< Previous* R edaktions schlus s: 29.09.2023 SPIELPLAN HinrundeRückrunde AUSGABE OKTOBER 2023JAHNZEIT 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 H A H A H A H A H A H A H A H A H H A 1:1 2:1 0:0 1:1 2:1 0:0 1:2 01.10. | 19.30 Uhr * 04.10. | 19 Uhr * 08.10. | 19.30 Uhr * 14.10. | 14 Uhr * 21.10. | 14 Uhr * 27.–29.10.23 03.–05.11.23 10.–12.11.23 24.–26.11.23 01.–03.12.23 08.–10.12.23 15.–17.12.23 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 A H A H A H A H A H A H A H A H A A H 19./20.12.23 19.–21.01.24 23./24.01.24 26.–28.01.24 02.–04.02.24 09.–11.02.24 16.–18.02.24 23.–25.02.24 01.–03.03.24 08.–10.03.24 15.–17.03.24 30./31.03.24 05.–07.04.24 12.–14.04.24 19.–21.04.24 26.–28.04.24 03.–05.05.24 10.–12.05.24 18.05.24 11" Der Charakter ist bei uns das A und O" Nach drei Jahren ist Andi "Sepp" Geipl zurück bei seinem SSV Jahn. Der Mittelfeldmotor startet ein zweites Kapitel in Regensburg und ist bereits nach wenigen Wochen eine Führungs- und Identifikationsfigur des Neuanfangs geworden. Der neue Kapitän der Jahnelf geht voran, genau mit dieser Leidenschaft und diesem Wille wie einst zwischen 2014 und 2020. 1213Andi Geipl und der SSV Jahn - dass diese Beziehung durchaus besonders ist, macht sich schnell bemerkbar, als der 31-Jährige zum Interview- und Fototermin für diese Ausgabe der Jahnzeit erscheint. Andi Geipl blickt auf das vergangene Jahrzehnt zu- rück und spricht über seine besondere Beziehung zum Verein und den Menschen in Regensburg und Ostbayern. Andi, Du bist seit Juli als Kapitän der Jahnelf im Amt. Mit einem gewaltigen Umbruch war es vor allem Deine Aufga- be, eine funktionsfähige Mannschaft zu bilden. Wie ist dir bzw. euch das bisher gelungen? Andi Geipl: Bisher ist es gut gelungen, finde ich. Einen sol- chen Saisonstart hätte im Vorfeld jeder gerne mitgenommen, gerade weil ein solch großer Umbruch hinter uns liegt. Ab Tag eins habe ich versucht, die einzelnen Charaktere kennenzu- lernen. Anfangs waren wir alle noch im Hotel untergebracht und sind oft gemeinsam in die Stadt zum Essen gegangen, teilweise mit bis zu 17 Jungs. So haben wir uns auch neben dem Platz besser kennengelernt. Wenn wir das auch weiter- hin so praktizieren, sind wir auf einem sehr guten Weg. Allge- mein würde ich sagen, dass wir uns verhältnismäßig schnell gefunden haben. Auch das Trainingslager hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet, dass wir uns nach so vielen Ein- heiten auch auf dem Platz intensiv kennenlernen. In jeder Mannschaft gibt es eine gewisse Hierarchie. Ältere Spieler können natürlich jüngeren Spieler sehr viele Ratschläge geben. Sollte es Gesprächsbedarf geben, klären wir die Probleme direkt und sind als Ältere auch immer offen für die jüngeren Spieler. Bisher gab es aber so gut wie keine Probleme, weil wir uns alle so gut verstehen. Von den Charakteren her haben die Verantwortlichen wirklich gute Arbeit geleistet. Wichtig ist, dass wir stetig daran arbeiten. Und dass sich jeder selbst auch hinterfragt, was er zur Gruppe beitragen kann. Ich selbst mache natürlich auch Fehler und versuche diese auch einzusehen. Meine Erfahrung will ich dadurch bestmöglich einbringen. Welche Eigenschaften machen einen guten Kapitän aus? Ein guter Kapitän braucht ein offenes Ohr für seine Mitspie- ler. Er muss als Vorbild vorausgehen – egal ob auf oder neben dem Platz. Er muss das Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer sein. Das macht für mich einen guten Kapitän aus. Wie verkörperst du diese Eigenschaften? Das habe ich schon immer in mir gehabt. Egal ob ich Kapitän war oder nicht, ich war ein lautstarker Spieler auf dem Feld und wollte vorangehen. Ich übernehme gerne die- se Verantwortung. Das ist in mir drin. Ich bin gerne Kapitän und bin stolz darauf, gewählt worden zu sein. " Das ist in mir drin. Ich übernehme gerne Verantwortung" Foto: Janne 14 JAHNZEITAUSGABE OKTOBER 2023gefahren haben. Ich bin nie in ein Internat gegangen, mit 18 bin ich dann selber gefahren. Später hatte ich eine Wohnung in München, dort hat es mir allerdings überhaupt nicht ge- fallen und nach bereits vier Wochen bin ich wieder ausge- zogen und zurück in die Heimat gegangen. Zum Beispiel die Fahrten mit der S- und U-Bahn waren einfach nichts für mich. München hat mir damals nicht gefallen, ich war das Dorfle- ben gewohnt und das hat mir auch besser gefallen. Die Saison 2012/13 war schließlich für Dich vermutlich eine besondere Spielzeit. Mit der U21 der Münchner Lö- wen konntet ihr als Meister der Regionalliga Bayern um den Aufstieg in die 3. Liga kämpfen. Beim 1:0-Sieg gegen den FC Bayern II warst du der entscheidende Mann. Kannst du dich noch an die Partie erinnern? An das Spiel kann ich mich noch sehr gut erinnern (schmun- zelt). Bayern-Fan war ich immer schon. Das war natürlich ein besonderes Spiel. Wir haben im Sportpark in Unterhaching gespielt, es waren viele Zuschauer und auch viele Freunde und Familie von mir im Stadion. Das Spiel bleibt mir immer in Erinnerung, weil ich es zu einem mit meinem Tor entschie- den habe und ich an dem Tag mit meiner Frau Tina zusam- men gekommen bin. Wie nimmst du das Verhältnis zwischen Trainer und Mann- schaft wahr? Wie arbeitet der Mannschaftsrat mit dem Trainerteam zusammen? Joe Enochs ist ein sehr guter Trai- ner. Er bezieht den Mannschaftsrat gerne mit ein und fragt uns nach unserer Meinung und Sichtweise. Die Abstimmung gelingt uns. Für uns und die Mannschaft hat er immer ein offenes Ohr. Persönlich und fachlich stimmt es einfach. Blicken wir zurück auf Deine Anfänge als Fußballer. Gebo- ren und aufgewachsen bist du in Bad Kohlgrub, einer fast 3.000 Seelen-Gemeinde im Landkreis Garmisch-Parten- kirchen im Voralpenland. Wie war es so naturnah und in den Bergen aufzuwachsen? Wie bist du dort zum Fußball gekommen? Ja, ich bin als Dorfkind aufgewachsen (schmunzelt). Die Gegend ist wunderschön mit den Bergen. Es gibt viele Frei- zeitaktivitäten: Skifahren, Wandern, Baden, Eishockey und Fußball. Eine wirklich tolle Umgebung. Ich bin dort behütet aufgewachsen. Es war eine schöne Kindheit. Über kurz oder lang ist es schon geplant, irgendwann in die Heimat zurück- zuziehen. Aber natürlich kann sich das auch noch verändern und wir bleiben in Regensburg. Das stellt sich in den nächs- ten Jahren heraus. Mein ältester Sohn wird demnächst ein- geschult und natürlich hängt diese Entscheidung auch von der Familie ab. Bei der Oberbayerischen Hallenmeisterschaft war ich mit meiner Mannschaft in der Endrunde und da bin ich den Scouts vom FC Bayern und dem TSV 1860 aufgefal- len und habe dort ein Probetraining absolviert. Ich wollte dann zu den Sechzigern, weil sie für ihre Jugendarbeit be- kannt sind – auch wenn ich damals Bayern-Fan war. Ab der U12 habe ich dann für den TSV 1860 München gespielt und wurde von meiner Familie dreimal die Woche zum Training gefahren. Ab diesem Zeitpunkt war ich wirklich wenig zu Hause, da ich viel im Auto unterwegs war. Da bin ich meiner Mama und meinem Papa sehr dankbar, dass sie mir das er- möglicht haben und mich so oft in der Woche zum Training Foto: Köglmeier Foto: Köglmeier 15 JAHNZEITAUSGABE OKTOBER 2023Zur Saison 2014/15 hat Dich schließlich der SSV Jahn Re- gensburg verpflichtet und in die 3. Liga geholt. Was sprach damals für den Wechsel? Wieso bist du nach Regensburg gekommen? Ich war in einem Alter, wo ich was Neues ausprobieren woll- te. Ich hätte auch bei 1860 München bleiben können, aber nur für die zweite Mannschaft. Ich wollte probieren, ob ich es schaffe, in der 3. Liga zu spielen. Ich habe mich dann schnell für den Jahn entschieden, als das Angebot da war. Dann bin ich allerdings umgezogen. Ich war älter als damals in Mün- chen und wollte auch meine eigene Wohnung haben und selbständig werden. Das war im Nachhinein auf jeden Fall der richtige Schritt. Dein Debüt 2014 konntet Ihr gegen den MSV Duisburg mit 3:1 gewinnen. Wie war es erstmals für den SSV Jahn auflau- fen? Konntest du ahnen, was für eine Verbindung daraus entstehen würde? Das war etwas Besonderes für mich. Ich kannte das so mit den Fans noch gar nicht. Im alten Jahnstadion war das auch etwas Spezielles, weil es mein erstes Spiel in der 3. Liga war. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich im Mittel- feld gegrätscht habe und dafür von den Fans gefeiert wur- de. Das habe ich davor noch nie so erlebt. Das war ein be- sonderer Moment, den ich nie vergessen werde, auch weil wir gewonnen haben. Das war ein klasse Debüt. Es kommt in Regensburg nicht immer nur darauf an, dass man schön Fußball spielt, man muss die Fans auch mit seiner Einsatz- bereitschaft begeistern und alles geben. Ich merke in dieser Saison aktuell, dass die Fans immer hinter uns stehen und uns feiern. Obwohl das Spiel in Ingolstadt beispielsweise sehr bitter verloren wurde, standen die Fans an unserer Sei- te. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, den jungen Spie- lern dieses Jahn Gen beizubringen, dass man sich mit dem Verein und den Fans identifiziert. Natürlich werden wir auch mal Spiele verlieren. Aber: Es kommt darauf an, wie man ver- liert. Ob man alles gibt und sich den Allerwertesten für den Verein aufreißt. Auch einmal unglücklich zu verlieren, das kann passieren, aber man darf sich niemals hängen lassen. Jedes Wochenende opfern die Fans einen Tag für uns und gehen ins Stadion, um uns zu sehen. Und dann möchte ich nicht, dass es heißt, wir geben nicht alles oder wir spielen Ti- ki-Taka-Fußball. Weil das sind wir nicht. Wenn ich in die Stadt gehe und einen Fan treffe, möchte ich mir nicht vorwerfen lassen, dass ich nicht alles gegeben habe. Ich möchte ehrlich und offen mit ihm kommunizieren. Ich muss an dieser Stelle wirklich ein großes Lob an die Jahnfans aussprechen, dass sie uns immer auf diese Art und Weise unterstützen. Das ist nicht selbstverständlich. Auch wir als Mannschaft haben die Aufgabe, dass dieser gemeinsame Weg so weitergeht. Blicken wir doch noch einmal auf Deine erste Saison beim SSV Jahn zurück: Diese endete enttäuschend für Dich per- sönlich und auch den Verein. Mit einem Kreuzbandriss musstest du mit ansehen, wie ihr 2014/15 in die Regional- liga abgestiegen seid. Was ist das für ein Gefühl, sowas in der ersten Saison bei einem neuen Verein, dem zweiten nach dem Jugendklub, mitzuerleben? Das Gefühl war ab dem Winter nicht wirklich gut. Es ist nicht so gelaufen, wie man es sich gewünscht hat. Am Ende war es eine unglückliche Saison für mich, mit dem Abstieg und dem Kreuzbandriss. Ich bin deswegen Christian Keller (Anm.d.Red.: damaliger Geschäftsführer Profifußball des SSV Jahn) sehr dankbar, dass er mir trotz des Kreuzbandrisses das Vertrauen gegeben hat. Auch das war nicht selbstverständ- lich, einen neuen Vertrag nach dem Abstieg zu bekommen. Andi Geipl bei seinem Jahn Debüt am 26. Juli 2014. Foto: Gatzka 16 JAHNZEITAUSGABE OKTOBER 2023Auch in der darauffolgenden Regionalliga Saison 2015/16 warst du bis zum 21. Spieltag verletzungsbedingt nur Zu- schauer. Was hat dir damals Mut gemacht, dass es beim SSV Jahn doch noch klappt? Ich war froh, dass ich beim Jahn bleiben durfte, weil mir auch die Stadt richtig gut gefallen hat. Ein paar Spieler von damals haben auch dazu beigetragen. Thomas Kurz zum Beispiel, mit dem bin ich damals und auch heute noch sehr gut ausgekommen. Kurzi hat mir in meiner Verletzungs- pause sehr geholfen, dass ich dran geblieben bin. Da habe ich mich relativ schnell entschieden, dass ich in Regensburg bleibe, weil ich einen Vertrag bekommen habe, obwohl ich einen Kreuzbandriss zu diesem Zeitpunkt hatte. Ich war immer wieder bei der Mannschaft. Nebenbei bin ich öfter Fahrrad gefahren oder war schwimmen. In dieser Zeit habe ich auch die Stadt Regensburg intensiver erleben können. Ich habe schon vom Fußball abschalten können. Ich stand nicht jeden Tag auf dem Platz und das war für den Kopf bestimmt auch einmal gut. Ich habe während der Reha viele spannende Menschen kennengelernt, Tennisspieler, Marathonläufer und viele mehr. Einfach auch einmal an- dere Perspektiven erfahren, das war sehr interessant und das hat mich angetrieben, sodass ich schnellstmöglich wieder auf den Platz wollte. Das tat einfach gut. Der lange Atem und der Optimismus sollten sich aus- zahlen. In der Aufstiegsrelegation nach einer erfolgrei- chen Regionalliga-Saison musstet Ihr im Mai 2016 gegen den VfL Wolfsburg II ran. Nach einer 0:1-Niederlage im Hinspiel standet Ihr im Rückspiel mit dem Rücken an der Wand… Wir wollten unbedingt wieder aufsteigen und nach dem Hinspiel wussten wir, dass wir gewinnen müssen, es ist uns gar nichts anderes übrig geblieben. Und wieder muss ich betonen: Die Fans waren Wahnsinn. Sie haben uns nach vorne getragen und unglaublich gepusht. Gänsehaut. Man hat von Anfang an gesehen, dass wir unbedingt ge- winnen wollten. Alle gemeinsam haben wir das unbedingt gewollt, das hat man im ganzen Stadion gespürt. Mit dem Elfmeter, den ich zum Glück getroffen habe, ist das Spiel in die richtige Richtung gegangen. Man hat gesehen, die ganze Stadt stand hinter dem Verein. Jeder hat Vollgas ge- geben und am Ende hat es zum Glück gereicht. Es war eine riesige Erleichterung, als der Schlusspfiff kam. Bei mei- nem Elfmeter ist mir tatsächlich nicht viel durch den Kopf gegangen. Mir war klar: Den musst Du einfach machen. Das war auch mein erster Elfmeter für Regensburg und ich habe die Verantwortung bewusst übernommen, weil ich gut im Spiel war und Selbstvertrauen hatte. Dieses hatte ich in den Monaten zuvor gesammelt. Nach meinem Come- back im Februar 2016 hat der damalige Trainer Heiko Herrlich auf mich gesetzt und mir vertraut, das war sehr wichtig. Foto: Gatzka " Mir war klar: Den musst Du einfach machen." 17 JAHNZEITAUSGABE OKTOBER 2023In der Drittliga-Saison 2016/17 seid ihr gut in der 3. Liga gestartet. Was hat Eure Mannschaft damals ausgezeichnet? Wir hatten keine großartigen Einzelspieler, sondern es hat immer die Mannschaft im Vordergrund gestanden. Es hat je- der für jeden alles gegeben und das hat uns ausgemacht. Wir sind in jedes Spiel gegangen und haben gesagt, egal ob wir hinten oder vorne liegen, wir gewinnen das Spiel. Wir kön- nen jeden Rückstand drehen. Wir hatten in der Mannschaft so viele Spieler, die so viel Biss und Mentalität gehabt haben, die jedes Spiel gewinnen wollten. " Es hat jeder für jeden alles gegeben" Habt Ihr in dieser Spielzeit daran geglaubt, am letzten Spieltag gegen Preußen Münster in einem Finale um den Aufstieg zu stehen? Wir haben immer daran geglaubt. Damit gerechnet haben wir aber nicht. Es hatte ja keiner gedacht, dass wir da oben mit- spielen können. Im letzten Spiel in Münster haben wir uns gesagt: Jetzt haben wir es so weit geschafft, warum sollten wir das denn nicht trotzdem schaffen. Wir sind ins Spiel ge- gangen, jeder hat den anderen gepusht, über die ganze Sai- son hinweg schon. Es hat nie Streitigkeiten gegeben. Von den Charakteren her war das sehr speziell. In der Saison hat es uns auch ausgemacht, dass wir vom Kern her von der Regio- nalliga-Saison gleich geblieben sind und die Führungsspie- ler immer noch das Jahn Trikot trugen. Diese Begegnung war für den SSV Jahn Regensburg ein ein- zigartiges Spiel. In der 83. Minute bekam die Jahnelf einen Elfmeter zugesprochen, den du zum entscheidenden 1:0 verwandelt hast. Was ging dir zu diesem Zeitpunkt durch den Kopf? Ich hatte in der Saison bereits sieben oder acht Elfmeter ge- troffen und nur ein oder zwei verschossen. Seit dem Wolfs- burg-Spiel bin ich mir immer bei den Elfmeter angetreten und deswegen bin auch gegen Münster an den Punkt. Natürlich trage ich Verantwortung für einen solch wichtigen Elfmeter und ich trage diese gerne. Sowas kann dann auch in die Hose gehen, dann muss ich aber Mann genug sein, dass ich einfach dazu stehen, wenn ich verschieße. Eine lustige Anekdote: Der Marco Grüttner hatte am Vorabend noch zu mir gesagt, dass ich das Spiel per Elfmeter entscheide (lacht). Dann musste es natürlich so kommen. Ich war aber echt froh, dass ich den Elfer verwandelt habe und wir das so wichtige Spiel letztlich ge- wonnen haben. Du hast Marco Grüttner, den damaligen Kapitän, angespro- chen. Wir sind heute noch sehr gut befreundet. Wenn er in Regens- burg ist, treffen wir uns häufig. Wir haben uns auf und neben dem Feld gut verstanden, zudem haben sich unsere Frauen mit den Kindern sehr oft getrof- fen. Es hat sich eine tolle Freund- schaft entwickelt. Das wird hoffent- lich eine Freund- schaft auf ewig bleiben, weil wir einfach gleich ticken. Andi Geipl trifft per Strafstoß gegen Münster und sichert die Aufstiegs- relegation 2017. Foto: Gatzka JAHNZEITAUSGABE OKTOBER 2023 18Mit den anschließenden Relegationsspielen gegen den TSV 1860 München bist du auf deinen Jugendverein getroffen. Wie hast du die beiden Spiele erlebt? Ich habe irgendwie gehofft, dass es Sechzig wird. Wir hatten unglaubliches Selbstbewusstsein, während sich der TSV 1860 in den Wochen zuvor sehr schwer getan hat . Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem entschieden wurde, gegen wen wir spielen. Ich habe ein Spiel von meiner Frau geschaut und im Vereinsheim lief die Konferenz der 2. Bundesliga. Ehrlich gesagt habe ich in diesem Fall vom Spiel meiner Frau sehr we- nig mitbekommen (schmunzelt). Ich wollte unbedingt wissen, gegen wen wir spielen. Am Ende war das für mich natürlich eine super Geschichte mit dem Duell. Ich hatte so viele Ver- bindungen zu den Sechzigern, zudem spielten wir in der Alli- anz Arena. Das waren dann natürlich auch besondere Spiele. Der TSV 1860 hatte sehr gute Einzelspieler in seinen Reihen, aber war von außen betrachtet als Mannschaft keine Einheit auf dem Platz. Wir aber waren ein absolutes Team und wir wussten, dass wir so eine Chance nicht oft kriegen. Wie sehr schweißen solche Erfolge und Erlebnisse die ein- zelnen Charaktere in einer Mannschaft zusammen? Das ist wirklich sehr speziell. Wenn du Erfolge feiern kannst, dann schweißt das enorm zusammen. Noch wichtiger ist mei- ner Meinung nach aber: Du musst auch mit Niederlagen umge- hen können. Wenn du ein Spiel verlierst, geht es darum, dass du das als komplette Mannschaft auffängst und es nicht zu Schuldzuweisungen kommt. Das macht auch eine Mannschaft aus. Wenn einer einen individuellen Fehler begeht, baut man ihn auf. Wie liefen denn die Feierlichkeiten nach dem überraschen- den Aufstieg ab? (lacht) Die waren dann natürlich auch grandios. Der ganze Ver- lauf des Spiels, das Stadion dazu, das war einfach sensationell. Bei der Feier auf der Heimfahrt ist uns das Bier ausgegangen, dann sind wir an die Tankstelle gefahren und haben uns neues geholt. In Regensburg haben wir dann noch gemeinsam ge- gessen und dann drei Tage lang gefeiert - zurecht muss man sagen. Es war eine geile Truppe und das ganze herum hat auch gepasst. Die Sai- son war super und der Aufstieg war die Krönung. In der ersten Saison in der zweiten Liga 2017/18 führte Euch der dama- lige Chef-Trainer Achim Beierlorzer zum erstmaligen Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. Was hat Euch in dieser Spielzeit so stark gemacht? War die Jahn Spielidee mit ausschlaggebend? Achim als akribischer Trainer hat der Mannschaft sehr viel gegeben. Er hat immer gewusst, was wir als Mannschaft brauchen. Achim ist als Fußballlehrer und als Mensch top, er ist ein ab- soluter Siegertyp. Ich werde nie das Spiel gegen Düsseldorf im Februar 2018 vergessen, als wir nach 18 Minuten 0:3 hin- ten lagen. Mitte der ersten Halbzeit haben wir uns in einer kleinen Pause als Mannschaft versammelt und uns gesagt, dass wir das Spiel nicht verlieren werden. Die Fans und das Stadion haben uns dann von draußen aus gepusht und immer positiv begleitet, nie negativ. Dann haben wir das verrückte Spiel noch 4:3 gedreht, das war der Wahnsinn. Das hat uns als Mannschaft ausgezeichnet mit diesem Zusammenhalt und Siegeswille. " Der Charakter ist bei uns das A und O" Nun ist Achim Beierlorzer nach seiner Zeit als aktiver Trainer als Geschäftsführer Sport zurück beim SSV Jahn. Wie erlebst Du seine Rolle? Für ihn ist das eine neue Aufgabe, in die er gerade hinein wächst. Die Verpflichtungen, die er getätigt hat, sind schon einmal sehr gut gewesen. Von den Charakteren her haben wir wieder eine klas- se Mannschaft. Man sieht, wor- auf er schaut und was ihm wichtig ist. Wenn es vom Charakter her nicht passt, dann passt es auch einfach mit Re- gensburg nicht. Der Charakter ist bei uns das A und O. Foto: Gehr Foto: Janne Gute Freunde: Marco Grüttner und Andi Geipl. Foto: Gatzka 19 JAHNZEITAUSGABE OKTOBER 2023Next >