichkeiten verabschieden.“ Hein spricht mit den Spielern deshalb nicht nur über die sportliche Situation, sondern auch über private Themen. Viele Spieler starten gerade ins Abiturjahr oder beginnen eine Ausbildung. Dazu gibt es weitere Themen im privaten Bereich. Hein ist sich bewusst darüber, dass nur die Allerwe- nigsten am Ende tatsächlich Fußballprofis werden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man die jungen Männer auch auf das Leben neben dem Sport vorbereitet. Hein macht es Spaß, mit den Talenten zu arbeiten, gleich- zeitig spürt er von den Spielern noch einen großen Respekt. „Die hundertprozentige Offenheit ist noch nicht da, aber das ist ein Prozess, das Vertrauensverhältnis muss sich mit der Zeit aufbauen“, sagt er. Er empfindet es als Privileg, die jungen Sportler auf ihrem Weg begleiten zu dürfen. Denn er selbst bereut zwar wenig, was er in seiner Karriere gemacht hat, mit dem Wissen von heute würde er das eine oder ande- re aber dennoch anders machen. Ob es heute einfacher oder schwerer ist als damals, den Sprung zu schaffen? Hein weiß es nicht. Einerseits seien die Rahmenbedingungen für die Talente deutlich besser als zu seiner Zeit, selbst als zu seinen Anfangsjahren als Profi. Andererseits sei inzwischen die Dichte an Toptalenten sehr groß und eine größere Anzahl an gut ausgebildeten Spielern würde sich um die wenigen Plätze streiten. Zudem spielt der Jahn aktuell in der 2. Bundesliga, Hein musste damals „nur“ den Sprung in die 3. Liga meistern. Bei der Talentlage in der Jahnschmiede sieht Hein eine solide Basis, die in den vergangenen Jahren geschaf- fen wurde. Er selbst arbeitet intensiv mit zwischen sechs und zehn Toptalenten. Durch gute Leistungen kann sich ein Spieler dafür empfehlen, läuft es dann einmal eine Zeit lang nicht so rund, wird ein Spieler aber nicht gleich wieder raus- genommen, solange dieser den „Drive“ (Hein) hat, weiter an sich zu arbeiten. Es gehe darum, dass man bei einem Spieler eine gewisse Phantasie entwickeln kann, so Hein. Denn er weiß, dass Entwicklung kein kurzfristiger, sondern ein langfristiger Prozess ist. „Im Nach- wuchsbereich muss man über Jahre sehr gute Arbeit leisten, um dann ernten zu können. Nun sind wir in einer Phase, in der wir langsam von der Arbeit der vergangenen Jahre profi- tieren können“, sagt Hein Gleichzeitig sieht er aber auch noch nicht ausgeschöpftes Potenzial: „Die Dichte an Leistungszent- ren und talentierten Spielern ist sehr hoch, gleichzeitig haben wir ein begrenztes Einzugsgebiet. Es sind aber gute Schritte gemacht worden und jetzt wollen wir die nächsten gehen. Es geht nun darum, dass wir die Talente langfristig binden und weiter bestmöglich ausbilden, damit wir dann wieder einen Profihervorbringen, der den Weg über die Jahnschmiede ge- gangen ist.“ Wie die Chancen dafür in der näheren Zukunft stehen? „Man kann es nie zu 100 Prozent sagen. Aber die Zeichen stehen nicht schlecht, dass in den nächsten Jahren der eine oder andere aus der Jahnschmiede hier für die Profis aufläuft.“ Oli Hein, den Mentor der Toptalente, würde das sehr freuen. In seiner neuen Funktion kann er daran mitwirken, dass es bald die ersten Nachfolger von ihm selbst im Trikot der Jahn Profis gibt. fr „Man muss Leidensfä- higkeit und eine Steh- aufmännchen-Menta- lität mitbringen.“ Oli Hein 92JAHNZEITAUSGABE OKTOBER 2022Die letzten Fragen… Alexander Weidinger Alex' „Lieblinge“ Lieblingsstadion… Jahnstadion Regensburg Lieblingsessen… Bröslschmarrn Lieblingsserie… – Lieblingsmusiker… u.a. Bryan Adams Lieblingsschulfach… Sport Lieblingsurlaubsort… Malediven, Österreich LIeblingsfußballverein... SSV Jahn Regensburg Lieblingsapp… WhatsApp Foto: Photo-Studio Büttner Die erste Frage kommt von Dejan Stojanovic aus der letzten Jahnzeit: Regi oder Hydro? *Regi auf Eis* Mit welchen Eigenschaften beschreiben dich deine besten Freunde? Liebevoll, hilfsbereit und verpeilt. Was darf in deinem Kühlschrank daheim nicht fehlen? Fleisch, Wassermelone. Welcher Sportler inspiriert dich und warum? Da habe ich keinen konkreten Sportler. Mit was verbringst du die Auswärtsfahrten im Bus? Karten spielen oder Musik hören. Nicht viele Menschen wissen über dich, dass… …ich Angst vor tiefem Wasser habe. Wie schaltest du am besten ab? Zeit mit der Freundin in den Bergen verbringen. Wärst du kein Fußballprofigeworden, würdest du heute… …vermutlich in einem Autohaus arbeiten. Wer soll die Fragen in der nächsten Jahnzeit beantworten? Bene Saller Deine Frage an ihn? A Birrle am Dog oder a Birrle auf Dnocht? fr 94JAHNZEITAUSGABE OKTOBER 2022Mären Jahn Halb e Jahn Halbe Jahn Halb e Die neue Jahn Halbe: vollmundig, süffig, zum Anstoßen! Das Märzen für Jahnfans! esondereNext >